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Australian Open
Einreise-Krimi um Djokovic - Gericht tagt am Montag

Novak Djokovic
Novak Djokovic will mit einer Ausnahmegenehmigung zu den Australian Open reisen. Foto: Dave Hunt/AAP/dpa
Djokovic-Anhänger
Vor dem Hotel versammelten sich serbische Fans mit Nationalflaggen, um für Djokovic zu protestieren. Foto: James Ross/AAP/dpa
Melbourne
Ein Kamermann steht vor einem Hotel, in dem der serbische Spieler Novak Djokovic vermutet wird. Foto: Joel Carrett/AAP Image/dpa
Die Nummer eins der Tenniswelt wollte mit einer Ausnahmegenehmigung in Australien einreisen. Jetzt kämpft der wohl ungeimpfte Serbe vor Gericht darum, bei den Australian Open spielen zu können.

Melbourne (dpa) - Gerichtssaal statt Tennisplatz: Der Einreise-Krimi um den serbischen Tennisstar und Impfskeptiker Novak Djokovic spitzt sich immer mehr zu und beschäftigt längst Justiz und Politik. Erst nach einem Wochenende in Hotel-Isolation wird der beste Tennisspieler der Welt erfahren, ob er an den am 17. Januar beginnenden Australian Open teilnehmen darf.

Am Montag soll ein Gericht in Melbourne über den Einspruch von Djokovic gegen den Visum-Entzug durch die australische Grenzbehörde entscheiden. Der sehr wahrscheinlich ungeimpfte Djokovic war am Mittwochabend (Ortszeit) damit gescheitert, mit Hilfe einer höchst umstrittenen medizinischen Ausnahmegenehmigung nach Australien einzureisen.

Djokovic die Einreise verweigert

Die Grenzschutzbehörden am Flughafen von Melbourne stornierten das Visum, weil der 34-Jährige die Einreisebestimmungen nicht erfülle. Djokovic schaltete daraufhin Anwälte ein, um diese Entscheidung vor Gericht anzufechten. Nach einer ersten Online-Anhörung soll der Fall nun am Montag vor Gericht weitergehen, wie die Zeitung «The Age» schrieb. Damit kann Djokovic mindestens bis Montag im Land bleiben.

Djokovic hat sich in der Vergangenheit als Skeptiker in Hinblick auf die Corona-Schutzimpfung hervorgetan. Seinen Impfstatus hat er noch immer nicht öffentlich gemacht. Eigentlich sollte Djokovic bereits am Donnerstag das Land wieder verlassen, doch hinter den Kulissen läuft ein erbitterter Streit um die Einreise-Erlaubnis für den Serben.

Derzeit hält sich Djokovic im Hotel Park im Melbourner Stadtteil Carlton auf, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Vor dem Hotel versammelten sich am Donnerstagnachmittag serbische Fans mit Nationalflaggen, um für Djokovic zu protestieren. Aktivisten nutzten den Moment auch, um die Freilassung der dort untergebrachten Menschen zu fordern.

Australischer Premier: «Regeln sind Regeln»

Von Djokovic selbst gibt es seit seinem Abflug nach Australien am Dienstag keine Aussagen mehr. Dafür äußerten sich seine Konkurrenten. Olympiasieger Alexander Zverev hielt sich mit einer Beurteilung des Falles zurück. «Es ist ein Grand-Slam-Turnier, das er neun Mal gewonnen hat. Es wäre schön für das Tennis, wenn er dabei wäre», sagte Zverev. «Aber Regeln sind Regeln. Ich werde nie im Leben ein schlechtes Wort über Novak sagen, aber ich kenne auch zu wenig Details, um ihn in Schutz nehmen zu können.»

Auch andere Rivalen sprangen nicht für Djokovic in die Bresche. Im Gegenteil. «Ich hatte Covid, ich bin zwei Mal geimpft. Wenn du das machst, hast du kein Problem, hier und überall auf der Welt zu spielen. Das ist das Einzige, was klar ist», sagte der Spanier Rafael Nadal. Die Regeln seien lange bekannt. Die Menschen in Australien seien in der Pandemie durch schwere Zeiten gegangen. Von daher könne er ihren Unmut über die Ausnahmegenehmigung für Djokovic verstehen. Melbourne hatte mit 262 Tagen einen der längsten Lockdowns der Welt.

«Wenn er eine faire Ausnahme von der Regel hätte, sollte er hier sein. Wenn er keine hat, dann nicht», sagte der russische Weltranglisten-Zweite Daniil Medwedew. Die bereits seit Wochen anhaltenden Diskussionen um Djokovic und seinen Impfstatus sind auch unter den Tennisstars das Thema Nummer eins.

Doch während Nadal, Medwedew und Co. sich beim ATP Cup oder bei anderen Turnieren auf die Australian Open vorbereiten, hockt Djokovic in seinem Hotelzimmer und kämpft von dort aus um eine Teilnahme am ersten Grand-Slam-Turnier der Saison, das er bereits neun Mal und damit so oft wie niemand vor ihm gewinnen konnte.

Die ihm erteilte Ausnahmegenehmigung hatte zuvor auch international für große Empörung gesorgt. Sogar Australiens Premier Scott Morrison äußerte sich zu dem Fall und rief die wegen der Corona-Pandemie derzeit herrschenden Einreiseregeln in Erinnerung. Dafür brauche es den Nachweis einer doppelten Impfung oder eine gültige medizinische Ausnahmegenehmigung, sagte er. «Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht», schrieb der Regierungschef auf Twitter. «Niemand steht über diesen Regeln.»

Djokovic war offenbar der Ansicht, über die erforderlichen Dokumente zu verfügen und hatte sich daraufhin am Dienstag auf den Weg nach Melbourne begeben. Anscheinend seien die Dokumente, so schrieb die Agentur AAP, aber nur für das Turnier und nicht für die Einreise nach Australien erteilt worden. Was auch ein schlechtes Licht auf die Organisatoren um den mächtigen Turnierboss Craig Tiley wirft.

Am Flughafen von Melbourne war Djokovic nach seiner Ankunft am Mittwochabend mehrere Stunden lang von Beamten wegen offenkundiger Unstimmigkeiten mit seinem Visum verhört worden. Die Dokumente, die Djokovic vorgelegt hatte, sahen Medien zufolge medizinische Ausnahmen für Ungeimpfte gar nicht vor. Die Behörden des australischen Bundesstaats Victoria, dessen Hauptstadt Melbourne ist, wurden deshalb eingeschaltet - und verweigerten ihm die Unterstützung.

Protest aus Serbien

Ranghohe Politiker in Serbien empörten sich über die Ausweisung des Tennisstars. «Ganz Serbien steht hinter ihm», schrieb der serbische Präsident Aleksandar Vucic in der Nacht zum Donnerstag nach einem Telefonat mit Djokovic auf Instagram. «Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt binnen kürzester Zeit zu beenden.» Regierungsnahe Medien machten in der serbischen Hauptstadt Belgrad ebenfalls Stimmung gegen die Entscheidung der australischen Behörden. «Das ist der größte Sportskandal aller Zeiten», titelte das Boulevard-Blatt «Kurir» am Donnerstag.

© dpa-infocom, dpa:220105-99-595961/22