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Interview
Der Leistungswille ist ungebrochen

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Voller Zuversicht reist das Trainerpaar Norman und Dagmar Beck des 1. TC Ludwigsburg zur DM nach Bremen. Fotos: Baumann
Die beiden Tanzformationen des 1. TC Ludwigsburg (Standard und Latein) reisen heute zu den deutschen Titelkämpfen nach Bremen. Den Schwaben wird morgen im hohen Norden eine steife Brise ins Gesicht blasen. Doch die Sportlerinnen und Sportler aus Ludwigsburg strotzen vor Selbstbewusstsein.

Ludwigsburg. Die Standardformation, das Ludwigsburger Aushängeschild, kann endlich wieder komplett mit acht Paaren auf das Parkett schreiten. Das Trainerehepaar Norman und Dagmar Beck geht mit seinem Team entschlossen in den Medaillenkampf mit Titelverteidiger Braunschweig und Göttingen. Ziel der runderneuerten Lateiner (Choreografie, Musik, Kostüme) ist es, die Vorrunde zu überstehen, um diesmal mit dem Thema Abstiegskampf überhaupt nicht in Berührung zu kommen.

Ganz vorne will die Standardformation mitmischen. „Wieso sollten wir Braunschweig nicht schlagen?“, fragt Coach Beck im Interview angriffslustig.

Erich Wagner: Herr Beck, ist Ihre Truppe für Bremen gerüstet?

Norman Beck: Alle haben das Trainingslager in Bartholomä letzte Woche gut überstanden. Dort haben wir die Zügel angezogen und intensiv gearbeitet, manche mussten ein bisschen beißen.

In der Vorbereitung mussten Sie eine neue Variante wählen. Wie hat sich das bewährt?

Da große Teile der Mannschaft nicht vor Ort in Ludwigsburg sind, haben wir uns entschlossen, das Training konzentriert auf die Wochenenden zu legen. Wir haben den Umfang auf zweimal sieben Stunden hochgeschraubt, das war sehr anstrengend für alle.

Wie haben sich die neuen Tänzerinnen und Tänzer aus Gießen eingelebt?

Der Integrationsprozess dauert normalerweise länger als drei, vier Monate. Man kann noch nicht sagen, dass wir ein homogenes Gefüge wie im Weltmeisterjahr 2015 haben. Aber das wird dadurch kompensiert, dass der Leistungswille von allen ungebrochen ist.

Konnten Bewegungsabläufe und komplizierte Bilderreihen wie gewünscht automatisiert werden?

Die Automatismen greifen, vor allem in den verbliebenen Mannschaftsteilen, die zur alten Leistungsstärke zurückgefunden haben. Jeder von ihnen weiß, wo er hin muss. Die große Frage ist: Wie reagieren die Neuen auf Stresssituationen?

Gibt es Stellen, wo es manchmal noch hakt und der Trainer auch mal lauter wird?

Die Sprache im Training ist sehr farbenfroh. Es gibt nach wie vor die große Herausforderung mit der Brezel beim letzten Quickstep, wo sie im großen Kreis bei hohem Tempo teilweise vorwärts und rückwärts tanzen und dabei sich auch noch kreuzen. Oder das gedrehte Bild zur Standwaage: Da müssen sie aus sehr hohem Tempo zur Ruhe kommen – sonst habe ich einen Wackelpudding. In Kontraste haben wir viele emotionale Stellen ganz unterschiedlicher Art.

Welche Rolle spielt Ihr Führungspaar Dominik Kirchniawy und Maria Novikova?

Dominik und Mascha kennen unsere Vorstellungen. Sie können vom Blatt heruntertanzen, was die Musik will. Sie kriegen Figuren und Schrittfolgen genannt und erklärt, mit welcher Emotion sie die tanzen sollen. Das kriegen nicht alle Mannschaftsteile so hin, aber wir versuchen, so nah wie möglich ans Optimum heranzukommen.

2016 landete der TCL auf Platz 3. Was trauen sie Ihrer Truppe diesmal zu?

Unser Ziel ist es, uns für die WM zu qualifizieren. Braunschweig ist als Bundesligasieger bereits qualifiziert. Ich bin ganz guter Dinge, dass wir Göttingen mit seinem alten Stück in Schach halten. Wir werden versuchen, unsere beste Leistung abzurufen. Braunschweig macht etwas Neues, teilweise auch mit neuen Tänzern – wieso sollten wir Braunschweig nicht schlagen?“