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Der VfB und das bewusste Risiko

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Gut, aber längst nicht perfekt spielte der VfB Stuttgart beim 2:1-Erfolg über den VfL Bochum. Obwohl der schwäbische Fußballclub für die 2. Bundesliga eine herausragende Qualität hat, gibt es für Trainer Tim Walter noch viel Arbeit, vor allem was die defensive Stabilität angeht.

Stuttgart. Nach Abpfiff des Zweitliga-Duells mit dem VfL Bochum versammelte Tim Walter seine Mannschaft in der Mitte des Spielfeldes. In einem Kreis stellten sich die Spieler auf, ihr Trainer im Inneren des Zirkels. Minutenlang redete der Fußball-Lehrer und in der Mercedes-Benz-Arena herrschte weitgehend Stille. So als ob die verbliebenen Zuschauer hören wollten, was Walter seinem Team nach dem knappen Sieg zu sagen hatte. Ob er seine Elf loben würde, für die starke Offensivleistung, bei der nach Toren von Daniel Didavi (19. Minute) und Nicolas Gonzalez (48.) auch Silas Wamangituka und Philipp Klement positiv herausragten. Oder ob der 43-jährige Coach Kritik übte, weil der VfB immer wieder anfällig war in der Defensive, wie beim zwischenzeitlichen Ausgleich durch Silvère Ganvoula (40.).

„Wir wollen aktiv sein und Fußball zulassen, das hat meine Mannschaft gut gemacht“, sagte Walter im Anschluss auf der Pressekonferenz. Sein Team sei am Anfang einer Entwicklung und dabei auf einem guten Weg. Vor allem mangelndes Zweikampfverhalten sah er als Grund für die vielen brenzligen Situationen, in denen die Schwaben Glück hatten. Doch auch auf der anderen Seite hätte der VfB das Spiel früher zu seinen Gunsten entscheiden können. Gonzalez hatte in der 58. Minute die beste Gelegenheit. „Wir erspielen uns eine Vielzahl an Chancen. Es wäre schön, wenn wir einfach mal zwei, drei mehr davon versenken“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat.

Manchmal hinten anfällig

„Wenn du in dieser Art und Weiße spielst, ist es eben möglich, dass du manchmal anfällig bist“, entgegnete Mislintat, als er auf die Bochumer Großchancen angesprochen wurde. „Jedes System hat eine Negativseite. Das ist ein bewusstes Risiko, um vorne viel zu erspielen.“

Potenzial haben die Stuttgarter im defensiven Umschaltverhalten und der Stabilität dennoch. Der bisher sieglose VfL Bochum konnte die Leichtsinnigkeiten nicht nutzen. Anders sah es am zweiten Spieltag beim 1. FC Heidenheim aus, als Stuttgart auf der Ostalb nach einer 2:0 Führung noch zwei Tore kassierte und am Ende nur einen Punkt mit nach Hause nahm.

In den ersten fünf Ligaspielen blieben die Schwaben nur einmal ohne Gegentreffer – beim 0:0 vergangene Woche bei Erzgebirge Aue. Und das, obwohl der Kader des VfB der mit Abstand stärkste und teuerste der zweiten Liga ist.

Bisher lohnt sich das Risiko. Ungeschlagen stehen die Weiß-Roten zwei Punkte hinter dem Hamburger SV auf Rang 2. Nun haben Walter und sein Team während der Länderspielpause zwei Wochen Zeit, neben der schon starken Offensive am Abwehrverhalten zu arbeiten. Denn Spitzenteams wie der HSV werden kaum so viele Chancen liegen lassen wie Bochum. Auf Länderspielreise sind dabei Santiago Ascacibar und Nicolas Gonzales (Argentinien), Wataru Endo (Japan), Borna Sosa (Kroatien U 21), Maxime Aowudja (Deutschland U 21) und Luca Mack (Deutschland U 20).