1. Startseite
  2. Sport
Logo

Weltcup in Hochfilzen
Nächstes Biathlon-Debakel: Damen-Staffel so schlecht wie nie

Schwach
Die Damen-Staffel um Denise Herrmann wurde nur Zwölfte. Foto: Kerstin Joensson/AP/dpa
Bei den deutschen Biathletinnen läuft im Moment nicht viel. Beim Weltcup in Hochfilzen war die Damen-Staffel so schlecht unterwegs wie noch nie. Bei den Männern scheint es dagegen aufwärts zu gehen. «Wir haben uns ganz gut behauptet», sagte der Bundestrainer.

Hochfilzen (dpa) - Denise Herrmann hatte feuchte Augen nach dem Staffel-Debakel von Hochfilzen. «Man könnte meinen, ich habe erst gestern mit dem Biathlon angefangen. Das könnte wahrscheinlich meine Oma besser», sagte die in Bayern lebende Sächsin.

Ausgerechnet die Verfolgungsweltmeisterin leistete sich gleich drei Strafrunden - die deutsche Damen-Staffel beendete das Rennen über die 4x6 Kilometer beim Sieg von Weltmeister Norwegen auf Platz zwölf. So schlecht war eine deutsches Damen-Quartett im Weltcup noch nie unterwegs gewesen.

Die Männer dagegen schlugen sich im Verfolgungsrennen achtbar. Beim 40. Einzelsieg des fehlerfreien gebliebenen Johannes Thingnes Bö aus Norwegen schafften es Johannes Kühn (2 Fehler/1:24,1 Minuten zurück), Arnd Peiffer (1/1:28,8) und Benedikt Doll (2/1:36,9 zurück) auf die Plätze zwölf, 13 und 14. Philipp Horn (3/2:02,2) wurde 18., Simon Schempp (3/2:52,3) beendete das Rennen auf Platz 28 und wird in der Staffel am Sonntag (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) pausieren. Für diese nominierte Kirchner Erik Lesser, Kühn, Peiffer und Doll.

«Wir wollen dem Simon Luft lassen, um sich gut zu regenerieren. Er hat hier ordentliche Wettkämpfe gemacht und wir müssen ihn behutsam aufbauen», sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Schempp, der etatmäßige deutsche Schlussläufer, hatte in der vergangenen Saison die WM auslassen müssen und kämpft um die Rückkehr zur alten Stärke. Olympiasieger Bö benötigte für die zehn Kilometer 31:27,0 Minuten und lag 46,9 Sekunden vor dem ebenfalls am Schießstand fehlerfrei gebliebenen Russen Jewgeni Loginow.

In der Damen-Staffel waren Karolin Horchler, die an Position zwei laufende Herrmann, Vanessa Hinz und Franziska Hildebrand auf Wiedergutmachung aus nach dem Katastrophen-Sprint beim Auftakt. Herrmann war am Vortag als 41. (!) beste deutsche Skijägerin gewesen beim schlechtesten Weltcup-Intermezzo überhaupt. «Manchmal hilft es, den Kopf frei zu machen und nicht nur an Biathlon zu denken», riet Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, die ARD-Expertin.

«Es ist der Wurm drin. Die Mädels wollten es besser machen. Es war verkrampft, es war nicht locker. Wir müssen schnellstmöglich in die Spur kommen. Die Trainer sind jetzt gefordert», sagte Bernd Eisenbichler, der neue sportliche Leiter der Biathlon-Sparte. «So kann es nicht weitergehen.»

Dabei hatte es eigentlich ganz prima angefangen. Startläuferin Horchler (30) benötigte zwei Nachlader, übergab als Achte an Herrmann. Die Verfolgungsweltmeisterin gab Gas, reduzierte den Abstand Sekunde um Sekunde. Die 30-Jährige blieb zunächst ohne Fehler, kam sogar als Führende zum Stehendschießen - doch dann ging gar nichts mehr. «Liegend war es vielleicht meine beste Serie überhaupt in meinem ganzen Leben. Stehend war es die schlechteste, die ich je geschossen habe», sagte sie. Nach den drei Extrarunden war das Rennen gelaufen. «Das ist Biathlon, da liegen Himmel und Hölle eng zusammen», sagte Herrmann und rätselte über die Ursachen.

Vanessa Hinz (27) und Franziska Hildebrand (32) brachten die Staffel dann zum bitteren Ende. «Wir werden weitermachen und unser Bestes geben», sagte die Schlussläuferin. Das ohne die angeschlagene und bereits abgereiste Franziska Preuß laufende deutsche Quartett lag am Ende 3:05,6 Minuten hinter den Siegerinnen. Die Norwegerinnen gewannen vor Russland und der Schweiz.

Nach dem Freitagssprint hatte es Gesprächsrunden im deutschen Damen-Team gegeben: «Wir sind schon mit der einen oder anderen hart ins Gericht gegangen. Das war eine Farce, die wir abgeliefert haben», hatte Damen-Trainer Florian Steirer in der ARD vor dem Staffel-Start gesagt. Die Wiedergutmachung gelang nicht, nach dem Rennen wollte Steirer lieber nichts sagen: «Bitte nicht!»