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Der VfB spielt jetzt als AG Fußball

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Ziel erreicht: VfB-Präsident Wolfgang Dietrich vor den Mitgliedern in der Arena.Foto: Christoph Schmidt/dpa
Die Mitglieder des VfB Stuttgart haben gestern die Ausgliederung der Profifußball-Abteilung aus dem Verein in eine Aktiengesellschaft beschlossen. Auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung votierten 84,2 Prozent der über 12 000 anwesenden stimmberechtigten Teilnehmer dafür. Autobauer Daimler steigt als erster Anteilseigner ein.

Ludwigsburg. Wolfgang Dietrich lief auf der Bühne nervös auf und ab. Hinter die Kulisse und wieder vor. Nach mehrminütiger Wartezeit, als die Ergebnisse vorlagen, ging er zum Rednerpult und laß vor: „Ich stelle, fest: Für die Ausgliederung gestimmt haben 7664 Personen.“ Das waren 84,2 Prozent und damit deutlich mehr als die erforderlichen 75 Prozent. Damit haben die anwesenden Mitglieder auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart gestern für eine Ausgliederung der Profifußball-Abteilung aus dem Verein in eine AG gestimmt. Die Daimler AG wird als erster Investor einsteigen und dem VfB dafür 41,5 Millionen Euro überweisen. Weitere Millionen sollen durch weitere Partner folgen.

„Liebe Mitglieder, ihr habt heute mit eurer Entscheidung Geschichte geschrieben“, sagte Dietrich. Das Vorhaben war allerdings umstritten. Dietrich richtete das Wort nach der Abstimmung auch an die Gegner: „Ich werde mein bestes geben, damit ihr eines Tages rückblickend sagt, es war doch gut mit der Ausgliederung.“ Im Zusammenhang mit der Ausgliederung und weiteren Punkten stand auch eine Satzungsänderung zur Abstimmung, die ebenfalls bewilligt wurde (88,8 Prozent).

Schon vor Beginn der Mitgliederversammlung dürften Präsident Wolfgang Dietrich und seine Führungscrew ein wenig innerlich gejubelt haben. Wegen großem Andrang wurde der Start um 42 Minuten verschoben. Weil die Haupttribüne voll war, wurde sogar die Untertürkheimer Kurve geöffnet. Der Gedanke: Je mehr Mitglieder teilnehmen, desto eher kann die nötige Mehrheit von 75 Prozent, die für eine Ausgliederung nötig war, erreicht werden. Um 19.10 Uhr waren 14 038 Mitglieder in der Mercedes-Benz-Arena, davon 12 778 stimmberechtigt. Es waren so viele Mitglieder, dass es nicht einmal genug elektronische Abstimmgeräte für Jeden gab. Somit mussten sich viele Teilnehmer das Abstimmgerät mit dem Sitznachbarn teilen.

Trotz der vielen Anwesenden warb Dietrich noch einmal für die Ausgliederung der Profiabteilung. Er verwies auf die erfolgreiche Aufstiegssaison und auf 55 000 Mitglieder, lobte Daimler für die Rückendeckung auch in schweren Zeiten und garantierte auszugliedern, „ohne jemals als Verein die beherrschende Mehrheit zu verlieren.“ Dem pflichtete Sportvorstand Jan Schindelmeiser bei: „Es geht darum, wofür der Verein steht und ob er sich dem harten Wettbewerb stellen will.“

Kritische Beiträge gab es bei der Aussprache. „Es ist schade, dass der VfB die Mitglieder bei der Auswahl der Rechtsform nicht mit ins Boot genommen hat“, sagte Daniel Kalvi. Auch der Vorsänger der Ultras des Commando Cannstatts, Benjamin Nagel, meldete sich zu Wort. „Im AG-Modell ist ein Ausgleich zwischen Mitglieder- und Investoreninteresse nicht möglich“, sagte er und bedauerte, dass die Rechtsform der GmBH & Co. KGaA nicht ernsthaft in Betracht gezogen wurde. Nach mehr als einer Stunde wurde ein Antrag auf Ende der Debatte gestellt und mit 83,8 Prozent bewilligt, was vereinzelt mit Pfiffen quittiert wurde. Schon bei der Mitgliederversammlung vergangenen Oktober wurde so verfahren. Im Anschluss folgten die Abstimmungen.