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Aus für Autohaus Ditting

Peugeot-Ditting Im Waldeck in Asperg. Foto: Holm Wolschendorf
Peugeot-Ditting Im Waldeck in Asperg. Foto: Holm Wolschendorf
Stellantis beendet Vertrag mit Peugeot-Händler in Asperg – Mitarbeiter haben andere Stellen

Asperg. 60 Jahre Peugeot-Vertragshändler. Das zählt alles nicht mehr.“ Die Enttäuschung ist Sabine Ditting-Gutjahr deutlich anzumerken. Ihr Unternehmen ist seit Ende Oktober 2021 im Insolvenzverfahren, nachdem zuvor der Stellantis-Konzern den Vertrag mit dem traditionsreichen Autohändler mit Sitz in Asperg aufkündigte.

„Im April des vergangenen Jahres haben wir noch einen neuen braunen Boden in unserem Gebäude reingemacht“, sagte Ditting-Gutjahr am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine von vielen Investitionsvorgaben, wie sie Autohersteller ihren Vertragshändlern oder zertifizierten Werkstätten gerne vorschreiben, so auch Peugeot gegenüber dem Autohaus Ditting. Und nur wenige Wochen später flatterte von Stellantis die Kündigung des Vertrages ins Haus, wie auch an alle anderen Betriebe des Händlernetzes, die sich unter dem Dach von Stellantis befanden.

Betroffen davon ist innerhalb der Ditting-Gruppe, die Im Waldeck in Asperg einen gemeinsamen Standort nutzen, nur das Autohaus Peugeot Ditting, nicht aber D+S Automobile mit LandRover und Jaguar, die weiterhin bestehen und von Schwester Tanja Ditting-Gänzle geführt wird.

Mit der flächendeckenden Kündigung will der Stellantis-Konzern, der im Januar 2021 aus der Fusion der Autokonzernen Fiat Chrysler Automobiles und PSA Group (Peugeot/Citroën, hervorging, das Händlernetz neu ordnen, weshalb auch Fiat- und Citroën-Vertragshändler betroffen waren. Dabei wurde Ditting keine weitere Zusammenarbeit mehr angeboten, sondern einem anderen Händler in Ludwigsburg-Eglosheim. „Denen sind einige große Händler lieber als kleine. Und die Großen sollen sich dann um ihre Satelliten kümmern“, beklagt Ditting-Gutjahr das Vorgehen.

Damit stellte das Autohaus, das mit seinen 22 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz zwischen und acht und neun Millionen Euro erwirtschaftet hat, vor große Probleme, auch finanzielle. Zuerst die Dieselkrise, in der es schwierig war, Autos abzusetzen, und dann noch die Coronapandemie, während der aufgrund von Lieferschwierigkeiten der Hersteller eher keine Fahrzeuge zu bekommen waren.

Ditting-Gutjahr und ihr Mann entschieden sich aufgrund der fehlenden Perspektiven im August 2021 für eine vorläufige Insolvenz, um zu schauen, wie das Unternehmen weitergeführt werden kann. Das nahm Stellantis zum Anlass, um sofort eine außerordentliche Kündigung hinterherzuschicken, mit gravierenden Konsequenzen. „Peugeot hat uns dann sofort abgeschaltet“,sagte Ditting-Gutjahr, sie hatten also keinen Zugang mehr zum Peugeot-Netzwerk samt Ersatzteile, was aber wichtig für die Werkstattarbeit ist. Der inzwischen agierende vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Illig aus Stuttgart sah vor diesem Hintergrund keine Möglichkeit mehr, das Unternehmen weiterzuführen. Illig: „Wir durften die vorhandenen Fahrzeuge nicht abverkaufen. Von Peugeot wurden im September 50 Autos abgeholt.“ Peugeot habe jegliches Geschäft untersagt, selbst den Werkstattservice. Ditting-Gutjahr: „Im Oktober haben wir für unseren Kunden, die Winterreifen bei uns eingelagert haben, noch eine Reifenwechselaktion gemacht.“

Letztlich blieb Illig mangels Einnahmemöglichkeiten nichts anderes übrig, als Ende August das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Ein Trost blieb den Verantwortlichen: Fünf Auszubildende und zwölf Mitarbeiter haben inzwischen wieder eine Stelle „bei Kollegen anderer Betriebe gefunden“, ist Ditting-Gutjahr froh. Sie sind auch keinem Mitarbeiter etwas schuldig geblieben. „Bis Juli 2021 haben wir die Gehälter bezahlt und danach gab es Insolvenzgeld“, sagte Ditting-Gutjahr. Zwei Verkäufer, die derzeit noch bei der Auflösung helfen, hätten auch schon etwas gefunden. „Mein Mann und ich bleiben bis zum Schluss, um alles abzuwickeln, sagte die Chefin. Und ihr langgedienter Meister wolle bleiben, „bis die letzte Schraube verkauft ist“. Insolvenzverwalter Illig: „Bis Ende des Jahres sind wir mit der Liquidierung fertig.“