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Nordamerikanischer Basketball
Die NBA-Blase: Von Anglern, DJs und Essen zum Abnehmen

Maxi Kleber
Maxi Kleber (M) von den Dallas Mavericks. Kleber stört sich nicht an der möglicherweise wochenlangen Quarantäne in Florida. Foto: David Zalubowski/AP/dpa
Die Basketballer aus der Bundesliga haben ihre Erfahrung in der Anti-Corona-Blase schon hinter sich - in der NBA gewöhnen sich die Profis gerade erst ein. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.

Orlando (dpa) - Einen Titel haben die Dallas Mavericks schon vor dem ersten Spiel in der NBA-Blase in den Augen vieler Fans sicher: Den der Party-Könige von Disney World.

Keine andere Mannschaft hat seit dem Einzug in den Vergnügungspark so kontinuierlich mit lustigen Videoschnipseln Einblicke in die Welt der Basketballer unter Corona-Bedingungen gegeben wie der Ex-Club von Dirk Nowitzki. Weil auch andere Spieler fleißig posten, gibt es gut eine Woche nach der Anreise der ersten Athleten nach Florida ein ganz interessantes Bild vom Spielort der restlichen Saison - auch im Vergleich mit der Blase, die die Basketball-Bundesliga für ihre Endrunde in München hatte.

Dass in den USA alles etwas größer ist zeigt nicht nur der Blick auf die Anzahl der Teams in der Blase (22 in der NBA/10 in der Bundesliga) und die maximale Größe jeder Mannschaft inklusive Betreuern und Trainern (37 in der NBA/22 in der Bundesliga), sondern auch auf das Regelwerk: In Deutschland umfasste das 42 Seiten - in der NBA sind es mehr als 100. Am 30. Juli soll die Saison mit 22 Teams in Florida fortgesetzt werden.

QUARANTÄNE: Aller Anfang ist schwer - und die ersten zwei Tage fand wohl kein NBA-Profi toll. Denn so lange durften sich die Spieler nur auf ihren Zimmern aufhalten. Einige hatten dabei nicht mal ein Fenster zum Öffnen. Erst nach zwei negativen Corona-Tests und dieser Frist war der Gang zum Training und auf andere Teile der Anlage erlaubt. «Nichts fühlt sich normal an. Wir mussten ja am Anfang auch 48 Stunden im Zimmer bleiben», sagte der deutsche Nationalspieler Maxi Kleber von den Dallas Mavericks. Die Teams sind auf drei Hotels verteilt. Die Spieler dürfen dabei nur das eigene Hotel aufsuchen.

Wer wie Richaun Holmes von den Sacramento Kings oder Bruno Caboclo von den Houston Rockets die Blase unerlaubt verlässt, muss danach wieder zehn Tage in Quarantäne und negative Tests vorweisen. Mit einer Genehmigung kann diese Frist nach Angaben von US-Medien auch auf vier Tage verkürzt werden.

MASKENPFLICHT: Einmal drin in der Münchner Blase mussten die Spieler in der Bundesliga keine Maske mehr tragen - das gilt für die NBA-Profis so nicht. Lediglich während des Trainings beim Essen und auf dem eigenen Zimmer, das niemand anderes betreten darf, gilt keine Maskenpflicht. Ansonsten sind Mund und Nase stets zu bedecken. Die NBA hat sogar eine anonyme Hotline eingerichtet, in der Regelverstöße gemeldet werden können. «Dazu sage ich lieber nichts», meinte Dennis Schröder von den Oklahoma City Thunder, als er danach gefragt wurde.

ESSEN: Kaum waren die ersten Profis angekommen, gab es schon die ersten Proteste: Mit dem Essen während der Selbstisolation waren einige Basketballer überhaupt nicht zufrieden und beschwerten sich in den sozialen Netzwerken. Kleine Portionen, in Plastik abgepackt und überhaupt nicht das, was die Profis gewohnt sind. «Das Essen war eine große Hilfe bei meinem Plan, ein paar Pfunde zu verlieren», scherzte Trainer Nick Nurse von den Toronto Raptors.

Seit dem Ende der Selbstisolationsphase ist das aber besser. Während es in Deutschland ein Buffet für alle gab, hat in den USA jedes Team seinen eigenen Koch und Essensraum. Dazu dürfen die Spieler absehbar auch einige der Restaurants in Disney World nutzen und sich Essen von außerhalb bestellen - dafür allerdings nicht aus der Blase raus, so wie Holmes es versehentlich tat.

UNTERHALTUNG: Eines der beliebtesten Videos aus der Blase bislang: Die Mavericks-Profis als DJs ohne Publikum. Noch isoliert auf ihren Zimmern traten Kleber und Dwight Powell auf ihren Mini-Balkon und simulierten mit Hilfe von Kopfhörern, Wasserflaschen und der passenden Bewegungen ein DJ-Set. «Wir haben das ungefähr zwei Stunden lang gemacht und versucht herauszufinden, wie wir das am liebsten wollen», berichtete Kleber. Powell habe das Video zusammengeschnitten und die passende Musik unterlegt - mit dem perfekten Beat.

Seit Ablauf der Quarantäne sind die Möglichkeiten vielfältig: Statt wie die Kollegen in Deutschland einen Golf-Simulator, gibt es für die NBA-Profis eine 18-Loch-Anlage. Weil die Nachfrage so groß ist, soll am Samstag eine zusätzliche Driving Range in Betrieb genommen werden. Auch Angeln ist möglich, Kleber hielt schon wie manch anderer Kollege einen dicken Fisch in die Kamera. Zudem gibt es Räume mit Videospielen, Tischtennis und Karten. Laut US-Medien sind Doppel im Tischtennis aber verboten und nach jedem Kartenspiel wird ein frischer Kartensatz empfohlen.

TRAINING: Werfen im Ballsaal ist die neue Normalität für die Dauer der verbliebenen NBA-Saison. «Das ist ein bisschen komisch, es ist etwas dunkel», sagte Kleber. Aber man gewöhne sich dran. Statt in regulären Hallen hat die NBA in den großen Sälen Basketball-Courts aufgebaut - mit den original Holzböden einiger Teams. Auf Fotos aus der Blase sind beispielsweise die Heimspielfelder der Miami Heat, der Indiana Pacers und der Mavericks zu sehen.

Insbesondere das Team um Maxi Kleber erlaubt dabei auch viel Einblicke in die Zeit auf dem Platz - so schafften es schon einige beeindruckende Trickwürfe von Dallas-Star Luka Doncic in die sozialen Medien. «Unter normalen Umständen war ich über die Jahre sehr wachsam, das Training geschlossen zu halten. Aber wir befinden uns in einer anderen Zeit», sagte Mavericks-Trainer Rick Carlisle. «Wir müssen uns öffnen und unseren Fans einen starken Einblick geben.»

© dpa-infocom, dpa:200716-99-810377/2

ESPN-Bericht über NBA-Blase

Übersicht über NBA-Blase von USA Today

Details zum Turnier bei der NBA

ESPN-Portal zur NBA in Orlando

Kommentar Kleber zu DJ-Video (englisch)

Trickshot Luka Doncic