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Deutsche Meisterschaften
Leichtathletik ohne Zuschauer: Sprinter Almas glänzt

Sprinter Deniz Almas
Deniz Almas gewann in Braunschweig die 100 Meter in ganz starken 10,09 Sekunden. Foto: Jens Büttner/dpa/Archivbild
Lisa Marie Kwayie
Lisa Marie Kwayie ist erstmals deutsche Meisterin über 100 Meter. Foto: Andreas Gora/dpa/Archivbild
Elena Burkard
Burkard sich bei den bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten ihren ersten Titel über 3000 Meter Hindernis gesichert. Foto: Sven Hoppe/dpa
Max Heß
Wurde zum vierten Mal nach 2016, 2017 und 2019 deutscher Freiluft-Meister im Dreisprung: Max Heß. Foto: Michael Kappeler/dpa
Gespenstisch
Ohne Publikum kämpfen die Leichtathleten um die Titel bei den deutschen Meisterschaften. Foto: Swen Pförtner/dpa
Alles anders in der Corona-Krise: Selbst die erfolgsverwöhnte Hindernisläuferin Gesa Krause siegt bei den Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig nicht. Und Medaillen müssen sich die Sportler im Wettkampfbüro abholen.

Braunschweig (dpa) - Der neue Top-Sprinter Deniz Almas hat für einen Lichtblick bei den Geistermeisterschaften der deutschen Leichtathleten gesorgt.

Der 23-Jährige vom VfL Wolfsburg gewann in Braunschweig die 100 Meter in ganz starken 10,09 Sekunden. Vor leeren Rängen verpasste Europameisterin Gesa Krause ihren sechsten Titel über 3000 Meter Hindernis. Die WM-Dritte vom Verein Silvesterlauf Trier musste mit muskulären Problemen aufgeben.

«Mit der 10,08 hatte ich mir schon sehr, sehr große Chancen ausgerechnet. Aber man muss es erst mal machen - und ich hab' es gemacht!», meinte der jubelnde Almas in der ARD. Der gebürtige Schwarzwälder hatte vor einer Woche in Weinheim schon mit 10,08 Sekunden überrascht - der schnellsten Zeit seit Julian Reus' deutschem Rekord von 10,01 vor vier Jahren. Der 32 Jahre alte Routinier aus Erfurt musste als Dritter in 10,26 auch noch den Kölner Joshua Hartmann (10,23) vorbeiziehen lassen.

Bei den Frauen durfte sich Lisa Marie Kwayie erstmals als 100-Meter-Meisterin feiern lassen. Die Berlinerin lag in Abwesenheit von Assen wie Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto nach 11,30 Sekunden knapp vor Rebekka Haase aus Wetzlar (11,34). «Wir hatten in der Corona-Zeit einfach viel mehr Zeit - und die haben wir gut genutzt. Ich bin unheimlich glücklich!», sagte Kwayie.

Viel Musikgedudel und Ansagen aus Lautsprechern, Startschüsse, das Scheppern von Hürden und der Beifall weniger Betreuer - ansonsten: Stille! In gespenstischer Atmosphäre kämpfte die Athleten im Eintracht-Stadion um Titel. Starke Zeiten und Weiten blieben am ersten Tag nach den schwierigen Trainingsmonaten in der Corona-Krise weitgehend aus.

«Das ist natürlich unschön. Es war nicht mein Tag heute, und es lief von Anfang an nicht rund», sagte Gesa Krause, die nach etwa 2000 Metern überraschend ausstieg. «Es ist für mich schwer in Worte zu fassen. Das ist natürlich erst mal eine große Enttäuschung.» Sie sei auch mit der Hitze nicht klargekommen. Dabei hatte sich Krause dafür stark gemacht, dass auch die Mittel- und Langstrecken ins Programm genommen werden, obwohl es dabei schon mal ein Gedränge gibt und die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.

So landete Elena Burkard von der LG farbtex Nordschwarzwald einen Premierensieg in 9:50,31 Minuten. «Unglaublich. Ich hatte ein schweres letztes Jahr, jetzt freue ich mich umso mehr, dass es heute geklappt hat», sagte sie.

Die Wettkämpfe fanden erstmals in ihrer über einhundertjährigen Geschichte ohne Zuschauer und unter strengen Hygienevorschriften statt. So mussten die Kampfrichter einen Mund-Nasen-Schutz tragen, die Athleten durften nur in vorgegebenen Timeslots und auf markierten Wegen die Arena betreten und die Startfelder wurden reduziert. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte mit einem 45-seitigen Konzept die Genehmigung der Behörden für die Veranstaltung erhalten.

Auch der frühere Zehnkampf-Star Frank Busemann empfand die Atmosphäre bei den 120. Titelkämpfen mehr als ungewohnt. «Ich war ja darauf vorbereitet, es ist unsere einzige Chance, deshalb find' ich das hier gut», sagte der 45 Jahre alte ARD-Experte der Deutschen Presse-Agentur. «Aber gerade der erste 400-Meter-Hürdenlauf: Totenstille! So still, das war schon irgendwie gespenstisch.»

Ein fulminantes Comeback feierte Matthias Bühler über 110 Meter Hürden. Der 33-Jährige vom TV Haslach hatte 2018 seine Karriere schon beendet und sich auf seinen Beruf als Fachinformatiker konzentriert. In 13,62 Sekunden holte er nun seinen siebten Titel sweit 2010. «DM-Titel - ein Traum! Mein großer Traum ist Tokio, ich leb' diesen Sport wie kaum ein anderer», meinte er völlig begeistert.

Auch für Bühler gab es keine übliche Siegerehrung mit viel Applaus: Alle Medaillengewinner und Platzierten mussten ihre Plaketten und Urkunden im Wettkampfbüro abholen.

© dpa-infocom, dpa:200808-99-93569/4

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