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Ein Topspiel ohne Gewinner

Noch alles gut: Die Croatia-Spieler jubeln über den frühen 1:0-Treffer. Lange hält die gute Laune aber nicht an. Foto: Baumann
Noch alles gut: Die Croatia-Spieler jubeln über den frühen 1:0-Treffer. Lange hält die gute Laune aber nicht an. Foto: Baumann
Ein Spielabbruch, um die eigenen Spieler vor weiteren Roten Karten zu schützen: Der drastische Schritt von den Croatia-Verantwortlichen sorgt auch am Tag nach dem unrühmlich zu Ende gegangenen Bezirksliga-Topspiel gegen 08 Bissingen II für Gesprächsstoff.

Bietigheim-Bissingen. Eigentlich war alles angerichtet am Sonntagnachmittag in Bissingen. „Super Kulisse, super Wetter, Erster gegen Zweiter, Stadtderby“, schwärmt Adam Adamos, Trainer des Fußball-Bezirksligisten FSV 08 Bissingen II über die Rahmenbedingungen des vergangenen Bezirksliga-Topspiels gegen Croatia Bietigheim. Doch es sollte eine Fußball-Partie werden, die im Nachhinein nur Verlierer hat. Denn in der 83. Minute wurde die Partie abgebrochen – auf Wunsch von Croatia Bietigheim. „Das Spiel wurde abgebrochen aus einem Grund: weil der Schiedsrichter über das ganze Spiel sehr einseitig war“, sagt Croatia-Trainer Muhamed Bajrami mit einem Tag Abstand. Er habe nach zwei Platzverweisen gegen sein Team seine Spieler schützen wollen, ehe weitere Rote Karten und somit Sperren hätten folgen können. Und das, obwohl es zum Zeitpunkt des Abbruchs 1:1 stand.

Sportgerich wird zeitnah entscheiden

Die sportgerichtlichen Folgen stehen noch nicht fest. Auf Nachfrage verweist der Bezirksvorsitzende Ingo Ernst auf das laufende Verfahren. Er rechne erst in zehn bis 14 Tagen mit einer Entscheidung. Naheliegend sei aber, dass das Spiel mit 3:0 für die Nullachter gewertet wird, die damit Tabellenplatz eins festigen würden.

Freude darüber kommt beim FSV nicht auf. „Es ist sehr, sehr schade, dass es so zu Ende ging“, sagt Michael Schwingenschlögl, Sportlicher Leiter der Nullachter, „besonders, weil auf dem Feld eigentlich alles cool war“. Ähnlich sieht es auch FSV-Trainer Adam Adamos: „Schade, dass ein Topspiel so beendet wird. Es gibt keine Freude bei mir, eher Bedauern.“

Für die Croatia-Vertreter sei der Spielabbruch allerdings die einzig richtige Konsequenz gewesen. „Das ist für mich ein Skandal“, sagt der Sportliche Leiter Alen Lehecka über die Schiedsrichterleistung. „Ich kam mir vor wie im falschen Film.“

Was war passiert? Schon nach 15 Minuten gab es den ersten Aufreger. „Für einen leichten Schubser“, so Lehecka, wurde ein Croatia-Spieler des Feldes verwiesen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste von Trainer Bajrami bereits mit 1:0 in Führung.

In der Folge soll der Schiedsrichter, das bestätigen beide Seiten, mehrere unglückliche Entscheidungen getroffen haben. Dennoch hielt Croatia in Unterzahl die 1:0-Führung lange aufrecht. Erst ein indirekter Freistoß für 08 brachte in der 75.Spielminute den Ausgleich. Wieso dieser gepfiffen wurde – darüber herrscht Ratlosigkeit bei den Beteiligten. Nach einem Pass auf Außen soll ein Croatia-Abwehrspieler im eigenen Strafraum die Hand gehoben und einen Abseitspfiff gefordert haben. Die Folge war ein indirekter Freistoß im Croatia-Strafraum, den Patrick Kempf zum 1:1 verwandelte. Nach einem Elfmeterpfiff und einem weiteren Platzverweis für Croatia entschlossen sich die Gäste dann, das Spiel abzubrechen, noch bevor der fällige Elfmeter ausgeführt werden konnte.

„Ich muss langfristig denken. Die Saison ist sehr lang, das Spiel war wichtig, aber nicht entscheidend“, sagt Coach Bajrami über den Spielabbruch. Schon unmittelbar nach dem 1:1 habe ein Vereinsverantwortlicher ihm den Schritt zum Spielabbruch nahegelegt.

„Dass er sich extrem benachteiligt fühlt, kann ich verstehen. Das würden wir wahrscheinlich genau so sehen, aber man muss mit seinen Emotionen vielleicht professioneller umgehen“, sagt Schwingenschlögl, der Sportliche Leiter der Nullachter. Den Schritt zum Spielabbruch kann auch FSV-Trainer Adamos nicht nachvollziehen: „Er hat sich dazu entschieden, die Mannschaft vom Feld zu nehmen, das ist sein Recht. Ich selbst als Trainer glaube nicht, dass ich, wenn ich mich vom Schiedsrichter benachteiligt fühle, die Mannschaft vom Feld nehme und das Spiel abbreche.“

Bei Croatia ist man indes von diesem Schritt überzeugt. Mehrere der insgesamt rund 300 Zuschauer hätten sich laut Lehecka bei ihm gemeldet und ihr Unverständnis über die Leistung des Unparteiischen geäußert. „Wir akzeptieren die 0:3-Niederlage, es hat einfach keinen Sinn gemacht.“