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interview
„Bisher haben alle Sponsoren zugesagt“

Bleibt Optimist: Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch plant unter schwierigen Bedingungen die neue Saison.Foto: Baumann
Bleibt Optimist: Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch plant unter schwierigen Bedingungen die neue Saison. Foto: Baumann
Planungen für die neue Saison gestalten sich angesichts der Coronakrise oft alles andere als einfach. Geschäftsführer Volker Schoch vom Eishockey-Zweitligisten Bietigheim Steelers kann aber schon auf positive Signale der Sponsoren verweisen.

Bietigheim-Bissingen. Nach einer Spielzeit, die für die Steelers ungewöhnlich früh nach der Play-off-Qualifikation endete und unmittelbar danach wegen der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde, hat sich Schoch bereits an die Vorbereitungen für eine Saison gemacht, in der es auch um den Aufstieg in die Eliteliga DEL geht.

Zu Beginn noch mal ein kurzer Rückblick auf die abgelaufene Saison, die ja enttäuschend verlief. Mit etwas Abstand: woran hat es in erster Linie gehakt?

Volker Schoch: Die Mannschaft hat es nicht geschafft, konstant ihre Leistung abzurufen. Punkt! Die Spieler haben alles bekommen, was sie brauchen. Nach dem Wechsel von Trainer Hugo Boisvert zu Marc St. Jean hat sich aber nicht viel getan. Das Potenzial war da, wurde aber nicht abgerufen, obwohl die Trainer viel Input gegeben haben. Die Spieler wissen selbst, dass sie nicht abgeliefert haben. Wir sind zwar noch in die Pre-Play-offs gekommen, Aber da hat man die Spiele durch individuelle Fehler aus der Hand gegeben.

Haben Sie selbst auch etwas unterschätzt in der Planung, wo man rückblickend sagt, das hätte ich vielleicht anders machen sollen?

Den Prozess der Veränderung haben wir vielleicht etwas unterschätzt. Mir war aber von Anfang an klar, dass es eine schwierige Saison werden wird mit Hugo Boisvert, der zuvor schon Probleme hatte. Das Umfeld war bereits unzufrieden. Wir sind unseren Weg weitergegangen, haben noch Nachverpflichtungen getätigt und auch noch einen Mentaltrainer geholt. Wirtschaftlich sind wir in ruhigem Fahrwasser geblieben. Sportlich sind wir natürlich nicht zufrieden mit dem Verlauf, auch wenn man feststellen muss, dass die ganze Liga zusammengerückt ist. Einige Clubs haben viel Geld in die Hand genommen.

Torhüter Stephon Williams hat die Steelers verlassen, acht Spieler hatten noch einen Vertrag für die kommende Saison. Es wird ja sicher noch die eine oder andere Veränderung geben im Kader, auch mit weiteren Abgängen.

Ja natürlich. Alles ist zu hinterfragen. Keiner hat so abgeliefert, dass man ihn unbedingt halten muss.

Aber noch befindet man sich in Gesprächen oder sind schon weitere Entscheidungen gefallen?

Nein, die Gespräche laufen. Man kann aufgrund der Coronakrise aber schwer mit ausländischen Spielern planen.

Vorrang dürfte momentan die Suche nach einem neuen Trainer haben, oder?

Das ist die allererste Entscheidung, die getroffen wird. Und dann auch die Suche nach dem Sportlichen Leiter.

Wie weit sind Sie da gekommen?

Es läuft. Wir haben über 50 Bewerbungen. Wir haben die nötige Auswahl und somit keinen Stress. Wir wissen, welche Art von Trainer wir haben wollen. Er muss mit den Erwartungen und dem Druck, der hier in Bietigheim herrscht, umgehen können. Das sind die Dinge, die wir prüfen müssen und dann werden wir rechtzeitig zu einer Entscheidung kommen.

Können Sie denn derzeit aufgrund der Coronakrise überhaupt Verträge mit Trainern oder Spielern machen, oder ist das schwierig?

Wenn die Saison wegen Corona nicht beginnen sollte, hat der Vertrag keine Gültigkeit.

Übernimmt Marc St. Jean, der bis zum Ausscheiden in den Pre-Play-offs Steelers-Coach war, weiter eine Funktion im Club?

Aktuell kein Kommentar zu diesem Thema.

Wie sieht es denn bei den Sponsoren der Steelers aus, die ja auch von der Krise betroffen sind – mehr oder weniger?

Ich habe im Februar Gespräche angefangen. Wir sind von den aktuell unterschriebenen Sponsorenverträgen sehr positiv überrascht. Bisher haben alle zugesagt, gestrichen hat noch keiner. Mancher hat sogar noch mehr gemacht als vergangene Saison. Ich hoffe, dass es so bleibt. Die Bereitschaft, uns zu unterstützen, ist absolut da.

Ist das in diesen Zeiten vielleicht sogar ein kleiner Vorteil, dass die Bietigheim Steelers nicht fast ausschließlich auf einen Hauptsponsor angewiesen sind?

Das ist ja das, was ich schon immer sage: ich brauche die Breite. Wenn dann mal Geldgeber wegfallen, kann man das wieder ausgleichen.

Wobei Sie ja immer auch auf der Suche nach einem Hauptsponsor sind.

Was heißt auf der Suche, man sucht immer nach Sponsoren. Aber ich mag diesen Begriff Hauptsponsor nicht. Ich suche auch große Sponsoren. Aber die Abhängigkeit von einem Hauptsponsor hat Bietigheim einmal erlebt und man hat gesehen, wohin das geführt hat. Wir brauchen aber sicher auch große Sponsoren mit einem sechsstelligen Betrag, die 80 Prozent oder 60 Prozent des Sponsoring-Budgets abdecken. Aber ich bin natürlich dankbar für jeden Kleinsponsor.

Wie sieht es mit dem Sparkurs bei den Steelers aus, hat der Club noch Altlasten abzutragen?

Ja, das ist ein Prozess. So lange wir unsere Lizenzen bekommen, wir die Spieler pünktlich bezahlen und unsere Gläubiger bedient haben, haben wir einen guten Job gemacht. Es hat noch kein Spieler oder Lieferant sein Geld nicht bekommen. Da sind wir sehr seriös unterwegs und daran wollen wir auch künftig festhalten.

Ein Ausblick auf die nächste Saison, wenn denn ab August/September vielleicht alles wieder normal läuft. Dann wird es ja einen Aufsteiger in die Deutsche Eishockey-Liga geben. Frankfurt, Kassel und Dresden haben sicher starke Ambitionen, hochzugehen. Und da würde Bietigheim sicher auch gerne mitmischen?

Da wollen wir eine Rolle spielen, wenn es um den Aufstieg geht. Aber immer verbunden mit solidem Wirtschaften. Wir werden nicht alles auf eine Karte setzen, Harakiri machen wir nicht. Das Ziel ist natürlich zuerst besseres Eishockey zu spielen als in der abgelaufenen Saison, woran auch der Zuschauer wieder Spaß hat. Und auch die Spieler, denn denen macht Verlieren auch keine Freude.