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42. Ryder Cup
Europas Golf-Helden entthronen Titelverteidiger USA

Molinari
Golfer Francesco Molinari (l) vom Team Europa jubelt nach dem Sieg im Ryder Cup. Foto: Alastair Grant/AP
Europas Golf-Elite entthront beim 42. Ryder Cup die favorisierten US-Stars um Tiger Woods. Zehntausende frenetische Fans feiern in Paris ihre Helden. Matchwinner für das Team Europa ist ein Italiener.

Paris (dpa) - Francesco Molinari sprintete auf dem Abschlag der 16. Spielbahn des Le Golf National in die Arme der europäischen Fans und genoss die Bierdusche. Zuvor hatte sein US-Kontrahent Phil Mickelson den Ball auf dem Par 3 ins Wasser geschlagen - Sieg für Team Europa beim 42. Ryder Cup.

Unter dem tosenden Geschrei tausender frenetischer Anhänger holte der Italiener Molinari den entscheidenden Punkt zum Triumph des europäischen Teams in der Nähe von Paris. Durch Molinaris Sieg gegen Mickelson gingen die Herausforderer beim Kontinentalvergleich uneinholbar in Führung und eroberten am Ende mit 17,5:10,5 Punkten die goldene Trophäe von Titelverteidiger USA zurück.

Die 60.000 Fans auf der gigantischen Golf-Anlage im Südwesten von Paris drehten nach dem Erfolg völlig durch. «Europe, Europe» und «Allez les Bleus», skandierte die Masse immer wieder und feierte bei strahlendem Sonnenschein überschwänglich den Triumph der Herausforderer gegen die favorisierten US-Stars um einen müden und frustrierten Tiger Woods. Nach dieser Niederlage warten die Amerikaner beim wichtigsten Team-Wettbewerb im Golfsport nun schon seit 25 Jahren auf einen Erfolg auf europäischem Boden.

Molinari ist jetzt Europas Ryder-Cup-Held. Der 35-Jährige aus Turin krönte im Le Golf National das erfolgreichste Jahr in seiner Karriere. Der British-Open-Sieger gewann in Paris alle fünf Matches. «Es bedeutet mir so viel, so viel mehr als das Major, mehr als alles andere», schwärmte Molinari nach dem Triumph gegen die favorisierten Amerikaner. «Es war einfach eine unglaubliche Woche.»

Die zwölf Spieler von Europa-Kapitän Thomas Björn zeigten auch zu Beginn des Finaltags, wie wichtig der Teamgeist ist - vor allem bei einer Sportart, die eigentlich nur aus Individualisten besteht. Spaniens Golfstar Sergio Garcia trat schon zehn Minuten vor dem Start der zwölf Einzel vor die riesige Tribüne am ersten Abschlag und animierte die tausenden von Fans zu Jubelstürmen. Dafür bekam Garcia auch eine Menge Respekt von US-Basketball-Legende Michael Jordan. Der US-Edel-Golffan nahm den Spanier herzlich in die Arme und hielt danach einen Smalltalk mit dem Masters-Champion von 2017.

Garcia selbst stellte mit seinem Sieg gegen Rickie Fowler einen Rekord auf. In insgesamt acht Ryder Cups holte der 38 Jahre alte Spanier 25,5 Punkte. So viele wie kein anderer Spieler in der Geschichte des Kontinentalvergleich. «Ich bin Thomas so dankbar, dass er an mich geglaubt hat», sagte Garcia. Europas Kapitän hatte den Spanier nach einer eher durchwachsenen Saison mit einer Wildcard ins Team geholt. Die Fans in Paris feierten ihn mit lauten «Sergio, Sergio»-Rufen.

Europas Stars agierten an allen drei Tagen als verschworene Einheit mit einem klaren Ziel vor Augen: Den Ryder Cup zurückzuerobern. Immer wieder feuerten sie sich lautstark an, klatschen sich ab und gaben sich gegenseitig Tipps. Bei den hochgelobten Einzelkämpfern aus Amerika, die im Durchschnitt in der Weltrangliste viel besser platziert sind als die Europäer, war von Teamgeist kaum etwas zu spüren. Allen voran bei Tiger Woods.

Für den Superstar war der Ryder Cup in Paris ein Desaster. Der 14-malige Major-Sieger zeigte an allen drei Tagen eine ganz schwache Vorstellung. Seine sonst so einschüchternde Körpersprache war nicht vorhanden. Er wirkte müde und ausgelaugt. Bei vier Einsätzen konnte Woods nicht einen einzigen Punkt für die Amerikaner beisteuern. Am Schlusstag verlor er sein Einzel gegen den spanischen Ryder-Cup-Neuling Jon Rahm. Noch vor einer Woche hatte er in Atlanta sein Comeback nach langer Verletzungspause und privaten Probleme mit dem 80. Sieg auf der PGA-Tour gekrönt. Den Europäer kam Woods' Schwächephase gerade recht.

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