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Remis in Italien
Trotz 0:0 - Jubel in Portugal, neue Hoffnung in Italien

Italien - Portugal
Italiens Kapitän Giorgio Chiellini kommt zum Schuss. Foto: Cezaro De Luca
Portugal trotzt Italien ein 0:0 ab, gewinnt seine Gruppe in der Nations League und darf das Finalturnier ausrichten. Die Azzurri präsentierten sich am Ort einer ihrer größten Enttäuschungen im Aufwärtstrend.

Mailand (dpa) - Portugal macht's auch ohne Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Dank eines 0:0 bei Italien zog der Europameister mit den Bundesliga-Profis Bruma und Raphael Guerreiro als erste Auswahl ins Final Four der Nations League ein.

Die Medien feierten euphorisch einen «doppelten Erfolg»: Die Qualifikation und die Tatsache, dass die Finalrunde dank des vor dem letzten Match gegen Polen gesicherten Gruppensiegs vom 5. bis 9. Juni 2019 in Portugal stattfinden wird. Dass der Punkt im Mailänder San-Siro-Stadion mit viel Glück und wenig Klasse erkämpft wurde, interessierte daheim wenig.

«Diese Liga gehört uns», war groß auf Seite eins der portugiesischen Sportzeitung «Record» zu lesen, während das Konkurrenzblatt «A Bola» titelte: «Es ist geschafft!» Da sich die weiteren Bewerber Polen und Italien nicht qualifizieren konnten, werden die Halbfinals und das Endspiel in Portugal (wohl in den vorgeschlagenen Städten Guimaraes und Porto) ausgetragen werden, wie der europäische Verband UEFA am späten Samstagabend mitteilte.

In Portugal freut man sich nun über das erste wichtige Turnier seit der EM 2004. Überzeugen konnten die Gäste derweil in Mailand vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Manchester-City-Mann Bernardo Silva (24), der von Ronaldo (33) irgendwann die «Chefrolle» übernehmen soll, tauchte völlig unter. Auch Leipzig-Stürmer Bruma, der von Beginn an spielte und in der 85. Minute durch den Dortmunder Guerreiro ersetzt wurde, blieb vorne blass.

30 Prozent Ballbesitz und ein Schuss aufs gegnerische Tor sprechen eine deutliche Sprache. Ein souveräner Europameister sieht anders aus. Coach Fernando Santos, dem ein zu ergebnisorientierter Stil vorgehalten wird, sah das aber anders: «Wir haben die Qualität des portugiesischen Fußballs gezeigt», sagte der 64-Jährige.

Viele Fans werden nun hoffen, dass Ronaldo bald wieder ins Team zurückkehrt. Die zuletzt aufkommende Diskussion, ob die Seleção ohne «CR7» besser spielt, verstummte nach dem Match in Mailand schnell. Nach einem Vergewaltigungsvorwurf hatte der Torjäger im Gespräch mit dem Verband und mit Santos eine Pause in der Vorrunde der Nations League beschlossen. Die Anwälte Ronaldos wiesen die Vergewaltigungsvorwürfe einer US-Amerikanerin vehement zurück.

In Italien ist man trotz der verpassten Endrunde mit der Leistung der Schützlinge von Roberto Mancini zufrieden. Die Gastgeber waren über weite Strecken überlegen, vergaben ihre wenigen Chancen aber leichtfertig. «Italien ist wieder da, aber wo sind die Tore?», fragte die Zeitung «Gazzetta dello Sport» am Sonntag. Gelobt wurden die «brillanten Azzurri», beweint die verpassten Chancen.

Es war ein traumatischer Ort, an den die Italiener zurückkehrten. Im selben Stadion erlitten sie vor genau einem Jahr eine der größten Enttäuschungen in ihrer Fußballgeschichte: Gegen Schweden qualifizierten sie sich nicht für die WM in Russland. Seitdem kommt der viermalige Weltmeister nicht richtig auf die Beine. Doch das Spiel am Samstag zeigte eine neue, lebendigere Mannschaft, urteilten Sportzeitungen. Auch Mancini zeigte sich zufrieden. «Wir haben ein ausgezeichnetes Spiel gemacht, sagte der Trainer. Aber: «Es fehlt das Tor - und in diesem Sport ist das keine Kleinigkeit.»