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Warnung an andere Sportler
Eishockey-Profi Möser: Herzmuskelentzündung durch Corona?

Eishockey
Beim Eishockey-Profi Janik Möser von den Grizzlys Wolfsburg wurde eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Foto: Daniel Karmann/dpa
Eine Corona-Infektion kann auch Folgen auf die Herzfunktion haben. Davon gehen Mediziner schon länger aus. Ein Fall in der Deutschen Eishockey Liga scheint dies zu bestätigen. Die Grizzlys Wolfsburg haben ihn nun öffentlich gemacht - auch um aufzuschrecken.

Wolfsburg (dpa) - Eine Herzmuskelentzündung bei dem deutschen Eishockey-Profi Janik Möser geht nach Einschätzung der behandelnden Ärzte und seines Vereins Grizzlys Wolfsburg auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück.

«Wir können das nicht mit 100-prozentiger Sicherheit, aber mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit sagen», erklärte der Wolfsburger Manager Karl-Heinz Fliegauf der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit einen Bericht der «Wolfsburger Nachrichten». Der Verein und sein 25-jähriger Abwehrspieler hätten sich gezielt dazu entschieden, diesen Krankheitsverlauf öffentlich zu machen, «um für das Thema zu sensibilisieren. Der Spieler fühlt sich topfit, aber die Untersuchungen sagen etwas anderes», so Fliegauf.

Möser wurde bereits im Oktober positiv auf das Coronavirus getestet und in eine zweiwöchige Quarantäne geschickt. Damals hielten Spieler und Verein dieses Testergebnis noch geheim. Vor seiner Rückkehr ins Training führten die Wolfsburger unter anderem ein Belastungs-EKG bei ihrem Verteidiger durch, das deutlich andere Ergebnisse hervorbrachte als die vorangegangenen Untersuchungen im Sommer. Möser wurde daraufhin von einem Spezialisten der Berliner Charité untersucht, der die Herzmuskelentzündung diagnostizierte und den Zusammenhang mit der Covid-19-Erkrankung herstellte. «Außer Corona war bei Janik nichts festzustellen, was der Auslöser hätte sein können», sagte Axel Gänsslen, der Teamarzt der Grizzlys, den «Wolfsburger Nachrichten».

Mediziner gehen schon länger davon aus, dass eine Coronainfektion selbst bei Leistungssportlern zu Herz-Kreislauf-Komplikationen führen kann. An der Universitätsklinik Tübingen wurde dazu bereits im Juli ein Forschungsprojekt gestartet. Auch der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) sagte in einem dpa-Interview: «Eine sehr wichtige Untersuchung im Journal of American Cardiology der Universität Frankfurt hat gezeigt, dass es auch bei jüngeren Corona-Kranken Monate danach noch Herzveränderungen gibt. In der Studie kam heraus, dass bei 78 Prozent der Erkrankten Herzveränderungen zu sehen waren.»

Ob das auch für Sportler gelte, «weiß man nicht. Das macht mir Sorgen», sagte Lauterbach und regte den Spitzensport dazu an, «mit der Universität Frankfurt zusammenarbeiten. Da könnte der Fußball, könnte der Sport, einen wichtigen Beitrag zur Forschung leisten.»

Der Wolfsburger Manager Fliegauf sieht das genauso und bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass sein Club nach dem Fall Möser bereits im Austausch mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) steht. Das Ziel ist zunächst, ein einheitliches Verfahren für die Profis auszuarbeiten, die nach einer Corona-Infektion in den Trainings- und Spielbetrieb zurückkehren: Was wird bei ihnen untersucht? Welche Erkenntnisse der Corona-Forschung fließen dort ein? «Wir wollen das Risiko minimieren und die Sportler schützen», sagte Fliegauf.

Möser selbst darf wegen seiner Herzmuskelentzündung vorerst nicht am Training teilnehmen. Im Januar wird er wieder untersucht. «Ich möchte mit meinem Fall andere Profi- und auch Hobby-Sportler darauf hinweisen, dass sie eine Corona-Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen», sagte er den «Wolfsburger Nachrichten».

© dpa-infocom, dpa:201123-99-432209/3

Mitteilung der Grizzlys Wolfsburg

Bericht der Wolfsburger Nachrichten hinter einer Bezahlschranke