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Eishockey
Silbercoup soll vergoldet werden

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Begeisterung für Eishockey, wie hier beim Training der Bietigheimer U 19, erhoffen sich die deutschen Eishockey-Clubs.Archivfoto: Baumann
Nach Olympia-Silber stellt sich das deutsche Eishockey auf einen neuen Hype ein. Die Euphorie soll genutzt werden. „Wenn man das nicht vergoldet, dann wäre das der größte Fehler überhaupt“, sagt der Sportdirektor. Auch der SC Bietigheim-Bissingen erhofft sich mehr Nachwuchs – und eine durchlässige Ligenstruktur.

Pyeongchang. Das Eishockey-Wunder von Pyeongchang soll in der Heimat vergoldet werden. Nach dem Silber-Wahnsinn und einer wilden Partynacht stellte sich das Olympia-Sensationsteam von Bundestrainer Marco Sturm beim Rückflug nach Frankfurt auf einen neuen Hype ein.

Anders als nach dem Coup mit Platz vier bei der Heim-WM 2010 soll der Boom diesmal genutzt werden. „Wir wollen besser werden, wachsen, größer werden. Ich glaube schon an einen Schub“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB), Franz Reindl, nach dem knapp verpassten Olympiasieg.

Versäumnisse wie 2010, als die Euphorie schnell verpuffte, will der DEB unbedingt vermeiden. „Wenn man das nicht vergoldet, dann wäre das der größte Fehler überhaupt“, sagte Sportdirektor Stefan Schaidnagel und kündigte Gespräche an: „Wir setzen uns nach Olympia noch mal zusammen. Wir müssen uns überlegen, wie wir uns nachhaltig erfolgreich aufstellen.“

Auch hinter den Kulissen hat sich seit der Heim-WM vor acht Jahren beim Verband vieles gewandelt. Im Sommer 2014 löste Reindl, Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976, den umstritten Uwe Harnos als Präsidenten ab. Der frühere Nationalspieler richtete ein neues Präsidium mit Daniel Hopp, Berthold Wipfler und Marc Hindelang ein, entwickelte neue Ideen und Ziele. Inzwischen ist der DEB, der lange in finanziellen Problemen steckte, konsolidiert. Wie der Gewinn von der Heim-WM 2010 schnell aufgebraucht werden konnte und Minusbeträge in sechsstelliger Höhe zustande kamen, hatte sich Reindls Vorgänger Harnos selbst nicht erklären können. Die Einnahmen der Heim-WM 2017 werden in Fördermaßnahmen, Personal und Trainer gesteckt.

„Schon die WM vergangenes Jahr hat einen kleinen Boom ausgelöst“, berichtet der Vereinsmanager der Steelers, Gregor Rustige. „Das versuchen wir jetzt auch. Da es überraschend war, wurden keine Maßnahmen vorab geplant.“ Wie er berichtet, haben gestern trotzdem schon vier Eltern angerufen und sich erkundigt.

Für ihn wäre eine breite Medienpräsenz des Eishockeys wichtig sowie das Angebot von Breitensportgruppen. Wenn sich die führenden Köpfe des DEB überlegen, wie aus dem Erfolg am besten Kapital geschlagen werden könnte, wünscht sich Rustige vor allem eines: „Es gibt einen großen Punkt: das ist der Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL 2. Wenn du nicht aufsteigen kannst, sinkt irgendwann die Relevanz und irgendwann gibt es keine Vorbilder mehr“, warnt er. „Das ist etwas, das kannst du den Leuten nicht erklären.“

Ähnlich sieht es Volker Schoch, der Geschäftsführer des Zweitligisten Bietigheim Steelers. Er gibt zu bedenken, dass es nicht reiche, alle vier Jahre auf einen olympischen Erfolg zu hoffen. „Wir haben seit Innsbruck 1976 auf ein Wunder gewartet. Jetzt ist der Sport im Fokus und die Einführung überfällig.“

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