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Interview
Platz 13 wäre für Steelers-Trainer Daniel Naud erneut ein Riesenerfolg

Sucht noch zwei weitere Kontingentspieler: Daniel Naud, Sportlicher Leiter der Steelers.Foto: Baumann
Sucht noch zwei weitere Kontingentspieler: Daniel Naud, Sportlicher Leiter der Steelers. Foto: Baumann
Der Coach des Eishockey-Erstligisten nimmt auch vor der zweiten Saison der Bietigheimer im Eishockey-Oberhaus die Rolle des Underdogs an. Gelingt wieder der Ligaerhalt, wäre das ein großer Erfolg für das „gallische Dorf“ der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Bietigheim-Bissingen.. Dafür wurde der Kader im Ellental zwangsläufig verändert. Denn schmerzhafte Abgänge wie der von DEL-Toptorjäger Riley Sheen blieben nicht aus, doch von den acht Neuzugängen verspricht sich Naud einiges, wie er im LKZ-Interview verriet.

Die Steelers haben ihren Kader sehr früh komplett gehabt, vor allen anderen DEL-Teams. Lief da alles nach Wunsch?

Daniel Naud: Das ging ganz gut. Wir haben Spieler gefunden, die in unser Budget passen und die auch Erfahrung in verschiedenen Topligen haben, wenn auch nicht in der NHL. Und es hat auch charakterlich gepasst.

Und das Scouting fängt dann schon relativ früh an, oder?

Jein. Wir haben in Bietigheim nicht die Möglichkeit, offiziell einen Scout zu haben, aber die Spieleragenten schicken ihre Liste und wir schauen, wer interessant für uns ist. Heutzutage haben wir im Internet diese Plattform, auf der man sehr viele Spiele anschauen kann. Man kann alles gucken, was nötig ist. So kann man beispielsweise auf einen Spieler klicken, dann sieht man nur ihn und nicht das Spiel. Wenn man einen Mittelstürmer sucht, wie jetzt bei uns mit Chase Berger, kann man sich nur die Bullys ansehen. Das ist wirklich hilfreich.

Wie weit ist ihr Co-Trainer Fabian Dahlem mit eingebunden in die Spielerverpflichtungen. Schaut er als ehemaliger Torhüter verstärkt auf die Keeper?

Ja, er hat natürlich einen Blick auf die Torhüter. Aber ich will auch seine Meinung hören, wenn ich einen Spieler für interessant halte.

Apropos Torhüter: Die Steelers gehen erneut dem Duo Sami Aittokallio und Cody Brenner in die Saison. Dazu kommt noch wie zuletzt Youngster Leon Doubrawa. Sind die Rollen da klar verteilt?

Ja, im Moment ist es klar, dass Sami die Nummer eins ist und Cody die Nummer zwei. Leon ist derzeit beim Oberligisten Lindau, unserem Kooperationspartner.

Damit trägt Aittokallio wieder viel Verantwortung.

Er hat sich eine Basis verschafft, ist wahnsinnig fleißig und topfit. Wahrscheinlich der fitteste Spieler in der Mannschaft. Er muss in seinem Alter (30, Anmerkung der Redaktion) lernen, etwas dosierter zu trainieren, aber dafür mit etwas mehr Qualität, so dass er auf diesem Level bleibt. Was er da in den letzten zehn Jahren investiert hat, sollte sich jetzt auszahlen.

Um noch einmal zu den Kriterien bei der Spielersuche zurückzukommen. Sie hatten schon vor der vergangenen Saison gesagt, dass Sie beispielsweise bei einem Stürmer nicht nur schauen, wieviel Tore er schießt und wieviel Vorlagen er gibt, sondern wie er auch für das Team in der Defensive arbeitet. Das hat sich nicht verändert?

Es gibt Videos von den Spieleragenten, da siehst du nur die Tore oder die guten Sachen. Aber es gibt auf der schon angesprochenen Internet-Plattform auch die Möglichkeit, die Schaltfläche „grobe Fehler“ anzuklicken. Wenn da dann wenig kommt, weiß man, dass der Spieler verantwortungsvoll spielt. Das war für mich wichtig. Alle Spieler, die wir jetzt geholt haben, können Akzente nach vorne setzen, aber auch gut nach hinten arbeiten.

Die Steelers haben acht neue Spieler geholt. Ist die Integration ins Team während der Vorbereitungsphase schon gelungen?

Ich glaube ja. Und die Spieler, die schon länger bei uns sind, haben dabei auch einen guten Job gemacht.

Mit Riley Sheen hat Bietigheim den Toptorjäger der Liga verloren, der zum schwedischen Champions-League-Sieger Rögle BK gegangen ist. Dass er 40 Tore macht, konnte man vor der vergangenen Saison auch nicht wissen, oder?

Sonst hätte ich gewettet und Geld verdient (lacht).

Aber es ist schon ein schmerzlicher Abgang, denn 40 Tore sind sicher schwer zu ersetzen.

Selbstverständlich. Aber Riley hat auch seine Zeit gebraucht. Im dritten Spiel der vergangenen Saison hat er nicht gespielt, weil ich mit seiner Defensivarbeit nicht zufrieden war. Obwohl er dann defensiv gut gearbeitet hat, hat er trotzdem noch 40 Tore geschossen. Als Trainer bin ich fest davon überzeugt, dass man erst gut defensiv spielen muss, bevor man vorne die Tore schießen kann. 40 Tore sind natürlich eine Menge und es gibt keinen Spieler, der ihn ersetzen kann, aber ich glaube, als Mannschaft können wir ihn ersetzen.

Mit 25 Spielern haben die Steelers einen relativ kleinen Kader, verglichen mit den anderen DEL-Teams. Zwei Ausländerlizenzen sind noch offen, die man aber nur im Fall von Verletzungen etc. vergeben würde. Oder wie sind da die Überlegungen?

Jetzt ist nichts geplant. Eine Lizenz würden wir, wie schon in der letzten Saison, für einen Torhüter behalten. Wir haben ja gesehen, wie wichtig es war, als wir am Ende der vergangenen Runde mit Tom McCollum noch einen Keeper holen konnten. Bei der anderen Lizenz werden wir abwarten, wie es läuft. Momentan sind jedenfalls keine Verpflichtungen geplant.

Wenn man sich umhört, tippen die meisten Experten Bietigheim als ersten Absteiger.

Das kann man durchaus nachvollziehen.

Stört Sie aber auch nicht?

Überhaupt nicht. Ich sehe die Sache immer realistisch. Wenn man unser Budget sieht im Vergleich zu einigen anderen Mannschaften in der DEL, das sind zwei Welten. Das ist eine Riesenherausforderung. Als wir Meister wurden in der zweiten Liga, da waren wir nicht die Favoriten, sondern Frankfurt oder Kassel. Letzten Jahr als DEL-Aufsteiger waren wir die Topfavoriten auf den Abstieg. Aber selbst wenn es zwei Absteiger gegeben hätte, wären wir immer noch in der DEL geblieben.

Und hättet ja fast noch die Pre-Playoffs erreicht.

Ja, bis vier Spiele vor Ende der Hauptrunde war das noch möglich für uns. Aber am Ende haben wir keine Energie mehr gehabt. Und deswegen, dass man uns wieder als Absteiger handelt, das ist in Ordnung. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an.

Aber das Ziel ist wieder ganz klar: Die Steelers wollen mindestens zwei Mannschaften hinter sich lassen?

Ja, weil es vielleicht zwei Absteiger geben wird.

Platz 13 wie in der Vorsaison wäre also erneut ein Riesenerfolg?

Ja.

Kann man schon sagen, wie die erste Reihe aussieht?

Das muss sich noch finden, was am besten passt. Und ich hoffe, dass Constantin Braun etwas weniger Eiszeit als zuletzt bekommt (über 24 Minuten im Schnitt pro Spiel, Anm. der Redaktion). Das heißt dann, dass die Verpflichtungen, die wir gemacht haben, gut waren. Die Saison wird jedenfalls kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon. Wir müssen zwar auch gut starten, aber dann schauen, dass wir uns stetig verbessern.