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Deutsche Eishockey-Liga
Bietigheim Steelers jubeln über 5:3-Derbysieg bei den Schwenninger Wild Wings

C.J. Stretch (von links), Riley Sheen, Evan Jasper und Jalen Smereck gehören beim wichtigen Auswärtssieg bei den Wild Wings zu den Protagonisten im Steelers-Kader. Foto: Eibner
C.J. Stretch (von links), Riley Sheen, Evan Jasper und Jalen Smereck gehören beim wichtigen Auswärtssieg bei den Wild Wings zu den Protagonisten im Steelers-Kader. Foto: Eibner
Gerangelt, getroffen und gejubelt: Die Bietigheim Steelers haben sich nach der mehrwöchigen Olympia-Pause eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit 5:3 gewannen die Bietigheimer im Abstiegskampf der Deutschen Eishockeyliga (DEL) ein emotionales Baden-Württemberg-Derby bei den Schwenninger Wild Wings.

Villingen-Schwenningen.. Neue Freundschaften im nur eineinhalb Autostunden entfernten Villingen haben C.J. Stretch und Riley Sheen gestern wohl nicht geschlossen. Das Angriffsduo der Bietigheim Steelers hatte in dieser Saison in der Deutschen Eishockey-Liga schon mehrfach gezeigt, wie gut es mit der Scheibe umgehen kann. Beim hitzigen 5:3 (2:1, 1:2, 2:0)-Derbysieg gestern Abend bei den Schwenninger Wild Wings wurden die beiden allerdings nicht nur wegen ihres zweifelsohne begnadeten Eishockey-Spiels zum Feindbild der Heimzuschauer in der Helios-Arena. Als Protagonisten eines umkämpften Auswärtssieges sorgten beide für mehrere Pfeifkonzerte bei der Fan-Rückkehr in die Helios-Arena. Sheen traf dreifach, Stretch sammelte drei Assists. Zuvor waren beim Bietigheimer 5:2-Sieg Ende November Zuschauer in der Helios-Arena zugelassen gewesen. Auch damals hatten Sheen und Stretch getroffen.

Gestern überließen die Steelers zu Beginn den Gastgebern die Scheibe, allerdings nicht ohne Hintergedanken. Denn schon beim ersten aussichtsreichen Puckgewinn schalteten die Gäste blitzschnell um. Evan Jasper und Riley Sheen hatten plötzlich nur noch einen Verteidiger vor sich und Sheen ließ sich die Chance zum 1:0 nicht nehmen. Erstmals sprangen die rund 100 mitgereisten Steelers-Fan von ihren Sitzen auf (3. Minute).

Im Anschluss musste Sami Aittokallio sein Können unter Beweis stellen. Der 29 Jahre alte Finne im Steelers-Tor parierte im Eins-gegen-Eins sowohl gegen Alexander Karachun (5.) als auch gegen Jordan George (13.). Erst als die Scheibe zu Karachun sprang und der Top-Angreifer der Wild Wings am schnellsten reagierte, war Aittokallio machtlos. Zwischen seinen Schonern rutschte der Puck ins Tor (13.).

Bietigheim reagierte wie eine Spitzenmannschaft und nicht wie ein Tabellenschlusslicht. Seelenruhig hielten die Ellentäler die Scheibe im gegnerischen Drittel, ehe Stretch erneut Sheen fand. Der Kanadier netzte per Direktabnahme ein (16.). Da die Steelers auch eine Schwenninger Druckphase überstanden, nahmen sie eine 2:1-Führung in den Mittelabschnitt.

In diesem verflachte das Spiel. Es war, wie sich später herausstellte, die Ruhe vor dem Sturm. Acht Minuten geschah auf dem Eis aber zunächst überhaupt nichts. Erst ein Katastrophen-Fehlpass von Steelers-Kapitän Constantin Braun ermöglichte den Gastgebern den erneuten Ausgleich. Karachun und George spielten sich in aller Ruhe den Puck hin und her, ehe George zum 2:2 abschloss (28.).

Auf die Rangelei folgt das Tor

Endgültig wiederbelebt wurde das Derby in der 33. Minute – und wie. Auf dem Eis gerieten Stretch und Wild-Wings-Kapitän Travis Turnbull aneinander. In die wilde Rangelei vor dem Steelers-Tor waren auch Sheen sowie Schwenningen-Angreifer Boaz Bassen verwickelt. Alle vier mussten auf die Strafbank. Doch auch damit war diese Akte noch nicht geschlossen. Auf zehn Meter Entfernung schrien sich Turnbull und Stretch durch die Plexiglasscheiben an und stachelten das Publikum (2607 Zuschauer) zusätzlich an.

Gerade einmal 20 Sekunden hatten sich beide gesetzt, da lagen sich die blau-weißen Fans in den Armen: Nach einer unübersichtlichen Aktion vor dem Bietigheimer Tor staubte erneut George zum 3:2 ab. Da auch Aittokallio bei der Aktion mit ins Tor geflogen war, wurde der Videobeweis herangezogen. Doch es blieb zum Leidwesen der Gäste beim Treffer (33.).

Die Atmosphäre war nun aufgeheizt, das Momentum zugunsten der Gastgeber gekippt. Und die Steelers? Schlugen eiskalt zurück. Valentin Busch, der im ersten Drittel zweimal knapp sein erstes DEL-Tor im Steelers-Trikot verpasst hatte, drückte die Scheibe zum 3:3 ins Netz (37.).

Im Schlussabschnitt gab es keine Zeit zum Durchschnaufen: Erst gerieten Bietigheims Jalen Smereck und John Ramage aneinander – beide mussten dafür auf die Strafbank –, dann standen wieder Sheen und Stretch im Mittelpunkt. Zunächst checkte Stretch im eigenen Drittel seinen Gegner regelkonform weg, auf der anderen Seite nutzte Sheen den Scheibengewinn seines Teamkollegen zum 4:3 (48.). Die Folge war ein gellendes Pfeifkonzert, während die Bietigheimer Streithähne zum emotionalen Jubel abdrehten. „Er braucht nicht viele Chancen, um Tore zu machen“, freute sich Trainer Daniel Naud nach Spielende über Sheens Effizienz. Erst am Mittag war bekannt geworden, dass Naud seinen Vertrag verlängert hat und auch in der kommenden Saison für die Steelers an der Bande stehen wird.

Dass das in der ersten Liga sein wird, ist nach gestern Abend ein Quäntchen wahrscheinlicher geworden. Die endgültige Entscheidung besorgte Evan Jasper mit seinem überlegten Abschluss in den Torwinkel (54.). „Es war nicht schön, aber die drei Punkte sind sauwichtig“, sagte Naud. „Man will immer in der bestmöglichen Liga trainieren, das war ein weiterer Schritt.“