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Riesen-Geduld mit Brown zahlt sich aus

Kommt immer besser in Fahrt: Ludwigsburgs Barry Brown. Foto: Baumann
Kommt immer besser in Fahrt: Ludwigsburgs Barry Brown. Foto: Baumann
Auch gegen das Tabellenschlusslicht Gießen 46ers setzen die MHP-Riesen Ludwigsburg auf Barry Brown. Nach Anlaufschwierigkeiten kommt der Aufbauspieler immer besser in Fahrt.

Ludwigsburg. Flink dribbeln, die Mitspieler sehen, treffsicher werfen – dass Barry Brown viele Fähigkeiten besitzt, die er im Zweifel auch gleichzeitig ausüben kann, hat er im Trikot des Basketball-Bundesligisten MHP-Riesen Ludwigsburg bereits mehrfach in dieser Saison bewiesen. Vor dem Spiel des Ludwigsburger BBL-Spitzenreiters gegen Schlusslicht Gießen 46ers (heute 20.30 Uhr/Magentasport) beweist der 24-jährige US-Amerikaner Brown per Videotelefonie noch eine weitere Begabung: ein Interview führen und gleichzeitig kochen. Dabei sei vorweggenommen, dass an Browns selbst gemachten Eier-Sandwiches, die er am Ende des Interviews präsentiert, zumindest optisch nichts auszusetzen bleibt. Und auch über seine bisherige Saison in Ludwigsburg liefert Brown interessante Einblicke.

„Ich habe definitiv Zeit gebraucht, um mich anzupassen“, sagt Brown über seine schwierigen ersten Wochen in Deutschland. Seine erste Profistation außerhalb der USA, wo er vor seinem Wechsel nach Ludwigsburg im Sommer 2020 in der G-League für die Iowa Wolves auflief, sei eine „andere Erfahrung“.

Nun ist es nichts Neues, dass sich US-Akteure auf europäischem Boden zu Beginn schwertun. Das jüngste Beispiel in Ludwigsburg zeigt, wie schnell ein solches Abenteuer auch wieder enden kann. Ganze 17 Tage lagen zuletzt zwischen der Verpflichtung Austin Wileys, samt beinahe überschwänglichem Lob von Trainer John Patrick, und Wileys Abgang nach Trier. „Defensive Energie und viel Potenzial, was uns langfristig weiterhelfen wird“, hatte sich Patrick nach Wileys Verpflichtung vom Center versprochen, ehe wenig später feststand, dass Wiley doch nicht in das System Patrick passt.

Zwischen Kritik und Höchstleistungen

Doch der Riesen-Coach ist zugleich dafür bekannt, seinen Spielern im Zweifel auch die Zeit zu geben, sich anzupassen – vorausgesetzt, sie sind offen für seinen defensivorientierten Basketball und die typische Ganzfeldverteidigung. Beste Beispiele dafür sind Desi Rodriguez, der nach extremen Anlaufschwierigkeiten immer besser in Schwung kommt, und eben Barry Brown. Der 1,92 Meter große Guard kam in seinen ersten drei BBL-Partien auf nur 18 Punkte in Summe, stand bei der einzigen Niederlage gegen Bayern München nur elf Minuten auf dem Parkett.

„Die Konstanz unserer G-League-Guys ist einfach nicht da“, monierte Patrick zudem nach dem 85:73-Sieg gegen Rasta Vechta kurz vor Weihnachten und meinte damit jene US-Amerikaner Rodriguez und Brown. Letzterer wird als Verstärkung von der Bank seitdem immer wichtiger, legt mittlerweile 15 Punkte im Schnitt auf. „Ich habe das Gefühl, dass mir der Trainer vertraut“, sagt Brown und versichert, von Patricks Schelte in der Pressekonferenz nach dem Vechta-Spiel gar nichts mitbekommen zu haben. „Ich würde solch eine Kritik eh nicht persönlich nehmen“, so Brown. Drei Tage nach dem Sieg gegen Vechta ließ er eine 28-Punkte-Gala gegen Chemnitz folgen.

Der in Florida geborene Brown, der vier Jahre für die Kansas State Wildcats College-Basketball spielte, galt vor seinem Wechsel nach Deutschland als starker Verteidiger. 2019 wurde er zum besten Defensivspieler seiner Division-1-Conference gewählt, wurde aber dennoch bei der jährlichen NBA-Talente-Auswahl (Draft) nicht berücksichtigt.

Nun zählt er in der BBL zu den athletischsten Aufbauspielern, ist mit seiner Geschwindigkeit, gepaart mit Treffsicherheit aus der Distanz, nur schwer zu verteidigen. „Wenn ich aufs Feld komme, wollen meine Trainer und Mitspieler mich im Angriffsmodus sehen“, sagt Brown. Hinzu kommt die Lockerheit, die Brown an den Tag legt. So ist es nichts Außergewöhnliches, den 24-Jährigen beim Warmmachen vor Spielen zwischen Würfen und Korblegern auch rhythmisch tanzend zu sehen. „So bin ich eben“, lacht Brown, auf diese Routine angesprochen. „Dadurch bin ich in meinem Element.“

Die Musikauswahl vor dem Spiel obliegt bei den Riesen im Übrigen jede Woche einem anderen Spieler. Heute Abend wird Andrew Warrens Playlist durch die zuschauerleere MHP-Arena hallen, wenn sich die Riesen für das Gießen-Spiel warmmachen. „Da erwarte ich ein paar alte Hits, vielleicht Old-School-Rap“, schätzt Brown den Musikgeschmack seines neun Jahre älteren Mitspielers ein.

Als Brown dann ein exklusiver Einblick in die Playlist Warrens für Samstagabend gewährt wird, steigt bei Brown die Vorfreude auf das Spiel. „Die meisten Lieder davon kenne ich“, sagt er. Gut möglich also, dass er auch gegen das Schlusslicht wieder in seinem Element sein wird – zum Glück für die Riesen, denn „in dieser Liga kann jeder jeden schlagen“, warnt Brown vor der Partie gegen den Tabellenletzten und widmet sich nach dem Gespräch seinen Eier-Sandwiches.