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Karate
Eine WM in Zeiten der Unruhe

Training auf der Terrasse des Teamhotels: Konstantinos Papastergios (r.) erlebt bei der WM in Chile aufregende Tage.Foto: privat
Training auf der Terrasse des Teamhotels: Konstantinos Papastergios (r.) erlebt bei der WM in Chile aufregende Tage. Foto: privat
Nachwuchskämpfer des MTV Ludwigsburg wird bei Jugend-WM in Chile mit Protesten und Gewalt konfrontiert

Ludwigsburg/Santiago de Chile. Für den Ludwigsburger Karateka Konstantinos Papastergios waren die 11. Weltmeisterschaften der Jugend, Junioren und U 21 in Santiago de Chile von besonderer Art. Der MTV-Athlet erlebte die Proteste in der chilenischen Metropole hautnah mit.

Auf der Alameda, der zentral gelegenen Hauptstraße der chilenischen Hauptstadt, marschieren und protestieren Tausende Chilenen für soziale Reformen. Die Situation eskaliert. Es kommt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Autos werden zudem angezündet, in Supermärkten wird eingebrochen. Mittendrin: der Karateka des MTV Ludwigsburg, Konstantinos Papastergios. Aus dem nahegelegenen Hotel Crowne Plaza Santiago, dem WM-Quartier der deutschen Karate-Nationalmannschaft, beobachtet Papastergios das Straßengeschehen.

Auch zwei Wochen nach der WM gehen ihm die Unruhen durch den Kopf. „Wir hatten alle Angst, was passieren würde. Als wir von unseren Bundestrainern mitbekommen haben, dass im Hotel der estnischen Nationalmannschaft Demonstranten randaliert haben, wuchs die Angst“, erzählt der 16-jährige Karateka des MTV Ludwigsburg.

Mit Polizeieskorte in die Arena

Aus Sicherheitsgründen mussten die deutschen Karatekämpfer im Hotel statt in der fünf Kilometer entfernten Wettkampfstätte Movistar Arena trainieren. Mit einer Polizeieskorte fuhren die deutschen Karateka in einem Bus zur Arena. „Das ist für junge Sportler eine mentale Belastung, die sich negativ auf die Kämpfe auswirken kann“, sagt Christos Papastergios, Vater von Konstantinos.

Doch sein Sohn behielt beim Wettkampf in der Junior-Kumite der Gewichtsklasse +76 kg einen kühlen Kopf. Zum Auftakt gewann Papastergios gegen den WM-Favoriten Ugur Özgündüz (Türkei) mit 2:1 Punkten. Die zweite Runde verlor der MTV-Karateka gegen den späteren Weltmeister Mohamed Hazem (Ägypten) mit 1:3. „Er hatte mich am Anfang mit einem Faustschlag überrascht“, sagt Konstantinos.

In der Trostrunde für den dritten Platz gegen Namig Guliyev (Aserbaidschan) war Papastergios vom Pech verfolgt: Nach einem 1:2-Rückstand verpasste der 16-Jährige seinem Gegner einen perfekten Kizami (Faustschlag) am Kopf 19 Sekunden vor Schluss. Doch anstatt den Punkt verbuchen zu können, gab es vom Schiedsgericht eine Verwarnung für harten Kontakt gegen Papastergios. Der Aserbaidschaner war zuvor blitzschnell zu Boden gefallen.

„Darüber kann man streiten. Kosta hatte zuvor klare Fußtritte abgegeben, die leider nicht gewertet wurden“, sagt Bundestrainer Thomas Nitschmann und fügt hinzu: „Er hätte den Kampf für den Bronzeplatz verdient. Gemessen an den Umständen in der Stadt hat er eine gute Leistung abgeliefert“, lobte er den 16-Jährigen, der am Ende Neunter wurde. Hätte er seinen dritten Kampf gegen Aserbaidschan gewonnen, hätten es zwei weitere Kämpfe bis zur Bronzemedaille gegeben.