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IOC-Präsident
Bach: Olympia ohne Fans? «Nicht das, was wir wollen»

Thomas Bach
IOC-Chef Thomas Bach gab zu, dass die Neuorganisation der Olympischen Spiele eine «Mammutaufgabe» sei. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Tokio (dpa) - IOC-Präsident Thomas Bach hat Verständnis, dass die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele von Tokio abgesagt werden müssten, wenn sie auch im Sommer 2021 wegen der Corona-Krise nicht stattfinden können.

Premierminister Shinzo Abe habe ihm klar gemacht, dass für Japan der nächste Sommer «die letzte Option» sei. Zudem hätten die Organisatoren keinen Plan für ein Backup. «Man kann nicht ewig 3000 bis 5000 Menschen in einem Organisationskomitee beschäftigen. Man kann nicht zulassen, dass die Athleten in Unsicherheit leben», sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees der englischen BBC Sport.

Bach (66) gab zu, dass die Neuorganisation der Spiele eine «Mammutaufgabe» sei. Verschiedene Szenarien müssten durchgespielt werden, vor allem, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass es bis dahin einen Impfstoff gibt. So könnte eine Quarantäne für die Athleten, für einen Teil der Athleten oder für andere Teilnehmer erforderlich sein. «Wenn wir eine klare Vorstellung davon haben, wie die Welt am 23. Juli 2021 aussehen wird, dann werden wir die entsprechenden Entscheidungen treffen», sagte Bach.

Und Geisterspiele ohne Zuschauer? «Das ist nicht das, was wir wollen. Weil es beim olympischen Geist auch darum geht, die Fans zu vereinen, und das ist es, was die Spiele so einzigartig macht, dass sie in einem Olympiastadion stattfinden mit allen Fans aus der ganzen Welt zusammen», sagte der frühere Fecht-Olympiasieger, der es aber auch nicht ganz ausschließen wollte. «Es gibt keine Blaupause dafür, also müssen wir das Rad Tag für Tag neu erfinden. Das ist sehr herausfordernd und faszinierend zugleich», sagte Bach.

Toshiro Muto, Chef des Tokio-Organisationskomitees, sagte in einer Online-Konferenz, dass es auch in Japan Menschen gebe, «die glauben, dass die Sommerspiele hinter verschlossenen Türen stattfinden müssen. Unser Standpunkt ist jedoch, dass wir mehr als ein Jahr Zeit haben, bis Olympia stattfindet. Wir denken, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh ist, um diese Diskussion zu führen.»

IOC-Chef Bach war nach eigener Aussage glücklich darüber, dass am vergangenen Wochenende die Fußball-Bundesliga wieder ihren Spielbetrieb aufgenommen hat. «Ich wünsche mir, dass nun auch alle anderen Sportarten zurückkehren», sagte Bach. Auf der anderen Seite habe er mit den Spielern ein bisschen mitgefühlt, «wie seltsam es für sie sein muss, in diesen riesigen Stadien zu spielen», sagte Bach zu den Geisterspielen ohne Zuschauer.

Bach hofft, dass die Bundesliga-Rückkehr «der erste Schritt» war. Der Sport müsse in der Corona-Krise zwar die Regeln respektieren wie jede andere Organisation und jeder andere Bereich der Gesellschaft auch. «Aber so langsam können wir zurückkommen und dann vielleicht diese Einschränkungen auf verantwortungsvolle Weise aufheben», meinte der 66-Jährige.

Bach appellierte an die Regierungen der Welt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Sport bei der Bewältigung der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Finanzkrise zu unterstützen. Neben dem Beitrag des Sports zur Gesundheit sei Sport der beste Klebstoff für eine Gesellschaft und ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, so Bach. «Und deshalb fordern wir die Regierungen dringend auf, die Rolle des Sports zu würdigen und anzuerkennen und ihn in ihren Unterstützungsprogramme einzubeziehen», sagte Bach.

BBC-Interview