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Der Streit beim VfB nimmt kein Ende

Rainer Mutschler.Foto: Baumann
Rainer Mutschler. Foto: Baumann
Mitgliederversammlung soll um wenige Tage verschoben werden und digital stattfinden

Stuttgart. In der Diskussion um die ursprünglich am 18.März geplante Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart konnte offenbar noch kein Kompromiss gefunden werden. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, haben die Präsidiumsmitglieder Bernd Gaiser und Rainer Mutschler gegen den Willen von Präsident Claus Vogt den 28.März als neuen Termin festgelegt. Eine Bestätigung durch den Verein stand gestern noch aus.

Vogt hatte sich geweigert, zur Mitgliederversammlung am 18. März einzuladen, und einen Termin im Herbst vorgeschlagen. Als Grund nannte er die vollständige Aufklärung des Datenskandals inklusive personeller Aufarbeitung sowie höhere Chancen einer Präsenzveranstaltung. Etwa 140 Fanclubs hatten dieses Vorhaben öffentlich unterstützt. Doch Gaiser und Mutschler hielten unbeirrt am 18. März fest. Medienberichten zufolge machte Vogt auf einer Präsidiumssitzung am Mittwoch den Kompromissvorschlag, die Versammlung im Mai/Juni oder Juli abzuhalten. Auch der Vereinsbeiratsvorsitzende Wolf-Dietrich Erhard soll dies aus Sorge vor einer Digitalveranstaltung unterstützt haben, obwohl er seither nie als Vogt-Unterstützer wahrgenommen wurde.

Dennoch überstimmten Gaiser und Mutschler den Präsidenten. Zeitnah sollen die beiden Präsidiumsmitglieder satzungsgemäß eine auf 28.März angesetzte außerordentliche Mitgliederversammlung ansetzen. Aus dem Fanlager wurde bereits angedeutet, rechtlich dagegen vorgehen zu wollen und zumindest eine Verzögerung zu erwirken.

Lesen Sie hier unser großes Interview mit VfB-Ehrenpräsident Staudt

Eine digitale Mitgliederversammlung wäre mit erheblichen Risiken verbunden. Erfahrungen mit digitalen Veranstaltungen samt Wahlen in dieser Größenordnung gibt es kaum. Potenziell müssten über 70000 Menschen teilnehmen können. „Wenn es zu Schwierigkeiten kommt, könnten einzelne Beschlüsse möglicherweise angreifbar sein“, sagt Vereinsrechtexperte Marius Breucker von der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker – vor allem, falls bei der Abstimmung massiv Probleme auftauchen sollten oder einzelne Redebeiträge nicht durchführbar wären. „Wenn irgendetwas nicht funktioniert, fangen die Probleme an“, sagt Breucker. „Meiner Kenntnis nach gibt es keine Erfahrungen in dieser Größenordnung und es ist die Frage, welcher Dienstleister solch ein Risiko übernimmt.“

Doch die Versammlung droht auch ohne technische Probleme chaotisch zu werden. Gegen diverse Funktionäre liegen bereits Abwahlanträge vor. Und viele Mitglieder fragen sich, warum Mutschler überhaupt noch im Amt ist und über solche Vorgänge mitentscheiden darf. Mehrere Medien haben bereits aus den Ermittlungsergebnissen zum Datenskandal berichtet und Mutschler als eine der Hauptfiguren ausgemacht.

Gestern zitierte der Spiegel aus der rechtlichen Bewertung des Esecon-Ermittlungsberichtes: „Die Vereinsmitglieder seien arglistig getäuscht worden. Eine Abberufung von Präsidiumsmitgliedern sei naheliegend.“ Die Juristen kommen in Bezug auf Mutschler zu einem eindeutigen Ergebnis. Als Handlungsoption für den damaligen Projektleiter Ausgliederung skizzieren sie laut Spiegel: Abberufung von seinem Posten sowie gegebenenfalls einen Vereinsausschluss.

Doch Mutschler ist noch immer im Amt, ebenso wie die anderen Führungskräfte, die am Datenskandal vor der Ausgliederung im Juni 2017 beteiligt waren oder davon wussten. Auf eine Entschuldigung warten die Mitglieder bis heute.