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Auslosung in Doha
Flicks WM-Plan: Spanien - dann «so weit wie möglich kommen»

In Eile
Hat sich nach der Auslosung in Doha direkt auf den Heimweg gemacht: Hansi Flick. Foto: Christian Charisius
Spanien und Japan stehen als deutsche WM-Gruppengegner fest. Dazu kommt entweder Costa Rica oder Neuseeland. Die kommenden Monate will das DFB-Team aber nicht nur zur sportlichen Vorbereitung nutzen.

Doha. Hansi Flick verließ Doha recht eilig. Die Reise zur glitzernden Auslosungsshow mit dem «Hammer»-Los Spanien war für den Bundestrainer nur ein Kurztrip.

In den kommenden Monaten vor dieser umstrittenen WM in Katar warten auf die deutsche Nationalmannschaft teils schwierige Herausforderungen - auf und neben dem Fußball-Platz. Am sportlichen Ziel ließ Flick kurz vor der Abreise keinen Zweifel. «Wir wollen so weit wie möglich kommen», sagte der 57-Jährige. Beim Gruppenfoto der Nationaltrainer war der goldene WM-Pokal schon in Reichweite.

Spanien-Spiel am ersten Advent

Neben dem Ex-Weltmeister warten in der Vorrunde Eröffnungsgegner Japan und der Gewinner der Playoff-Partie zwischen Costa Rica und Neuseeland. Die Japan-Partie wird am 23. November um 14.00 Uhr deutscher Zeit angepfiffen, das Schlagerspiel gegen Spanien vier Tage später am ersten Advent folgt zur besinnlichen Anstoßzeit um 20.00 Uhr. Ebenso das dritte Gruppenspiel am 1. Dezember. Vieles wird anders bei dieser WM.

FIFA-Präsident Gianni Infantino konnte gar nicht hoch genug greifen. Der Schweizer pries die Endrunde jetzt schon als «beste aller Zeiten» an, als die «größte Show der Erde». Erst in dieser Woche hatten Menschenrechtsorganisationen aber erneut die schweren Missstände in Katar angeprangert, die große Show spielt in einem dunklen Schatten. Auch das wird die DFB-Auswahl in den kommenden Monaten begleiten.

FIFA-Boss schwärmt von der «größten Show der Erde»

«Das ist für die nächsten Monate unsere Aufgabe, dass wir uns klar positionieren», sagte Flick zur Menschenrechtslage in Katar. Der Bundestrainer und Oliver Bierhoff kündigten weitere Gespräche mit den Nationalspielern an, die in der vergangenen Woche im Teamquartier bei Frankfurt/Main Besuch von Menschenrechtsorganisationen bekommen hatten. Im Sommer seien Diskussionsrunden geplant, sagte Bierhoff in Doha. «Nicht nur mit Menschenrechtsorganisationen, sondern mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, auch mit Menschen, die hier gearbeitet haben, um ganz authentische Berichte zu haben und ein Bild davon zu bekommen, wie dieses Land funktioniert.»

Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf nutzte den Katar-Aufenthalt mit dem FIFA-Kongress am Donnerstag und der Auslosung für Gespräche «mit Menschenrechtsorganisationen, auch mit der Botschaft und anderen Vertretern, die relevant sind in diesen Dingen», wie er in einem Interview des ZDF-«Sportstudios» sagte. Dann könne sich der Verband «seriös und gut positionieren».

Testspiel in der heißen Vorbereitungsphase

Vor Ort sein wird die Nationalmannschaft erst kurz vor dem Turnier. Die Abstellungsperiode beginnt am 14. November, unmittelbar nach dem 15. Bundesliga-Spieltag. Neun Tage später wird die Partie gegen Japan angepfiffen. Der DFB plant ein Testspiel in der heißen Vorbereitungsphase, wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff bestätigte. Der Gegner steht noch nicht fest, dürfte aber aus dem WM-Teilnehmerfeld kommen. «Wir haben uns eine Wenn-dann-Strategie erarbeitet. Jetzt schauen wir mal, wie wir es fixieren», sagte Flick.

In der Nations League stehen im Verlauf des WM-Jahres noch sechs Pflichtspiele an, gegen den nicht für die WM qualifizierten Europameister Italien sowie England und Ungarn. Gegner, die geeinigt sind für die Standortbestimmung - vor dem zunächst schwersten WM-Spiel gegen Mitfavorit Spanien. Als Rekordnationalspieler Lothar Matthäus Deutschland in die Spanien-Gruppe E loste, war das «schon der Hammer», wie Flick sagte. Im Achtelfinale würde ein Gegner aus der Gruppe F warten - Belgien, Kanada, Marokko oder Kroatien. Im Viertelfinale wäre Brasilien ein möglicher Gegner.

Spanien nicht unbedingt erste Wahl

«Alle Mannschaften haben sich weiterentwickelt, alle Mannschaften haben etwas Spezielles», sagte Flick. «Wir müssen einfach schauen, dass wir uns durchsetzen.» Schmerzhaft dürften auch dem Bundestrainer noch das verlorene EM-Finale 2008 sowie das Halbfinal-Aus bei der WM 2010 in Erinnerung sein. Damals war Flick Assistent von Joachim Löw. Beim 0:6 in der Nations League im November 2020 war Flick nicht dabei, nach der folgenden EM im Sommer 2021 folgte Löws Ablösung.

«Spanien ist nicht gerade unsere Wunschmannschaft, da haben wir, ob das 2010, 2012 oder in der Nations League war, manches Mal Schwierigkeiten gehabt», sagte Bierhoff. «Aber Hansi wird das schon besonders angehen. Bei jeder WM musst du mit schweren Gegnern rechnen.» Die spanischen Medien schwankten in der Nacht zwischen Vorfreude und großem Respekt. «Spanien wurde das Ungeheuer zugelost», titelte die Fachzeitung «AS». Das Konkurrenzblatt «Marca» schrieb von einem «Angstgegner».

© dpa-infocom, dpa:220401-99-765320/4