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Basketball-Bundesliga
Riesen trotzen dem neuen Meister

Thomas Wimbush (links) lässt Berlins Luke Sikma nicht zur Geltung kommen.
Thomas Wimbush (links) lässt Berlins Luke Sikma nicht zur Geltung kommen.
Alba Berlin ist zum neunten Mal deutscher Basketball-Meister. Auch im zweiten Finalspiel setzten sich die Albatrosse gegen die MHP-Riesen Ludwigsburg durch und gewannen nach dem souveränen 88:65-Hinspielsieg knapp mit 75:74. Dabei hatte das Überraschungsteam aus Schwaben den neuen Meister am Rande einer Niederlage.

München. Auf ein Wunder hatten die MHP-Riesen in diesem zweiten Teil des 80-minütigen Finales schon vor dem Tip-off nicht hoffen dürfen. Dafür war der Vorsprung, den sich der neue deutsche Meister aus Berlin im Hinspiel am Freitagabend mit 23 Punkten erarbeitet hatte, einfach zu groß. Als dann aber gewiss war, dass Ludwigsburgs Topscorer Marcos Knight wie schon im Hinspiel aufgrund seiner schweren Fußverletzung erneut passen musste, und obendrein Zamal Nixon und Cameron Jackson angeschlagen der Härte des dreiwöchigen Turniers zum Opfer gefallen waren, zerschlug sich auch das letzte Fünkchen Hoffnung der Ludwigsburger.

„Es ist immer herzzerreißend, wenn einer unserer Soldaten im Kampf nicht dabei ist – aber wir müssen da draußen für ihn spielen“, sagte Teamkollege Thomas Wimbush bei Magentasport kurz vor der Partie.

Nach dem Spiel dann die große Genugtuung für den 30-jährigen Guard aus den USA: Marcos Knight wurde von den zehn Kapitänen der teilnehmenden Klubs zum besten Spieler des Turniers gekürt. Unter Tränen nahm der Topscorer die MVP-Trophäe entgegen (siehe Seite 21).

So ausweglos die Ausgangslage, so lobenswert, dass sich das Team, das die von der Coronakrise unterbrochene Hauptrunde als Tabellenzweiter abgeschlossen hatte, zu keinem Zeitpunkt hängenließ. Trainer John Patrick hatte seinen Schützlingen überraschende Spielzüge mit auf den Weg gegeben. Harte Defensivarbeit, schnelle Gegenstöße und mutige Distanzwürfe sollten das Mittel sein, dem großen Favoriten doch noch ein Bein zu stellen und das Gesamtergebnis vielleicht sogar mit einem knappen Sieg erträglich zu gestalten. Schließlich galt es, als deutscher Vizemeister ein grandioses Turnier und die beste Saison der Vereinsgeschichte erfolgreich zu Ende zu bringen.

Und tatsächlich gaben sich die Ludwigsburger nicht geschlagen. Jaleen Smith (15 Punkte/6 Assists) zeigte bis zum 11:11-Gleichstand trotz zwei Dreier von Berlins Marcus Eriksson höchste Aggressivität. Dann aber gingen die ersten Würfe daneben. Niels Giffey, zusammen mit Martin Hermannsson Topscorer der Berliner (je 14), stellte das Ergebnis zum Schluss des ersten Viertels erstmals zweistellig (11:21).

„Wir spielen hart, um zu gewinnen“, sagte Smith noch im Halbzeitinterview, „alles ist möglich“. Und tatsächlich hielten er, Jacob Patrick, Wimbush (mit 19 Punkten bester Schütze der Riesen) sowie Lukas Herzog mit einem Vierpunktspiel den Underdog im Spiel. Zwischenzeitlich schrumpfte der Rückstand auf vier Punkte (35:39), ehe ein Dreier von Alba-Youngster Malte Delow den 35:42-Halbzeitstand brachte.

Auch in der zweiten Spielhälfte ließ sich Ludwigsburg nicht abschütteln. Nick Weiler-Babb, Johannes Patrick und Jonas Wohlfarth-Bottermann nahmen Fahrt auf, am Ende hätte es beinahe noch zum Sieg gegen den neuen deutschen Meister gereicht. Spätestens als Trainer John Patrick seinem Kapitän „WoBo“ mit der Medaille des Vizemeisters ehrte und der Kapitän den Handschlag an seinen erfolgreichen Coach zurückgab, waren die Strapazen der vergangenen drei Corona- und Finalturnier-Wochen vergessen.