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Gonzalo Castro will authentisch bleiben

Gonzalo Castro. Foto: Baumann
Gonzalo Castro. Foto: Baumann
Mit der Beförderung zum Kapitän des Bundesligisten VfB Stuttgart steigt seine Verantwortung

Stuttgart. Es gibt tatsächlich noch Sachen, die Bundesliga-Routinier Gonzalo Castro noch nicht erlebt hat. 383 Mal ist der 33-Jährige in der ersten Liga aufgelaufen, kaum ein aktiver Profi kann mehr Einsätze aufweisen. Er hat Champions League gespielt und das Nationaltrikot getragen. Doch Kapitän eines Bundesliga-Teams ist Castro mehr als 15 Jahre nach seinem ersten Bundesliga-Spiel beim VfB Stuttgart nun tatsächlich zum ersten Mal.

„Es war ein bisschen überraschend für mich“, sagte er am Mittwoch zwischen zwei Trainingseinheiten in der Vorbereitung auf die in gut zwei Wochen beginnende Bundesliga-Saison über seine Beförderung.

Dabei gibt es durchaus nachvollziehbare Gründe dafür, dass der flexibel einsetzbare Routinier die Mannschaft anführen soll. Schließlich kann der frühere Profi von Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, der im Mittelfeld oder auf der linken Seite ackert, auf etwas bauen, was bei den Schwaben selten ist: eine Menge Bundesliga-Erfahrung. Viele andere Profis im jungen VfB-Kader müssen sich zum ersten Mal in der ersten Liga beweisen.

„Wie ein Vater für alle Kinder“ quasi sei der ideale Kapitän, sagte Castro und legte seine Herangehensweise offen. Es sei wichtig, dass man sich selbst treu und authentisch bleibe, erklärte er. „Jeder kennt mich, ich bin nicht der, der laute Ansprachen hält. Ich mache es sachlich und bedacht und auf meine Art.“

Im Trainingslager in Kitzbühel hatte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo den ältesten Spieler im Kader zur Seite genommen, ihn von seiner Idee erzählt und ihn dann am Samstagvormittag vor dem 2:0 gegen Arminia Bielefeld dem Team als Nachfolger von Verteidiger Marc Oliver Kempf vorgestellt. Der noch unerfahrene Coach habe bei ihm zuvor schon das eine oder andere Mal Rat gesucht, und er offenbar einen guten Eindruck hinterlassen, verriet Castro.

Die Beförderung dürfte ein klares Indiz dafür, dass Castro bei Matarazzo eine wichtige Rolle für die Startelf einnimmt. „Ich bin der Meinung, dass Gonzalo Castro der Mannschaft mit seiner Erfahrung und seiner Art auf und neben dem Platz helfen kann. Sein Wort hat Gewicht innerhalb des Teams“, begründete der Coach die Entscheidung in der Bild-Zeitung. Kempf muss sich in einem verschärften Abwehrkonkurrenzkampf behaupten. Aber auch für Castro sei das Kapitänsamt keine Einsatzgarantie, versicherte der Coach.

In der Bundesliga-Saison 2018/19, seiner ersten beim VfB, war Castro nicht unumstritten. Die Schwaben waren damals früh in den Abstiegskampf gerutscht. Auch in den kommenden Monaten wird es für den Bundesliga-Rückkehrer um den Klassenerhalt gehen.

Der junge Kader sei Chance und Risiko, meinte Castro: „Aber ich finde, dass ein junger Kader frischen Wind reinbringt, diese Unbekümmertheit, die man in der 1. Liga braucht. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten und nicht in Panik verfallen.“

Dass er mit so jungen Talenten wie dem erst 18-jährigen Lilian Egloff zusammenspiele, habe ihn schon mal zum Grübeln gebracht, räumte er ein. An ein Karriereende schon im nächsten Jahr, wenn sein Vertrag in Stuttgart ausläuft, denkt er aber noch nicht. Dafür mache sein Körper einfach zu gut mit, die Mannschaft halte ihn jung.

„Dass der VfB Stuttgart der erste Ansprechpartner ist für die nächste Zeit, ist erst mal auch klar“, sagte er und meinte im Spaß angesichts seiner neuen Kapitänsrolle und mit Blick auf die VfB-Verantwortlichen: „Natürlich sind sie jetzt ein bisschen unter Druck.“