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Auswärtssieg in Wolfsburg
Werder Bremen und die große Erleichterung

Jubel
Die Spieler von Werder Bremen feiern den Sieg in Wolfsburg vor ihrer Fankurve. Foto: Swen Pförtner/dpa
Wir gehören da unten nicht hin, sagte Milot Rashica von Werder Bremen. Seine zwei Tore zum erlösenden 3:2-Sieg beim VfL Wolfsburg haben gezeigt, dass das wohl genauso stimmt. Werder beendete seine Krise in der Bundesliga auf die Bremer Art.

Bremen (dpa) - Maximilian Eggestein und Davy Klaassen schwankten durch die Stadiongänge, als kämen sie von ihrem eigenen Junggesellenabschied.

Die Fußball-Profis von Werder Bremen hatten keinen Alkohol getrunken. Es hatte ihnen auf dem Weg vom Spielfeld in die Kabine auch niemand etwas in ihre Wasserflaschen getan. Die ganze Ausgelassenheit zeigte nur, wie viel Anspannung bei allen Bremern nach dem 3:2 (2:1)-Erfolg beim VfL Wolfsburg abfiel. «Die Bilder sagen doch alles. Wir spüren eine große Erleichterung», sagte der ältere der beiden Eggestein-Brüder. «Der Sieg ist aber nichts wert, wenn wir nicht am nächsten Sonntag gegen Paderborn nachlegen.»

Acht Bundesliga-Spiele ohne Sieg und der Absturz auf Platz 15: Das war die Ausgangslage, mit der der viermalige deutsche Meister vor diesem Bundesliga-Nordduell zu kämpfen hatte. Wie der Verein, der Trainer und auch die Spieler damit umgingen, war wieder einmal eine Krisenbewältigung der Bremer Art.

Werder brachte in Wolfsburg nicht etwa mit Hängen und Würgen eine frühe Führung über die Zeit. Dieses Spiel erinnerte viel mehr an einen Boxkampf, in dem sich beide Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch lieferten, bis kurz vor Schluss derjenige den anderen K.o. schlug, der gerade nach Punkten zurückzuliegen schien. «Das Tor von Milot Rashica gehört zu den emotionalsten Momenten der bisherigen Saison», sagte Florian Kohfeldt hinterher.

Der Bremer Trainer erzählte aber auch im Detail, dass er diesen Auftritt nicht durch Brandreden, durch Ultimaten oder sonstige Formen der Krisen-PR provozieren musste. Das Schlüsselwort bei Werder lautete vielmehr wie so oft: Vertrauen.

«Es gab im Verein nie einen Zweifel», sagte Kohfeldt und berichtete von seinen Gesprächen mit dem Sport-Geschäftsführer Frank Baumann und dem Aufsichtsrats-Chef Marco Bode unter der Woche. «Baumi hat mir immer gesagt: "Wir gehen da durch. Egal, wie lange es dauert." Das ist natürlich für einen jungen Trainer eine gute Situation, die man vielleicht auch nicht überall hat. Es war schon gut, diese Rückendeckung in den vergangenen Wochen zu spüren.»

Der 23 Jahre alte Rashica schoss in Wolfsburg nicht nur das Siegtor in der 83. Minute, sondern auch schon den frühen Führungstreffer nach nicht einmal einer Viertelstunde (13./Handelfmeter). Der Nationalspieler des Kosovo ist ein Mann «der Geschwindigkeit, des Torabschlusses, auch des Passspiels», wie sein Trainer hinterher lobte. Aber er ist nicht unbedingt ein Mann der großen Worte. Trotzdem traf Rashica den Kern der Sache, als er nach dem Spiel sagte: «Wir alle wissen, dass wir nicht dorthin gehören, wo wir gerade stehen.» Das habe man in Wolfsburg endlich wieder bewiesen.

Natürlich ist es so: Wenn ein Rashica in Topform ist, wenn ein Torwart wie Jiri Pavlenka zu alter Klasse zurückfindet oder wenn zentrale Säulen wie Philipp Bargfrede oder Ludwig Augustinsson über einen längeren Zeitraum wieder fit sind - auch dann können die Bremer Vereinen wie Schalke 04 oder Bayer Leverkusen zwar nur schwer im Rennen um die Europacup-Plätze folgen. Aber dann sind sie allemal stark genug, um sich von Clubs wie dem FC Augsburg oder dem 1. FC Köln nicht in den Abstiegskampf hineinziehen zu lassen.

Mindestens 20 Punkte möchte Kohfeldt bis zur Winterpause auf dem Konto haben. Da drei der letzten vier Gegner dieses Jahres SC Paderborn, Mainz 05 und 1. FC Köln heißen, scheint dieses Ziel bei aktuell 14 Zählern greifbar nah. «In dieser Saison ist jedes Spiel bei uns Dramatik», sagte Torwart Pavlenka in Wolfsburg. «Und deshalb glaube ich: Das Spiel heute war genau das, was wir gebraucht haben.»

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