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Corona-Krise
Olympia ohne NHL-Profis: Liga bestätigt Peking-Aus

NHL
Oilers-Center Leon Draisaitl. Foto: Dom Gagne/CSM via ZUMA Wire/dpa
Olympia muss auch dieses Mal ohne die Eishockey-Stars aus der NHL auskommen. Für Draisaitl, Grubauer, Seider und Stützle ist das bitter - für die Nationalmannschaft aber nicht unbedingt schlecht.

New York (dpa) - Wieder kein Olympia für Leon Draisaitl, Connor McDavid und Alexander Owetschkin: Wie schon 2018 sind auch bei den Olympischen Winterspielen im Februar in Peking die weltbesten Eishockey-Spieler nicht dabei.

Diesmal fällt die größte Attraktion der Winterspiele der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Angesichts von immensen Corona-Problemen im US-Sport, steigenden Infektionen und inzwischen 50 Spielabsagen traf die nordamerikanische Profiliga NHL die bereits erwartete Entscheidung, ihre besten Spieler nun doch nicht nach China zu schicken.

Söderholm: Bitter für NHL-Profis

«Es ist gut, jetzt eine endgültige Entscheidung zu haben, um unsere gesamten Planungen rund um die Mannschaft voranzubringen. Natürlich ist es gerade für unsere Deutschen in der NHL sehr schade, weil sie unbedingt bei Olympia dabei sein wollten», sagte Bundestrainer Toni Söderholm. Für Weltverbands-Präsident Luc Tardif war es «ein Schock, wie Covid-19 den Spielplan der NHL praktisch über Nacht beeinträchtigt hat».

NHL Commissioner Gary Bettman bedauerte, dass die Liga keine Spieler zu ihren Nationalmannschaften lässt: «Wir wissen die Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees, des Internationalen Eishockey-Verbandes und des Pekinger Organisationskomitees um die Aufnahme von NHL-Spielern sehr zu schätzen, aber die derzeitigen Umstände haben es uns trotz aller Bemühungen unmöglich gemacht, weiterzumachen.» In der für die Olympia-Teilnahme vorgesehenen NHL-Pause vom 6. bis 22. Februar würden nun Nachholtermine angesetzt.

Angesichts der prekären Lage in der Pandemie war das Spielgeschehen in der NHL in den vergangenen Tagen immer mehr zum Erliegen gekommen. Zunächst waren einzelne Teams wegen Corona-Ausbrüchen aus dem Spielbetrieb genommen worden, dann wurden täglich mehrere Spiele abgesagt und schließlich auch Reisen von US-Teams nach Kanada und umgekehrt als Vorsichtsmaßnahmen untersagt. So wurde der Druck immer größer, die eigentlich vorgesehene zusätzliche Olympia-Spielpause im Februar aufrechtzuerhalten. Am Dienstagabend fand von den ursprünglich geplanten zehn Partien nur noch das Heimspiel der Vegas Golden Knights gegen die Lightning statt, das der Titelverteidiger 4:3 gewann. Insgesamt hat die NHL bereits 50 Begegnungen abgesagt.

Etliche Spieler hatten zudem bereits ihre Sorge vor den Maßnahmen in China im Fall einer Infektion geäußert. Zunächst stand für diesen Fall gar eine mehrwöchige Quarantäne in Peking für die betroffenen Spieler im Raum. «Ich bin natürlich noch immer der Typ, der zu den Olympischen Spielen will, aber wir wollen auch sicherstellen, dass es für alle sicher ist, für alle Athleten und nicht nur für Eishockey-Spieler», hatte etwa der aktuell als weltweit bester Spieler geltende McDavid von Draisaitls Edmonton Oilers gesagt.

Draisaitl: «Werde Daumen drücken»

Der 24-Jährige muss damit weiter auf seine erste Olympia-Teilnahme warten. Das gilt auch für NHL-Topstar Draisaitl (26) oder Weltklasse-Keeper Philipp Grubauer (30) von Seattle Kraken, die Olympia entgegen gefiebert hatten. Eishockey-Profi Leon Draisaitl hätte gerne bei Olympia gespielt. «Es ist sehr schade, dass die NHL-Spieler nicht zu den Olympischen Spielen reisen werden. Ich hätte dort sehr gerne für Deutschland auf dem Eis gestanden. Ein Olympisches Turnier mit den besten Spielern der Welt wäre etwas Besonderes gewesen», erklärte der 26-Jährige.

Draisatil erklärte, er sei sich sicher, dass die Nationalmannschaft auch ohne NHL-Spieler wieder ein sehr gutes Turnier spielen wird. «Das hat sie ja sowohl bei den letzten Weltmeisterschaften als auch bei den letzten Olympischen Spielen bereits eindrucksvoll getan», sagte der Profi der Edmonton Oilers. «Auf jeden Fall wünsche ich den Jungs viel Erfolg und werden ihnen die Daumen drücken.»

In Pyeongchang hatte sich die NHL erstmals seit ihrem Olympia-Debüt 1998 in Nagano geweigert, für die Winterspiele die Saison zu unterbrechen. Zu unbedeutend erschien der Markt in Südkorea. Ein fataler Irrtum, wie sich vor allem auch an der Blamage Kanadas zeigte. Das Mutterland des Eishockeys wurde im Halbfinale von Deutschland im «Jahrhundertspiel» vom Eis gefegt und beim 3:4 teilweise vorgeführt. Eigentlich schien dieser Irrtum korrigiert, doch Corona lässt die NHL-Cracks nun erneut außen vor.

Obwohl Deutschland unter anderen in Draisaitl, Grubauer und dem aufstrebenden Top-Neuling Moritz Seider (Detroit) auch auf Weltklasse verzichten muss und zudem außerhalb der NHL deutlich weniger Top-Profis als andere Nationen hat, dürfte die neue Situation die deutschen Chancen nicht schmälern. Schon 2018 profitierte der Deutsche Eishockey-Bund vom Fehlen vieler der weltbesten Spieler.

Sturms Nachfolger Toni Söderholm etablierte das deutsche Team anschließend endgültig in der erweiterten Weltspitze und plante zudem seit einiger Zeit bereits zweigleisig: «Einmal mit und einmal ohne NHL-Spieler», berichtete der Finne der Deutschen Presse-Agentur zuletzt. «Wenn Plan A nicht greift, gibt es eben Plan B.»

Ob alle Nationen ebenfalls schon länger mit zwei Kadern planten, ist zweifelhaft. Söderholms Vorgänger Sturm jedenfalls frohlockte bereits. «Egal ob es ein russisches oder kanadisches Team ist, ich sehe niemanden, der deutlich besser ist als wir», sagte der aktuelle Assistenzcoach der Los Angeles Kings der «Augsburger Allgemeinen». «Gerade ohne die NHL-Spieler wäre bei einem solchen Turnier wieder alles möglich.»

© dpa-infocom, dpa:211221-99-471210/7