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Para-EM
Dietz komplettiert mit EM-Gold Titelsammlung

Die deutschen Behindertensportler holen bei ihrer Leichtathletik-Heim-EM weiter Medaille um Medaille. Für Gold-Glanz sorgt Kugelstoßer Sebastian Dietz. Er machte den Titel-Grand-Slam perfekt. Hat nun alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Berlin (dpa) - Sebastian Dietz fühlte sich zwischen «Himmel und Hölle». Dabei hatte der 33 Jahre alte Kugelstoßer mit seinem ersten Titel bei der Para-Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin die letzte Lücke in seiner sportlichen Vita geschlossen.

«Ich wollte den Weltrekord. Ich bin nah rangekommen, und man kann nicht sagen, ich habe verkackt. Aber ich habe halt auch nicht geliefert», sagte der zweimalige Paralympics-Sieger und dreifache Weltmeister nach einem durchwachsenen Wettkampf selbstkritisch, freute sich aber zugleich: «Ich bin glücklich, im eigenen Land EM-Gold geholt zu haben. Jetzt habe ich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.»

Mit 15,28 Meter ließ er dem Ukrainer Mykola Dibrova (13,26 Meter) und Pawel Piotrowski (12,75) aus Polen keine Chance. Der Weltrekord bleibt indes bei 15,34 Meter stehen. Der frühere Fußball-Torwart Dietz, dessen linke Hand und linkes Bein seit einem Autounfall gelähmt sind, will ihn aber unbedingt. Spätestens bei den Paralympics 2020. «In Tokio wird es noch mal richtig scheppern. Wenn es da nicht scheppert, hänge ich vielleicht die Schuhe an den Nagel. Ich werde auf jeden Fall versuchen, es bis dahin knallen zu lassen», sagte Dietz, der den Siegerabend mit seiner Familie und Freunden gehen wollte: «Eine Pizza ist vielleicht drin.»

Dietz von der BSG Bad Oeynhausen ist eines der Aushängeschilder im deutschen Team. 2004 war er nach einem Autounfall vom Hals abwärts gelähmt. Die Ärzte-Prognose: er könne nie wieder laufen. Doch Dietz kämpft, nach wenigen Monaten kann er wieder stehen, später auch gehen.

Abseits des Sports engagiert sich Dietz in vielen Bereichen. Er ist unter anderem Botschafter des Vereins «Schaki», der größten deutschen Selbsthilfegruppe für Schlaganfallkinder, für sie sowie Freunde und Partner kaufte er im Vorfeld selbst 120 EM-Eintrittskarten. 56 vom Verein waren da. «Ich hoffe, dass sie dadurch etwas Mut bekommen, und auch die Eltern Mut bekommen. Um nach draußen zu gehen und ihre Kinder zu zeigen und nicht zu verstecken. Jeder Mensch kann Leistung bringen, der eine so, der andere so», sagte Dietz, der 2015 bei einer Audienz von Papst Franziskus im Vatikan in Rom gesegnet wurde.

Ihre dritte EM-Medaille nach Gold und Silber heimste Lindy Ave (27,24 Sekunden/Greifswald) über 200 Meter als Zweite ein. Ihr zweites Silber sicherte sich Martina Willing (21,34 Meter/Cottbus) im Speerwerfen. Felix Krüsemann (4:21,60 Minuten/RSV Eintracht 1949) jubelte über 1500 Meter über Bronze. Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé aus Bonn konnte sich nur kurz über seine zweite Bronze-Medaille (800 Meter in 1:40,29 Minuten) freuen. Er wurde wegen der Behinderung eines Kontrahenten disqualifiziert. Dagegen legte das deutsche Team Einspruch ein, hatte damit aber keinen Erfolg.

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