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Wechsel zum FC Chelsea
Havertz-Rekorddeal - Bayer-Coach: «Mannschaft besser machen»

Kai Havertz
Kai Havertz beim Europa League-Spiel gegen Inter Mailand im August. Foto: Marius Becker/dpa
Für Leverkusen beginnt die Nach-Kai-Havertz-Ära. Durch den Abschied des Hochbegabten zum FC Chelsea verliert der Bundesligist große Qualität. Die Rekordeinnahme im Gesamt-Paket von rund 100 Millionen Euro ist immerhin eine fürstliche Entschädigung.

Leverkusen (dpa) - Finanziell ein großer Segen, sportlich ein herber Verlust: Der Abschied des hochbegabten Fußball-Nationalspielers Kai Havertz löst bei Bundesligist Bayer Leverkusen gemischte Gefühle aus.

Zwar beschert der Wechsel des Ausnahmetalents zum FC Chelsea dem Werksclub eine Rekordeinnahme, doch es geht auch ein Stück Zukunft und Identifikation verloren.

Sportlich gesehen wird es Bayer-Trainer Peter Bosz schwer haben, den Abgang des 21-Jährigen zu kompensieren, der zehn Jahre lang in Leverkusen spielte und zum Nationalspieler reifte. Zumal sich in Kevin Volland ein zweiter Leistungsträger aus der Offensiv-Abteilung gerade erst zum Niko-Kovac-Club AS Monaco verabschiedete. «Ein super Spieler geht weg. Das ist absolut so», räumte Bosz im Sky-Interview nach dem Havertz-Deal ein und deutete Zugänge an. «Da müssen wir versuchen, die Mannschaft insgesamt besser zu machen. Und das machen wir vielleicht auf mehreren Positionen.»

Wie sehr der Verlust von Havertz sportlich wie menschlich schmerzt, zeigen alle Aussagen der Bayer-Bosse. Er sei «schon jetzt Weltklasse, mit Sicherheit einer der Besten, die jemals für Bayer 04 gespielt haben», sagte Sportchef Rudi Völler, der sicher ist: «In den kommenden Jahren wird Kai auch in der extrem fordernden englischen Liga beweisen, welch großartiger Fußballer er ist.» Nicht anders sieht es Sportdirektor Simon Rolfes: «Kai ist ein wunderbarer Spieler, dem sowohl in der Premier League als auch in der deutschen Nationalmannschaft die Zukunft gehört», prophezeite er. «Er wird sich in England auf allerhöchstem Niveau ganz sicher durchsetzen.»

Immerhin wird Bayer für den Abgang des Eigengewächses fürstlich entschädigt. Chelsea hat nach Bayer-Angaben die Transferbedingungen akzeptiert. Dem Vernehmen nach liegt das Gesamtvolumen des Mega-Deals bei 100 Millionen Euro. Havertz ist nun der teuerste deutsche Spieler der Bundesliga-Historie. Beim Premier-League-Club unterschrieb er einen Fünfjahresvertrag und trifft auf seine DFB-Teamkollegen Antonio Rüdiger und Timo Werner, der erst vor wenigen Wochen von RB Leipzig für rund 53 Millionen Euro zu den Blues wechselte.

Für den bescheidenen Jungen aus Aachen ist der Sprung über den Kanal nach London eine große Sache. Noch am späten Freitagabend nach der Bestätigung des Wechsels veröffentlichte der Club von Trainer Frank Lampard ein Interview mit Havertz. «Chelsea hat sehr große Spieler und ich bin sehr glücklich und stolz, hier zu sein. Für mich wird ein Traum wahr, in einem großen Verein zu spielen. Sie wollen Titel gewinnen. Und ich will mein Bestes geben, damit wir die Ziele erreichen können», sagte er brav.

Havertz betonte, dass Spielerlegende Lampard ein wichtiger Faktor für die Entscheidung für die Blues war, bei denen einst in Michael Ballack, mit dem Havertz oft verglichen wird, einer seiner prominenten Bayer-Vorgänger seine große Karriere fortgesetzt hatte.

Er habe Lampard «als Spieler geliebt und sehr oft beobachtet», sagte Havertz. Nun sei dieser sein Trainer: «Ich denke, er ist ein sehr bescheidener Mensch und ein großartiger Kerl. Ich kann es kaum abwarten, von ihm zu lernen und mit ihm zusammenzuarbeiten.»

Havertz war am Freitag mit ausdrücklicher Billigung von Bundestrainer Joachim Löw aus dem Quartier der Nationalmannschaft in Stuttgart abgereist, um letzte Details in London zu klären. Dass der Transfer mitten in der FIFA-Abstellungsperiode über die Bühne ging, gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Profi-Geschäfts.

Emotional fiel Havertz' Abschiedsgruß an seinen Stammverein und dessen Fans aus. «Ich bin seit zehn Jahren im Verein und habe die Hälfte meines Lebens unter dem Bayer-Kreuz verbracht. Ich werde Bayer 04 für immer verbunden bleiben», sagte er. Aber jetzt sei es an der Zeit gewesen, «etwas Neues zu beginnen».

© dpa-infocom, dpa:200905-99-439015/5