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Bosch-Konzern setzt auf Wasserstoff

Das Technologieunternehmen verstärkt die Entwicklung klimaneutraler Technik. Foto: Bosch
Das Technologieunternehmen verstärkt die Entwicklung klimaneutraler Technik. Foto: Bosch
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Steigende Kosten werden zwar das Ergebnis des Technologieunternehmens im Jahr 2022 belasten, das hält Bosch aber nicht davon ab, massiv in klimaneutrale und nachhaltige Zukunftstechnologien zu investieren – vor allem auch in die Wasserstoffproduktion.

Gerlingen/Renningen. „Wir müssen unsere Energienutzung diversivizieren. Wir brauchen Versorgungssicherheit und müssen zugleich neue Energien erschließen“, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung gestern bei der Vorstellung der endgültigen Bilanzzahlen vor dem Hintergrund des Klimawandels und des Krieges in der Ukraine. Aus seiner Sicht werde der Ukraine-Krieg zwar „die Reduktion des CO-Ausstoßes verlangsamen, langfristig aber vor allem in Europa die technologische Transformation beschleunigen“. So will Bosch in neutrale Technik wie Elektrifizierung und Wasserstoff rund drei Milliarden Euro über drei Jahre hinweg investieren.

Einstieg in die Wasserstoff-Produktion

Wie Hartung gestern bekannt gab, steigt Bosch in das Komponenten-Geschäft für die Wasserstoff-Elektrolyse ein. Bis Ende des Jahrzehnts will das Unternehmen allein in diesem Bereich etwa 500 Millionen Euro in dieses neue Geschäftsfeld investieren – die Hälfte davon bis zur Markteinführung, die Bosch bereits für 2025 plant. Hartung: „Für die Entwicklung von Wasserstofftechnologien sind wir breit aufgestellt und wollen die Wasserstoffproduktion in Europa voranbringen.“ Für den Markt mit Elektrolyseur-Komponenten rechnet das Unternehmen bis im Jahr 2030 weltweit ein Volumen von rund 14 Milliarden Euro. Mit dem Stack (aufeinandergestapelten Zellen) werde Bosch „das Kernstück der Wasserstoff-Elektrolyse liefern, kombiniert mit Leistungselektronik, Sensoren und Steuergerät zu einem Smart Module“, so Hartung.

„Ohne grünen Wasserstoff geht es nicht, wenn die Welt klimaneutral werden will“, sagte Hartung und forderte zugleich beim Klimaschutz eine Offenheit „für alle CO-neutrale Technologien in allen Teilen der Wirtschaft“. Dabei betonte er, dass Wasserstoff nicht nur in der Stahl- und Chemieindustrie gebraucht werde, wie vielfach geglaubt werde. Beim Einsatz von Wasserstoff in Gebäuden könne man damit Gas ersetzen, Lastwagen und Maschinen könnten ohne Diesel auskommen. Technisch sei das alles möglich, der Energieträger sei leicht zu transportieren. Und für die Verteilung müsse dann der Markt sorgen. Ziel von Bosch sei es, die Wasserstofftechnologie nicht nur selbst zu nutzen, sondern „sich auch an der Herstellung zu beteiligen“. Dazu will das Unternehmen sein Brennstoffzellen-Know-how nutzen. „Unsere Investitionen fahren wir gerade in unseren Stammwerken hoch.“

Augenmerk gilt auch der Elektrifizierung

Der Blick auf den Wasserstoff heißt aber nicht, dass die Elektrifizierung bei Bosch vernachlässigt würde, ganz im Gegenteil. Diese Ausrichtung steht weiter an erster Stelle. Denn unter der Voraussetzung von grünem Strom sieht Hartung in der Elektrifizierung den schnellsten Weg „in ein klimaneutrales Leben“. Bosch treibe die nachhaltige Mobilität weiter voran und hat im vergangenen Jahr beim Auftragsvolumen für die Elektromobilität erstmals zehn Milliarden Euro überschritten. Und dann wäre da noch die Digitalisierung des Bosch-Geschäfts, wofür in den nächsten drei Jahren zehn Milliarden Euro investiert werden. Das bedeutet eine große Transformation im Unternehmen, von der auch die Mitarbeiter betroffen sind. „Bereits 1400 Mitarbeiter der Antriebssparte konnten über Qualifizierung oder betriebsinterne Vermittlungsplattformen auf neue Stellen wechseln“, berichtete Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht. „Zum Jahresende werden fast 2300 Beschäftigte für die mobile oder stationäre Brennstoffzelle tätig sein. Nahezu komplett intern vermittelt“, ergänzte sie.

Abstriche bei Profitabilität erwartet

Mit Blick auf das Jahr 2022 sagte Hartung: „Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2021 gibt uns Zuversicht, auch das anspruchsvolle Umfeld des laufenden Jahres zu bewältigen.“ Allerdings wird Bosch 2022 wegen steigender Kosten wohl Abstriche bei der Profitabilität machen müssen. Das Renditeziel auf Vorjahresniveau werde Bosch wohl nicht ganz erreichen, sagte Finanzchef Markus Forschner. Die Rendite werde trotz voraussichtlichem Umsatzwachstum „im Korridor von drei bis vier Prozent liegen“. Die Bosch-Gruppe steigerte die Erlöse im ersten Quartal um 5,2 Prozent. „Vor allem durch Kostensteigerungen bei Energie, Material und Logistik wächst die Belastung für unser Ergebnis erheblich“, sagte Forschner. Letztlich müsste mit Blick auf die Kosten in der Produktion, diese an die Kunden weitergegeben werden.