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Sportschießen
Hochmuth nimmt Traum in Angriff

Hat ihre Ziele im Blick: Julia Hochmuth ist optimistisch.Foto: Baumann
Hat ihre Ziele im Blick: Julia Hochmuth ist optimistisch. Foto: Baumann
Julia Hochmuth will es noch einmal wissen. Die 32-jährige Luftpistolen-Schützin der SGi Ludwigsburg träumt von einer Einzelmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Zunächst geht es aber mit der Schützengilde um die deutsche Meisterschaft.

Ludwigsburg. Seit 23 Jahren widmet sich die Ludwigsburgerin Julia Hochmuth auf hohem Niveau dem Schießsport. Sie hat viel erreicht mit der Luftpistole. Mächtig stolz ist sie auf den mit der Schützengilde Ludwigsburg im vergangenen Jahr errungenen deutschen Mannschaftstitel in der Bundesliga. Sie war deutsche Einzelmeisterin, stand bei Europameisterschaften viermal im Finale, hat bei fünf EM-Teilnahmen drei Team-Medaillen für Deutschland geholt.

Im Moment arbeitet Julia Hochmuth mit Akribie und großem Trainingsaufwand daran, ihre Trophäensammlung zu komplettieren: „Eine Einzelmedaille bei einem Großevent fehlt mir noch.“ Diese würde sie sich gar zu gerne im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio sichern.

Es ist möglicherweise ihre letzte Chance, das Olympiaticket zu ergattern. Sie ist 32 Jahre alt und der Leistungssport hat Spuren hinterlassen. Die einseitige Belastung beim Geduldsspiel mit Waffe und Zielscheibe hat zu Bandscheibenvorfällen in der Halswirbel- und in der Lendenwirbelsäule geführt.

Diese körperlichen Beschwerden, die sie mittlerweile im Griff hat, und die Erkenntnis, dass sich Spitzenleistungen nur aus den Puzzleteilchen mehrerer Teilbereiche zusammensetzen lassen, haben Hochmuth das Gefühl gegeben, im Hinblick auf Tokio einen anderen Weg einschlagen zu müssen. „Ich habe mir ein eigenes Team zusammengestellt“, beschreibt sie ihr Olympiaprojekt mit einem Pistolentrainer, einem Mentaltrainer, einem Physiotherapeuten und einem Orthopäden.

Den Trainingsplan gibt Daniel Barner vor, Landestrainer am Leistungszentrum Baden-Württemberg in Pforzheim. Er ist seit 18 Jahren Julias engster Vertrauter im sportlichen Sektor. Vor allem telefonisch hält sie den Kontakt mit dem früheren österreichischen Extremradsportler und Mentaltrainer Wolfgang Mader, der den Blick auf die gedankliche Vorbereitung lenkt. Mader, promovierter Wissenschaftler und auf dem Sportrad ein verrückter Hund, kann auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Zudem hat er einen guten Draht zur Schützengilde. Vor einem Jahr führte er das Team zum deutschen Meistertitel.

Einen ganz kurzen Weg hat die Hoheneckerin Julia Hochmuth zu Physiotherapeut Sebastian Gebhardt im Hohenecker Heilbad. Er hatte sie aus dem Tal der Tränen geführt, als sie bei der WM-Qualifikation 2018 einen Bandscheibenvorfall erlitt und elf Wochen pausieren musste. „Er biegt Julia immer wieder grade“, ergänzt Mutter Kathrin Hochmuth, Teamchefin bei der SGi Ludwigsburg.

Es fehlt noch der Orthopäde. Michael Erlewein, der Lebensgefährte von Kathrin Hochmuth, bezeichnet Julia als „Kopf der Medizinabteilung“. Er kenne alle Baustellen der letzten zwölf Jahre, er weiß um die sensible Seite der Schützin. Im September trafen sich alle Experten in Ludwigsburg. Mit am Tisch saß natürlich auch Kathrin Hochmuth, früher für die damalige DDR selbst eine international erfolgreiche Gewehrschützin. „Ich habe mir ein Team aufgebaut, zu dem ich Vertrauen habe“, strahlt Julia Hochmuth Zuversicht aus.

Aufhorchen ließ sie mit ihrer Vorkampfleistung bei den deutschen Meisterschaften im August in München. Erstmals gaben die Frauen nicht nur 40 Schuss wie in der Bundesliga ab, sondern sie absolvierten denselben Wettkampf wie die Männer, nämlich sechs Zehnerserien (60 Schuss). Mit 579 Ringen (deutscher Rekord) führte Julia Hochmuth das Feld an, nach dem Finale der besten acht lag sie auf Platz 4.

Bei der EM-Qualifikation Mitte Januar in Ostfildern-Ruit will sie mit ihrer Top-Team-Kollegin und Freundin Sandra Reitz die Weichen für den Weg nach Tokio stellen. Die erfahrene Athletin gibt sich so selbstbewusst, dass sie den Traum, den sie gerade lebt, bis zum möglichen Finale am 25. Juli visualisiert: „Die Einzelmedaille hat noch Platz im Schrank.“