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Jungtalent mit rasantem Aufstieg

Großes Talent: Fynn Nicolaus. Foto: privat
Großes Talent: Fynn Nicolaus. Foto: privat
Der jüngste Handball-Bundesligaspieler aller Zeiten kommt aus Großbottwar: Im Alter von 16 Jahren und 51 Tagen feierte Fynn Nicolaus beim TVB Stuttgart kürzlich seine Premiere im Oberhaus.

Ludwigsburg. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) berief den Gymnasiasten daraufhin in den Elitekader 2019/20. Auch dort ist Fynn Nicolaus der Jüngste. Eine Situation, die ihn begleitet, seit er Handball spielt. „Da ich in meinem Jahrgang immer der Größte und Kräftigste war, rückte ich schon in den Jugendmannschaften der Habo Region Bottwar eine Altersklasse nach oben.“

Genau wie jetzt beim TVB Stuttgart, für den er sich 2018 trotz mehrerer anderer Angebote entschied. Obwohl noch im B-Jugend-Alter, geht er in der A-Jugend-Bundesliga und zeitweilig – wie bei seinem ersten Bundesligaeinsatz gegen Hannover-Burgdorf – auch mit den Männern des TVB auf Torjagd. Und hinterlässt Eindruck: „Es ist beachtlich, welche Körperlichkeit Fynn mit 16 Jahren schon mitbringt. Er hat eine ausgezeichnete Perspektive“, staunt TVB-Torhüter Johannes Bitter, der Weltmeister von 2007, über den Youngster, der einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat.

Für Fynn Nicolaus sprechen aber nicht nur die körperlichen Vorzüge. Der 1,93 Meter große und 95 Kilogramm schwere Modellathlet ist vielseitig einsetzbar. „Am liebsten spiele ich im Rückraum, aber die DHB-Trainer sehen meine Zukunft am Kreis.“ Was vielen Talenten abgeht, liebt der Jugendnationalspieler: Zweikämpfe und das Spiel Mann gegen Mann. „Egal ob in der Abwehr oder im Angriff, die 1:1-Duelle machen mir riesig Spaß“, erzählt er mit leuchtenden Augen.

Mit 13 noch in der Habo-Jugend gegen Gegner wie Marbach-Rielingshausen oder Mundelsheim, mit 16 in der Bundesliga und im Elitekader des DHB. Ein rasanter Aufstieg. Fynn Nicolaus hebt deswegen aber nicht ab. „Mir kommt es nicht darauf an, irgendwelche Rekorde aufzustellen. Es geht darum, mich weiterzuentwickeln und zu verbessern.“ Dafür nimmt der Bottwartäler einiges in Kauf. „Morgens um sieben fahre ich mit dem Bus zur S-Bahn nach Marbach, von dort zum Schickhardt-Gymnasium in Stuttgart, das Leistungssportlern besondere Möglichkeiten bietet. Nach dem Unterricht bleibe ich oft in der Schule und lerne, bis es zum Training geht. Um 22 Uhr bin ich wieder zu Hause.“

Handballfreude in die Wiege gelegt

Für Hobbys bleibt kaum Zeit. Fynn genießt daher die kleinen Freuden, „zum Beispiel, wenn meine Oma mir ihr sensationelles Kraut kocht, oder Werder Bremen gewinnt.“ Bis zur C-Jugend spielte er auch Fußball beim VfR Großbottwar, wurde zum Werder-Fan: „Grün ist meine Lieblingsfarbe.“ Bei Werder schließt sich auch ein Kreis. Die Frage: Wer ist der jüngste Fußball-Bundesligaspieler aller Zeiten, beantwortet er ohne Zögern: „Nuri Sahin, einer meiner Bremer Lieblingsspieler.“ Sahin war bei seiner Premiere aber 16 Jahre und elf Monate alt, wurde von Fynn Nicolaus deutlich unterboten. Die Handballbegeisterung bekam Fynn Nicolaus in die Wiege gelegt. Papa Marc war als Spieler und Trainer erfolgreich. Der Sportwissenschaftler lehrt an der Uni Hildesheim, war Athletiktrainer der deutschen Wasserballer und unterstützt aktuell das Monitoring der deutschen Top-Leichtathleten. Wann immer es geht, ist er bei Spielen seines Sohnes dabei.

Beim Asien-Trip im Sommer musste er aber passen. Dafür war Fynn voll da und erzählt strahlend: „Das war für mich ein absoluter Höhepunkt. Beim European Youth Olympic Festival in Baku haben wir mit der U 17 Silber gewonnen.“ Das Halbfinale gegen Frankreich wird er nie vergessen: „Das coolste Spiel meines Lebens!“ Sechs Treffer steuerte der Jüngste im Team zum 30:25-Sieg bei.

Training mit Bundestrainer Prokop

Damit empfahl sich der Großbottwarer für den nationalen Elitekader. Die sieben größten männlichen Talente des DHB werden dort besonders gefördert. Zum Beispiel durch Trainingseinheiten mit dem Bundestrainer Christian Prokop.

Maßgeblich beteiligt ist Axel Kromer. „Die Eliteförderung ist ein elementarer Bestandteil unserer Nachwuchsförderung und eine absolute Erfolgsgeschichte“, sagt der aus Ludwigsburg stammende DHB-Sportdirektor. „Wir wollen unsere Top-Talente auf ihrem Weg zum internationalen Topniveau intensiv begleiten und für sie ein ideales Umfeld schaffen. Besonders freut mich, dass mit Fynn Nicolaus ein ganz junger Spieler aus meiner Heimatregion diese Chance erhält.“ (joh)