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Bedrohliche Torarmut
HSV-Boss Bruchhagen: «Wasser steht uns bis zum Hals»

Im 55. Bundesligajahr könnte es den HSV tatsächlich erwischen. Beim Rückrunden-Fehlstart ist die Angriffsleistung nicht erstligawürdig. Der Druck auf alle Beteiligten steigt - und das vor dem Köln-Spiel.

Augsburg (dpa) - Nach dem verpatzten Jahresstart des Hamburger SV hatte Trainer Markus Gisdol einen größeren Redebedarf mit seiner Mannschaft als sonst. Er zeigte am Sonntag seinen Spielern die Schwachpunkte beim 0:1 auswärts gegen den FC Augsburg - und das dauerte.

«Es gibt unzählig viele Situationen, wo wir im Umschaltspiel die falsche Entscheidung treffen. Wir wählen nicht die mutige Variante. Das ist unser identifiziertes Problem», klagte der Trainer am Tag nach der Niederlage in Augsburg. Vor allem in der Offensive hatten die Hanseaten wieder einmal so gut wie gar nicht stattgefunden.

«Die Situation nagt an den Spielern», gab der Coach zu. «Wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen, strotzen die Offensivspieler nicht vor Selbstbewusstsein.» Gisdol will bis zum Abstiegsgipfel am Samstag gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln versuchen, die richtige Ansprache für jeden Profi zu finden. «Bei manchen Spielern muss man mehr Druck aufbauen, andere brauchen ein bisschen mehr Zuspruch und Vertrauen.»

Von seinen Vorgesetzten hat er noch genug Rückendeckung, glaubt Gisdol. «Ich spüre kein Misstrauen im Verein», sagte der 48-Jährige. Auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen will keine Trainerdiskussion aufkommen lassen. «Man muss nicht über Einzelne reden», meinte er. Ein klares Bekenntnis vermied er jedoch. «Wir entscheiden immer, was das Beste für den HSV ist», sagte er im TV-Sender Sky.

Nach ihrer dritte Niederlage in Serie und der elften Saisonpleite im 18. Spiel rutschen die Hamburger immer tiefer in den Abstiegsschlamassel. «Das Wasser steht uns bis zum Hals», gestand Bruchhagen.

Verstärkungen für die lahme Offensive deuten sich bislang nicht an. «Es ist zu einfach, über potenzielle Neuzugänge sprechen», entgegnete Gisdol. Der Coach sieht den aktuellen HSV-Kader auch ohne Verstärkungen in der Lage, den Klassenverbleib zu sichern.

Wenn auch gegen Köln ein Punktedreier verfehlt wird, ist die Gefahr groß, dass sich der HSV im 55. Bundesligajahr nicht einmal in seine Spezialdisziplin Relegation retten kann. «Es darf keine Resignation aufkommen!», forderte Bruchhagen. Grund zu Optimismus gibt die Mannschaft derzeit aber nicht.

Ob die erkältete Stürmer-Hoffnung Jann-Fiete Arp am nächsten Samstag spielen kann, ist noch nicht sicher. «Ich kann kein Prognose geben», sagte Gisdol. Doch der Coach braucht den 18 Jahre alten Abiturienten, weil die Etablierten es nicht schaffen.

So unzufrieden der Trainer mit seiner Offensive war, so erleichtert war er über die Leistung seines neuen Torhüters Julian Pollersbeck. «Er hat es gut gemacht. Es gibt nichts auszusetzen», sagte Gisdol. «Er hat eine gute Körpersprache.» Der Schlussmann war jedoch enttäuscht. «Diese Niederlage nervt einfach mega», haderte er nach seinem Debüt. «Wir müssen jedes Spiel als Endspiel betrachten und uns da rauskämpfen.»

Unabsteigbar wirkt der HSV nicht mehr. Das spürt auch Bruchhagen. «Die Leistung ist nicht ausreichend, da muss mehr kommen. Jeder auf seiner Position muss besser werden», sagte der HSV-Boss und stellte fest: «Der Druck erhöht sich.» Und zwar auf alle: Auf die Vereinsführung, die Profis - und den Trainer.

Die Angriffsleistung in Augsburg, das sich den Sieg durch einen feinen Kopfballtreffer von Ja-Cheol Koo redlich erarbeitete, war nicht erstligatauglich. «Wir müssen mehr vor die Kiste kommen», kritisierte Mittelfeldspieler Sejad Salihovic. Bobby Wood? André Hahn? Filip Kostic? Keiner aus dem Offensivtrio weckte auch nur geringe Hoffnungen, den HSV in der Rückrunde mit Toren retten zu können.

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