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Saison-Endspurt
Ein Hauch von 2020: Die Bundesliga isoliert sich wieder

Florian Kohfeldt
Befürworter, aber kein Freund von Quarantäne-Traingslagern: Werder-Coach Florian Kohfeldt. Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Jetzt bloß keine Corona-Fälle mehr. Die Bundesliga schottet sich noch einmal ab, um auch die zweite Saison in Pandemie-Zeiten pünktlich beenden zu können.

Frankfurt/Main (dpa) - Inmitten aller sportlichen Rivalitäten wollen die 36 Proficlubs zumindest ein Ziel gemeinsam erreichen: ein Bundesliga-Saisonfinale bis Pfingsten.

Auf dieser von der Deutschen Fußball Liga und Boss Christian Seifert beschworenen Mission zu einem coronafreien Endspurt beginnen an diesem Mittwoch die sogenannten Quarantäne-Trainingslager. Dabei schotten sich alle Vereine in Hotels oder ihren Trainingszentren ab, um den Kontakt nach außen zu minimieren.

«Ich mag die Quarantäne nicht, aber ich akzeptiere sie und verstehe, dass wir es machen müssen, um sicherzustellen, dass wir die Saison vernünftig zu Ende bringen», sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt. Das Wort Trainingslager kann dabei irritieren, denn mit Teambuilding und gemeinsamen Aktivitäten wie sonst im Sommer in Spanien oder  Österreich haben die von der DFL ergriffenen Schutzmaßnahmen nicht viel zu tun.

«Aus sportlicher Sicht kannst du dem aber nichts Positives abgewinnen. Das hat ja nichts mit einem Trainingslager zu tun, wo man abends zusammensitzt und Karten spielt oder so. Wir sitzen beim Essen an Zwei-Mann-Tischen zusammen, danach geht jeder wieder auf sein Zimmer», sagte Kohfeldt. Der Kontakt mit der Außenwelt, der in diesem Fall auch die eigene Familie einschließt, ist tabu, bis auch das zweite Pandemie-Spieljahr geschafft ist.

Tim Meyer, der die DFL-Kommission zum Sonderspielbetrieb leitet, sagte der «Bild am Sonntag»: «Wir haben kaum Widerstände bei den Clubs wahrgenommen, eher im Gegenteil.» Die Vereine, die nach der zweimonatigen Zwangspause nach dem Ausbruch der Corona-Krise bis auf einzelne Ausnahme weitgehend problemfrei durch den Spielplan gekommen sind, akzeptieren die verschärften Hygienemaßnahmen als notwendige Pflicht. Auf der Zielgeraden und unmittelbar vor Beginn der Abstellungspflicht für die EM sollen keine Risiken mehr eingegangen werden.

Mit Kicker- und Billardtischen, Kartenspielen und Spielkonsolen wollen die Fußballer dem drohenden Lagerkoller in ihren Luxushotels, Sportschulen und vereinseigenen Leistungszentren entgegentreten.  VfB-Coach Pellegrino Matarazzo verriet, das Training eine halbe Stunde später beginnen zu lassen, damit die Spieler vorher ausschlafen können. Und abends? «Da werden wir uns schon was überlegen, dass es nicht so langweilig wird», sagte Matarazzo.

Wie sehr den Aktiven diese Maßnahmen missfallen, machten jüngst auch die beiden Kroos-Brüder in ihrem Podcast «Einfach mal Luppen» klar. «Den einen Spieler, der das gut findet, musst du erst einmal finden», sagte Felix Kroos von Zweitligist Eintracht Braunschweig. Sein älterer Bruder Toni, der solche Maßnahmen bei Real Madrid in der Primera Division nicht kennt, fügte generell an: «Der, der lieber im Hotel ist als zu Hause, der hat zu Hause irgendwas falsch gemacht.»

Eine Hoffnung für die Fußballer ist: Es könnte im Ligabetrieb zunächst das letzte Quarantäne-Trainingslager werden. Falls die Pandemie im Sommer durch den Impffortschritt wie geplant abflaut, ergeben sich für das neue Spieljahr andere Perspektiven, wie DFB-Arzt Meyer aufzeigte.

«Ich hoffe und glaube, dass die Schutzmaßnahmen in der nächsten Saison deutlich abgerüstet werden können», sagte Meyer der «Welt am Sonntag». Der Mediziner setzt dabei auf eine hohe Impfquote bei den Profifußballern, eine, die «noch deutlich über der Impfquote in der Allgemeinbevölkerung liegt».

Schon vor einem Jahr hatte sich die Bundesliga derartige Maßnahmen auferlegt, um inmitten der ersten Corona-Welle ein pünktliches  Saisonfinale zu schaffen. Kölns damaliger Trainer Markus Gisdol beschrieb es damals so: «Du fährst zwischen Hotel und Trainingszentrum hin und her und siehst die Leute draußen auf der Straße laufen oder sogar im Eiscafé sitzen. Da siehst du, welche Opfer du bringst.»

© dpa-infocom, dpa:210510-99-540256/2

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