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Corona-Debatte
Seifert-Attacke Richtung UEFA - Keine Gnade für Hoffenheim

Christian Seifert
Prangert die durch Länderspiel-Reisen von aufgetretenen Missstände deutlich an: DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Foto: Arne Dedert/dpa Pool/dpa
Acht Länderspiele im Herbst, zahlreiche Infektionen und ein Risikofaktor für die Clubs: DFL-Boss Christian Seifert verdeutlicht, wie sehr Nations League und Testspiele die Bundesliga gefährden. Bei Gladbach wird ein weiterer bekannter Corona-Fall publik.

Frankfurt/Main (dpa) - Eindringlich appellierte Christian Seifert an die UEFA - in seinem Biotop Bundesliga soll es aber auch nach dem nächsten umstrittenen Länderspiel-Dreierpack planmäßig weitergehen.

Einem Antrag der TSG 1899 Hoffenheim, das Duell mit dem VfB Stuttgart aufgrund von sieben Corona-Fällen und einer selbst verhängten  Quarantäne um einen Tag zu verschieben, gaben die Deutsche Fußball Liga (DFL) und ihr Boss Seifert nicht statt. «Wir haben dann diesen Antrag gestellt. Er wurde abgelehnt. Das finde ich sehr schade, aber das akzeptieren wir», sagte Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen.

Die Kraichgauer sind nach Infektionen von Sargis Adamyan, Sebastian Rudy, Kevin Vogt, Robert Skov, Ishak Belfodil, Jacob Bruun Larsen und Munas Dabbur der am schwersten betroffene Bundesligist, seitdem im Mai der Notspielbetrieb unter Corona-Bedingungen wieder aufgenommen wurde. Rosen hoffte, bis Sonntag «vielleicht mehr Spieler aus der  Quarantäne herauszubekommen» und einen Tag Zeit zu gewinnen. Doch die DFL, die in der höchsten deutschen Spielklasse bislang komplett von Spielabsagen und Verschiebungen verschont blieb, spielte nicht mit.

Stattdessen prangerte Geschäftsführer Seifert im «Kicker»  offensiv die aus den Länderspielen entstehenden Missstände an. «Klar gesagt: Die derzeitige Situation ist aus Sicht der nationalen Ligen und ihrer Clubs nicht zu akzeptieren.» Während in der Bundesliga ein striktes Hygienekonzept herrsche, gebe es bei den Europa-Touren mit den Nationalteams gleich mehrere Probleme, wie Seifert verdeutlichte. Ihm gehe es um «unterschiedliche Gefährdungslagen, differenzierende behördliche Verordnungen» sowie Hygienekonzepte, «die manchmal vielleicht auch weniger streng umgesetzt werden».

Der Fall der pandemiegeplagten TSG liegt diesmal aber anders. Während  Trainer Sebastian Hoeneß und Sportchef Rosen im Oktober ein Trio um Vize-Weltmeister Andrej Kramaric nach Länderspielen isolieren musste, erfolgten sechs der sieben Positivtests diesmal gleich zu Beginn der Länderspielpause. Skov und Dabbur wurden bei Ankunft bei ihren Nationalteams positiv getestet. Einzig der zuletzt treffsichere Stürmer Adamyan infizierte sich unterwegs.

Doch der Fall des Armeniers so wie weitere Positivfälle bei Marin Pongračić vom VfL Wolfsburg und dem Leipziger Stürmer Hee-chan Hwang gaben Seifert Anlass genug, kräftig gegen die UEFA zu poltern. «Es sollte Einigkeit darüber herrschen, dass Länderspiel-Reisen nicht den Spielbetrieb im gesamten Profifußball gefährden dürfen», mahnte  der DFL-Boss. Auch die Nations League stellte Seifert indirekt in Frage. Es sei «dringend abzuwägen», wie man mit Länderspielen verfahre, die weniger Relevanz «als beispielsweise die europäischen Klub-Wettbewerbe und erst recht eine EM» haben.

Die Bundesliga-Bosse befürworten das klare Signal. Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl betonte, er könne die Aussagen «total verstehen». Natürlich seien die Reisen «ein Problem für uns alle» gewesen. Sein  Club machte am Donnerstag die Infektion von Stürmer Alassane Plea publik, er war allerdings nicht zur Nationalmannschaft gereist.

Auch Hoffenheims Rosen, der schon vor einem Monat in diese Richtung argumentiert hatte, pflichtete Seifert bei: «Ich begrüße es sehr, dass er in diese Kerbe schlägt. Ich hätte mir aber gewünscht, dass so ein Statement nach außen vielleicht auch früher kommt.»

Der Seifert-Vorstoß kommt spät, schließlich gab es den ersten von acht Länderspielterminen bereits Anfang September. Darunter waren sechs Begegnungen in der umstrittenen Nations League und zwei Testspiele, die maßgeblich klamme Verbandskassen füllen sollten. Nun ist nicht nur rund vier Monate Pause, sondern auch allgemein Schluss mit den «weniger relevanten» Wettbewerben, die Seifert so bemängelte. Im März steht ein Dreierpack an WM-Qualifikations-Partien auf dem Spielplan. Die danach folgende Abstellungsphase beginnt schon nach dem Saisonfinale und unmittelbar vor der EM 2021 (11. Juni bis 11. Juli).

© dpa-infocom, dpa:201119-99-387473/7

Kader TSG 1899 Hoffenheim

TSG-Mitteilung vom 12. November

TSG-Mitteilung zu Adamyan

Seifert-Kritik im "Kicker"

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