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Paneuropa-Turnier
EM wird für Ausnahmespieler Sané zur Reifeprüfung

Individualist
Leroy Sane beim Training mit der Nationalmannschaft. Foto: Christian Charisius/dpa
Diesmal muss Leroy Sané die Bekanntgabe des finalen Turnierkaders nicht fürchten. Vor der WM 2018 sortierte Joachim Löw ihn aus. Jetzt ist er einer seiner EM-Hoffnungsträger. Der Bayern-Profi liebt das riskante Spiel, ist aber noch zu oft «ein Künstler im Standby».

Seefeld (dpa) - Leroy Sané gibt immer wieder Rätsel auf, auch in den Tiroler Bergen. Der begnadete Fußball-Individualist schlurft bisweilen merkwürdig teilnahmslos über den Trainingsplatz, um nur einen Augenblick später zu explodieren.

Dann tanzt er im Eins gegen Eins auf engstem Raum einen Gegenspieler aus und knallt den Ball mit seinem starken linken Fuß ins Tor, wie bei einem Kleinfeldturnier mit Vier-Mann-Teams. In solchen Momenten weckt Sané EM-Hoffnungen - und die Teamkollegen blicken über so manche Passivität großzügig hinweg.

Europameisterschaft als Reifeprüfung

Die Paneuropa-EM, die dem Bayern-Profi in der Gruppenphase drei Heimspiele in München beschert, soll auch sein Turnier werden. Es ist eine Art Reifeprüfung für den 25-Jährigen: Der Außenstürmer hat sich viel vorgenommen und will unbedingt einen Makel der Vergangenheit korrigieren. «Es kommen die besten Spieler der besten Nationen zusammen. Es ist von jedem Spieler ein großer Traum, den Titel zu gewinnen. Dafür geben wir unser Bestes», sagte Sané in Seefeld.

«Qualitativ haben wir alles, aber wir müssen es auch zeigen wollen», sagte er auch zuletzt. Wegen Corona und der EM-Verschiebung musste der Ex-Schalker drei Jahre auf eine neue Turnierchance warten. Vor der Weltmeisterschaft 2018 hatte ihn Bundestrainer Joachim Löw im Trainingscamp der DFB-Auswahl in Südtirol überraschend aussortiert.

«Auf jeden Fall war das das Härteste», bekannte Sané rückblickend. Vom «größten Rückschlag» seiner Karriere sprach er sogar; noch schlimmer als die schwere Kreuzbandverletzung ein Jahr später.

Wiederholen wird sich eine Ausbootung nicht, wenn Löw am 1. Juni den endgültigen 26-Mann-Kader der UEFA melden muss. Der Bundestrainer hat diesmal keine überzähligen Akteure mit ins Trainingscamp genommen. Alle 26 Akteure kann er wegen eines Corona-Zuschlages von drei Feldspielern mit zur EM nehmen.

Sané zählt fraglos zu den Hoffnungsträgern im DFB-Team. Er ist aber auch nach wie vor ein unberechenbarer Faktor. Als Angreifer verfügt er über einige Alleinstellungsmerkmale. Er kann im Turbo-Tempo eine Abwehr mit dem Ball am Fuß aufreißen. Sein Antritt ist explosiv. Dribblings und schnelle Ein-Kontakt-Pässe zählen zu den Stärken.

Sané: Hoffnungsträger mit Höhen und Tiefen

Sané versucht viel - und er zockt gerne. «Mein Spiel ist natürlich auch schon sehr riskant, weil ich viel ins Eins gegen Eins gehe», sagte er jüngst im BR-Fernsehen. «Der leichte Weg» sei halt nicht seiner. Das kann Probleme schaffen. Seinem Spiel fehlt nach wie vor zu oft die Effektivität beim letzten Pass oder beim Abschluss.

Sanés Spielweise, die scheinbare Teilnahmslosigkeit und bisweilen nachlässige Defensivarbeit regen Mitspieler und Trainer immer wieder auf. «Er ist teilweise ein Künstler, der das eine oder andere Mal vielleicht ein bisschen auf Stand-by ist», bemerkte Hansi Flick einmal. Seinen bisherigen Vereinscoach sieht Sané bald beim DFB als Bundestrainer wieder. Um Erziehungsmaßnahmen kam auch Flick in Sanés erstem Münchner Jahr nicht herum. Bei einem Spiel in Leverkusen wechselte Flick den Stürmer einmal erst ein und wenig später wieder aus. Im Fußballer-Jargon heißt das «Höchststrafe».

Auch in Seefeld benötigt Sané hin und wieder eine Aufmunterung oder kleinere Ansagen der Kollegen. «Leroy hat ab und an ein bisschen eine andere Körpersprache», bemerkte der stets extrem engagierte Emre Can. Da müsse man ihm «mal lauter etwas sagen oder Körperkontakt haben». Am Montag bildeten Can und Sané beim Training ein Duo beim Aufwärmen. Beide flachsten miteinander, Sané sah man endlich mal lachen.

Er will nach einem ersten Bayern-Jahr «mit Höhen und Tiefen» mit dem Nationalteam «Spaß haben auf dem Platz», auch wenn man ihm diesen bei der harten Trainingsarbeit häufig nicht ansieht. Löws WM-Denkzettel stachelt ihn aber innerlich an. «Ich muss nicht immer wieder gegen die Wand laufen, um etwas zu lernen», sagte er.

© dpa-infocom, dpa:210531-99-804759/2

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