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Biathlon-Superstar
Dahlmeier braucht nach historischem Olympia-Double Ruhe

Schießstand
Gold Im Visier: Laura Dahlmeier am Schießstand bei ihrem Weg zum zweiten Gold in Pyeongchang 2018. Foto: Gregorio Borgia
Podiumssprung
Laura Dahlmeier hüpft nach ihrem zweiten Gold mit einem Freudensprung auf das Podium zwischen der Zweitplatzierten Anastasiya Kuzmina (r) und Bronzemedaillengewinnerin Anais Bescond (l). Foto: Michael Kappeler
Deutschlands Biathlon-Königin Laura Dahlmeier schreibt weiter an ihrem nächsten Winter-Märchen. Nach ihrem zweiten Gold im zweiten Rennen könnte sie zum Superstar der Winterspiele in Pyeongchang werden. Aber erst einmal braucht sie Ruhe.

Pyeongchang (dpa) - Nach ihrem historischen Olympia-Double war Laura Dahlmeier mit ihren Kräften am Ende. Den geplanten Fernseh-Auftritt nach dem Gewinn ihrer zweiten Goldmedaille in der Eiskammer von Pyeongchang sagte Deutschlands Sportlerin des Jahres am Montag kurzerhand ab.

«Sie ist einfach komplett hinüber», sagte Stefan Schwarzbach, der Sprecher des Deutschen Skiverbandes, und warb bei den TV-Zuschauern in der Heimat um Verständnis.

Dabei war Dahlmeier am Ende ihres Medien-Marathons im Alpensia-Stadion richtig gut drauf gewesen, ehe sie sich dann bei der Dopingprobe hinlegen musste. Zwar klagte sie über Schmerzen durch die enorme Kälte, doch als sie nach ihrem überlegenen Sieg in der Biathlon-Verfolgung wieder aufgetaut war, machte sie ihre Späßchen. «Vielleicht sieben?», sagte sie auf die Frage nach ihren weiteren Gold-Ambitionen. Die nächste Antwort gab sie gleich selbst: «Nein, es sind ja nur sechs Rennen!»

Für Dahlmeier geht es am Mittwoch im Einzel weiter. «Im Moment bin ich richtig kaputt. So ist es mir im letzten Jahr in Hochfilzen auch gegangen, dass ich gar nicht gedacht habe, aus dem Bett rauszukommen», sagte sie. Doch sie hat sich schon damals gequält und als Erste im Biathlon-Zirkus bei einer WM fünfmal Gold und einmal Silber geholt. «Ich bin ein zähes Luder.»

Alarm um Dahlmeier gab es schon vor einem Jahr - gleich nach zwei Wettkämpfen war die 24-Jährige zusammengeklappt. «Wir haben aus der Erfahrung von Hochfilzen gelernt», sagte Schwarzbach und schützte seinen Superstar vorsichtshalber.

Denn ihr zweiter Gold-Lauf in Südkorea war eine Demonstration der Stärke gewesen. Dahlmeier schaute kurz zurück. Dann schnappte sie sich ein paar Meter vor dem Ziel die deutsche Fahne, bedankte sich mit einem Blick gen Himmel und wartete wenig später geduldig auf die geschlagene Konkurrenz.

Die nach Dahlmeiers Sprint-Gold nach Südkorea gereisten Eltern feierten den zweiten Olympia-Sieg auf der Tribüne, doch gesehen hatten sie ihre Tochter noch nicht. «Wann denn?», sagte Dahlmeier. Der ruhige Abend im Kreise der Familie war Balsam nach der Aufregung und wird ihr neue Kraft geben.

Mit einem Riesenvorsprung hatte die 24-Jährige in Pyeongchang ihr zweites Gold und als erste Skijägerin überhaupt das Olympia-Double aus Sprint und Verfolgung bei denselben Winterspielen geschafft. Solch ein Kunststück hatte bislang nur Rekord-Olympiasieger Ole Einar Björndalen aus Norwegen geschafft. Wie sich das anfühle? «Gut, unglaublich», sagte Dahlmeier.

«Es war ein richtig, richtig hartes Rennen, unfassbar! Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, schlimmer als in jedem Rennen zuvor. Es war jetzt abartig», sagte die immer noch frierende Biathlon-König. «Die Schmerzen waren unheimlich.» Bei der Doping-Kontrolle musste sich Dahlmeier dann erschöpft hinlegen.

Bundestrainer Gerald Hönig hatte nach dem perfekten Rennen seiner Ausnahmekönnerin Tränen in den Augen und sagte: «Laura überstrahlt wieder alles. Was Laura hier an Biathlon in Perfektion zeigt, habe ich in der Art und Weise noch nicht gesehen. Sie ist professionell bis in die Haarspitzen.»

29,4 Sekunden hinter der siebenmaligen Weltmeisterin Dahlmeier landete die zweimalige Olympiasiegerin Anastasiya Kuzmina (4 Fehler) aus der Slowakei auf dem Silber-Platz, Bronze ging an Anais Bescond (1) aus Frankreich.

Denise Herrmann (2) war auf Rang sechs zweitbeste Deutsche. «Es ist unglaublich. Sie ist so gut drauf und hat mental so eine Stärke. Sie lässt der Konkurrenz keine Chance und steht verdient wieder ganz oben», sagte Herrmann über Dahlmeier. Franziska Hildebrand (3) kam auf Rang zwölf, Vanessa Hinz (4) auf Rang 13.

Dahlmeier dominierte das Rennen bei eisigen Temperaturen von zehn Grad unter Null zunächst von der Spitze weg. Mit 24 Sekunden Vorsprung war sie auf die Strecke gegangen, doch im zweiten Schießen leistete sich die Gesamtweltcupsiegerin ihren ersten olympischen Schießfehler. Das Polster auf die nahende Slowakin Anastasiya Kuzmina schmolz anschließend auf nur noch neun Sekunden, ehe die zweimalige Sprint-Olympiasiegerin vor dem dritten Schießen vorbeizog.

Doch Dahlmeier zeigte bei starkem Wind erneut ihre Nervenstärke und entschied das Rennen im dritten Schießen. Während die Bayerin fehlerfrei blieb, musste Kuzmina zweimal in die Strafrunde. Im letzten Stehendschießen blieb sie ebenfalls ohne Fehler - das war die Entscheidung. «Ich habe mir die eine oder andere Sekunde mehr Zeit gelassen. Und bin belohnt worden.»

Schon vor einem Jahr bei der WM hatte Dahlmeier mit 23 Jahren fast spielerisch Rekorde aufgestellt, die wohl sehr lange Bestand haben werden. Fünf WM-Titel bei einem Event oder elf WM-Medaillen in Serie holte noch niemand im Biathlon-Zirkus. Bei Großereignissen gewann sie nun in 13 Rennen am Stück eine Medaille. Auch das ist bislang unerreicht.

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