Ludwigsburg. Der Vater des Erfolges war fassungslos. „An den Aufstieg habe ich vor dieser Runde nie gedacht“, gestand Hartmut Mayerhoffer nach dem Sieg gegen Emsdetten kopfschüttelnd. Die Voraussetzungen für den neuerlichen Sprung in die Beletage des Handballs schienen vor der Saison nicht gegeben. Kritische Beobachter befürchteten nach dem Abgang einiger Leistungsträger sogar einen Sturz ins Mittelfeld. Vergessen. Gegen den Teamspirit der SG waren viele individuell stärker besetzte Teams chancenlos. Der 38:33-Sieg gegen Emsdetten war das letzte Puzzleteil zum zweiten Bundesligaaufstieg nach 2013.
Die anderen hatte Mayerhoffer seit Juli 2017 mit seinem Trainerteam Jens Rith, Hans-Ulrich Kämpf und Nils Heinze akribisch zusammengefügt. Seiner Mannschaft fehlte es zwar an Körpergröße, Gewicht und Erfahrung, doch das machten mannschaftliche Geschlossenheit, Erfolgshunger und Willensstärke wett.
Um Teamkapitän Patrick Rentschler bildete sich eine verschworene Gemeinschaft, in der den Neuzugängen eine wichtige Rolle zukam. „Alle haben super zu uns gepasst, jeder hat uns durch seine Persönlichkeit weitergebracht“, freut sich der BBM-Coach über die Transfers von Torhüter Jürgen Müller, Spielmacher Felix König, Linkshänder Dominik Claus, Kreisläufer Panagiotis Erifopoulos und Linksaußen Martin Marcec. Heraus kam eine „außergewöhnliche Mannschaft, die hart gearbeitet und sich den Erfolg verdient hat“, so Mayerhoffer.
Offensive Deckungssysteme
Um die fehlende Körpergröße auszugleichen, hatte Bietigheim in der Vorbereitung verstärkt offensive Deckungssysteme trainiert. Benötigt wurden sie selten. Die 6:0-Abwehr, allen voran die Mittelblocker Gerdas Babarskas, Patrick Rentschler, Paco Barthe beackerte ihre Gegner so aggressiv, dass die BBM-Deckung sich schnell Respekt verschafft hatte. Dazu kam Domenico Ebner, der mit 35 Prozent gehaltener Würfe zum großen Rückhalt wurde. Aus dieser Abwehrstärke entwickelte sich der größte Trumpf der SG: Keine Mannschaft konterte erfolgreicher! Dass Bietigheim mit 1071 Treffern den besten Angriff der 2. Liga stellt, hat vor allem damit zu tun, dass ein großer Teil davon im schnellen Umschaltspiel erzielt wurde.
All das trat nach dem Spiel am Freitag in den Hintergrund. Die lange Nacht der Aufstiegsfeier begann noch in der EgeTrans Arena. Von dort zog das Team, angeführt vom Party-Löwen Robin Haller zur Lama-Bar. Hartmut Mayerhoffer ließ zusammen mit Frau und Kindern zuhause in Augsburg die Eindrücke sacken.
Noch drei Spiele wird er mit seiner Mannschaft absolvieren, dann ist das Kapitel Bietigheim für ihn Geschichte. Nach fünf BBM-Jahren und zwei Bundesligaaufstiegen hört er auf. Mayerhoffers Ziel ist nicht bekannt, sein Nachfolger schon. Der frühere Pfullinger Bundesligaspieler Ralf Bader (37), bisher Trainer beim Drittligisten TSV Neuhausen/Filder, tritt ein schweres Amt an. Der Klassenerhalt ist ein hohes Ziel. Zwar steigen von den 18 Mannschaften der 1. Liga nur zwei ab, doch die Konkurrenz verfügt über weitaus größere Etats als die SG. Zudem muss Bietigheim zwei seiner Besten ersetzen: Gerdas Babarskas und Paco Barthe wechseln nach Frankreich. (joh)