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Vom Amateursportler zum Kapitän der SG

Instinkt und Emotionen: SG-Kapitän Jan Asmuth.Foto: Baumann
Instinkt und Emotionen: SG-Kapitän Jan Asmuth. Foto: Baumann
Fast hätte Jan Asmuth mit dem Handballspielen aufgehört und sich auf seine berufliche Laufbahn konzentriert. Dann gelang ihm doch noch der Durchbruch bei der SG BBM Bietigheim. Seit Sommer ist er Kapitän des Zweitligisten.

Bietigheim-Bissingen. Als es immer noch um den verpatzten Saisonstart geht, wird Jan Asmuth deutlich: „Ich sage es nochmal: Die Einstellung ist es garantiert nicht. Wir machen dort weiter, wo wir in der Trainingswoche vor dem Essen-Spiel aufgehört haben“, betont der Kapitän der SG BBM Bietigheim bei einem Gespräch mit unserer Zeitung in der Geschäftsstelle des Handball-Zweitligisten. Der 27-Jährige will unmissverständlich deutlich machen: Auch wenn die ersten beiden Heimspiele mit dem 18:27 gegen Hamm-Westfalen und dem 28:33 gegen Essen enttäuschend waren – „ich kann ganz klar verneinen, dass man sich Sorgen machen muss.“

Der Plan: Souveränen Sieg einfahren

Heute Abend (19 Uhr) soll es besser werden, nach dem knappen Erfolg in Konstanz streben die Bietigheimer gegen den EHV Aue den nächsten Auswärtssieg an. „Wir werden eine Abwehr stellen, um weit unter 25 Gegentoren zu bleiben. Dann bin ich mir sicher, dass wir einen souveränen Sieg einfahren werden“, blickt Asmuth voraus.

Seit der Saisonvorbereitung ist der Außenspieler Kapitän der SG. Trainer Hannes Jón Jónsson bestimmte ihn als Nachfolger von Patrick Rentschler. „Das heißt nicht, dass Patrick irgendwas schlecht gemacht hat“, betont der Isländer. „Auch Patrick Rentschler ist immer noch eine Führungsfigur und vielleicht unser wichtigster Spieler.“ Vielmehr war es Asmuths Art, die Jónsson überzeugte, wie er berichtet: „Er ist, wenn man es braucht, unangenehm, und wenn man es braucht, ist er super positiv. Er gibt immer Gas und er macht das alles instinktiv.“

Dabei sah es für Asmuth lange nicht nach einer Profikarriere aus. Fast hätte er das Handball-Spiel sogar ganz eingestellt.

Alles beginnt für Asmuth mit vier Jahren bei den Minis der SG, zusammen mit dem zwei Jahre älteren Rentschler. Bis zur C-Jugend spielt Asmuth mit den Älteren, dann kommt er körperlich an seine Grenzen, sein eigener Jahrgang ist bei der SG aber damals unbesetzt. Also wechselt er nach Kornwestheim und kommt zur A-Jugend wieder zurück – Nachwuchs-Bundesliga. Doch der Sprung in die erste Mannschaft gelingt nicht. Parallel studiert Asmuth nach dem Abitur am Bietigheimer Ellental-Gymnasium in Stuttgart Klima-Ingenieurwesen und wohnt zeitweise in Köln.

Handball ist in dieser Zeit nicht mehr so wichtig. „Da habe ich ein Jahr lang fast gar nicht gespielt.“ Nach einem kurzen Gastspiel in Waiblingen wagt er doch noch einen erneuten Anlauf bei der SG, zunächst in der zweiten Mannschaft. Dann, als Andre Lohrbach im Winter der Saison 2016/17 aus privaten Gründen kurzfristig zurück in seine Heimat Kiel muss, kommt Asmuths Chance – und der damals 24-Jährige nutzt sie.

Vom Rückraum auf Linksaußen

Als ursprünglicher Rückraumspieler findet sich der Bietigheimer auf der linken Außenposition gut zurecht und zeigt auch in der Abwehr starke Leistungen. „Ich bin Stück für Stück daran gewachsen, habe aber auch immer viel Vertrauen von den Trainern bekommen“, sagt er über seinen späten Durchbruch.

Nebenbei arbeitete Asmuth als Teamleiter in einem Ingenieurbüro, auch vergangene Saison als Bundesliga-Spieler noch halbtags. Für ihn ist das keine Belastung: „Ich gehe lieber arbeiten als Zuhause zu sitzen. Im Büro vergisst man die Handball-Geschichte auch mal ganz.“

Im Sommer wechselte er den Job. Nun ist er auf 20-Stundenbasis bei einem Forschungsdienstleister angestellt, wo er viel von Zuhause aus arbeiten kann. Das sei näher an dem, was er studiert habe. Auch nach seiner Handball-Karriere will er in dieser Branche arbeiten. Wie lange der 27-Jährige noch spielen will? „Viel länger als mit 34 wird man mich wohl nicht im Profibereich sehen.“ Asmuths Vertrag bei der SG läuft nach bis Saisonende. Ausschließen will er nichts, betont aber: „Wir haben mit dem Wiederaufstieg ein großes Ziel. Wenn wir dieses Ziel erreicht haben, spiele ich in der Bundesliga, viel höher kann es ein Handballer nicht bringen.“

Er wolle erst einmal seine neue Rolle als Kapitän annehmen, was er sich aber ohne Weiteres zutraut: „Ich bin von Natur aus ein Spieler, der gerne vorneweg geht und gerne Leute führt. Deshalb passe ich sehr gut in die Rolle und nehme sie gerne an.“ Auch heute Abend in der stimmungsvollen Erzgebirgshalle will Asmuth vorangehen – er freut sich schon darauf: „Ich habe es gern, wenn die Halle gegen mich ist.“