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Jónsson fiebert mit Deutschland und Island

Hannes Jón Jónsson.Foto: Baumann
Hannes Jón Jónsson. Foto: Baumann
Coach der SG BBM Bietigheim und ehemaliger Nationalspieler Islands hat selbst unter Bundestrainer Alfred Gislason trainiert und gespielt

Bietigheim-Bissingen. Kaum ist die kurze Verschnaufpause vorbei, geht es für Hannes Jón Jónsson schon wieder fast rund um die Uhr um Handball. Wenn der Coach der SG BBM Bietigheim nicht gerade das Training vorbereitet oder mit seinem Zweitliga-Team in der Halle steht, sitzt der Isländer mit seiner Tochter und seinen zwei Söhnen vor dem Fernseher und schaut die WM-Spiele im TV.

„Ich verfolge so viele Spiele wie möglich. Von Deutschland und Island habe ich alles gesehen“, berichtet der 40-Jährige, der selbst 44 Mal für Island auf dem Parkett stand und die meisten Spieler kennt. „Die Handballbühne Islands ist klein, da kennt man sich.“

Zufälligerweise hatte er erst kürzlich mit dem Team Kontakt. Auf der Rückreise aus Island flog er vor zwei Wochen über Kopenhagen – mit der selben Maschine wie das Nationalteam, das über die dänische Hauptstadt zur WM nach Ägypten reiste.

Nach dem 33:27-Heimerfolg über TuS Ferndorf am 30. Dezember war Jónsson zur Beerdigung seines Großvaters in seine Heimat gereist. Dort verbrachte er einige Tage auf dem Bauernhof seines verstorbenen Opas im Nordwesten Islands.

Zudem hat Jónsson mit Viggó Kristjánsson vom TVB Stuttgart und Bjarki Már Elísson (Lemgo-Lippe) regelmäßig Kontakt. Der 27-jährige Kristjánsson spielte unter von 2017 bis 2019 unter Jónsson beim SG Handball West Wien. Elísson war gemeinsam mit Jónsson beim ThSV Eisenach aktiv.

Der frühere Rückraumspieler war selbst Teil des isländischen Nationalteams. „Es war für mich eine sehr große Ehre für mein Land zu spielen. Darauf war und bin ich stolz. Es war eine sehr schöne Zeit“, blickt er zurück. „Die Tage mit dem Nationalteam waren immer eine Abwechslung, die mir sehr gut getan hat. Da kam man frisch zurück.“

Dabei arbeitete Jónsson mit verschiedenen Nationaltrainern zusammen, unter anderem mit Alfred Gislason. Der heutige deutsche Bundestrainer coachte Island bei der EM 2008 in Norwegen. „Er hat alles gewonnen, dafür hat er von jedem grenzenlosen Respekt. Er sagt direkt, was er im Kopf hat. Er ist einer der weltbesten Handballtrainer“, sagt Jónsson über den Trainer des DHB-Teams.

Im Team der deutschen Nationalmannschaft vermisst Jónsson vor allem Hendrik Pekeler. Der Kreisläufer des THW Kiel sagte seine WM-Teilnahme aufgrund der Coronavirus-Pandemie ab. „Er ist für mich der Motor der Mannschaft“, sagt Jónsson. „Mir fehlt nach wie vor ein klarer Leader im Angriff der deutschen Mannschaft, das ist ja schon seit Jahren ein Thema.“

Dennoch betont er: „Wenn es um Platz 5 geht, können sie erhobenen Hauptes rausgehen aber schlechter als Platz sieben ist für eine Nation wie Deutschland nicht gut genug.“

Für sein Heimatland Island sieht er die Chancen auf die K.o.-Runde nur noch gering. Nach der Niederlage gegen die Schweiz braucht es Siege gegen die Topteams Frankreich und Norwegen. „Das wird für die isländische Mannschaft schwierig. Es gibt gerade einen Generationswechsel.“ Vor allem Aron Palmarsson fehlt.

Das drückt laut Jónsson auch auf die WM-Stimmung in Island. „Bisher ist es nicht so gut gelaufen, deshalb ist die Begeisterung nicht so groß, aber normalerweise fiebern alle mit.“ Handball habe eine sehr große Bedeutung. „Da weiß jeder Isländer, wann das Nationalteam spielt.“ Und Jónssons Weltmeister Tipp? „Leider muss ich Dänemark sagen. Ich bin Isländer, da ist Dänemark der große Bruder und Konkurrent.“