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Jungmeisterin in Männerdomäne

Jungmeisterin Emily Schultka mit ihrem Chef Dennis Wägerle vom Mundelsheimer Firma Späth Haustechnik. Foto: Holm Wolschendorf
Jungmeisterin Emily Schultka mit ihrem Chef Dennis Wägerle vom Mundelsheimer Firma Späth Haustechnik. Foto: Holm Wolschendorf
Die 20-Jährige Emily Schultka aus Ingersheim ist beruflich voll durchgestartet und hat bereits ihren Meisterbrief in der Tasche – und das in einer Männerdomäne.

Ingersheim. Emily Schultka ist eine junge Frau, die weiß, was sie will. Und was sie will, das erreicht sie auch. So ist sie mit gerade einmal 20 Jahren Installations- und Heizungsbaumeisterin. „Das war immer mein Ziel“, sagt die Ingersheimerin dazu. Um es zu erreichen, ließ sie sich von nichts und niemandem von ihrem Weg abbringen: Nicht davon, dass all ihre Schulkameradinnen in typische Frauenberufe gegangen sind („Ich bin aus der Reihe getanzt“), nicht von dummen Sprüchen, die sie als Blondine von Kunden und Mitarbeitern anderer Gewerke auf Baustellen zu hören bekam („Da braucht man ein dickes Fell“) und nicht von Corona und dem dadurch erschwerten Lernen bei Online-Unterricht. „Das war mehr Input, als man aufnehmen konnte ohne Möglichkeit Fragen zu stellen“, sagt Schultka.

Dabei war es anfangs Zufall, dass sie zu diesem Handwerksberuf gefunden hat – und zwar über ein Schulpraktikum. Zur Berufsorientierung sollte sie sich wie an Realschulen üblich mit 14 Jahren ein einwöchiges Praktikum absolvieren. Schultka ging dazu in den elterlichen Betrieb eines Schulkameraden und lernte so ihren späteren Ausbildungsberuf kennen. „Mir war direkt klar, das will ich machen.“ Von da an jobbte sie regelmäßig während der Schulferien in dem Freiberger Handwerksbetrieb. Dass sie nach ihrem Realschulabschluss an der Freiberger Oscar-Paret-Schule dort eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin beginnt, „war selbstverständlich“ – für beide Seiten. Die Lehre schloss Schultka mit einem Spitzenschnitt von 1,6 ab und legte nebenbei zur Ausbildung noch die Fachhochschulreife ab.

„Von der Handwerkskammer bin ich daraufhin gefragt worden, ob ich in die Prüfungskommission für die Gesellenprüfung kommen möchte“, erzählt Schultka. Sie sagte zu. Zudem bekam sie ein Stipendium für eine Meisterausbildung in Aussicht gestellt.

Gerne hätte auch ihr Ausbildungsbetrieb sie behalten. Doch Schultka entschloss sich, um weitere Erfahrungen zu sammeln, in eine andere Firma zu wechseln, ihrem heutigen Arbeitgeber, Späth Haustechnik in Mundelsheim. Dabei sagte sie bereits im Bewerbungsgespräch deutlich, wie sie ich ihre weitere berufliche Zukunft vorstellt, dass sie nach einem halben im Betrieb ihre Meisterausbildung beginnen möchte. Jetzt nach drei Jahren hat sie diese erfolgreich abgeschlossen.

Was begeistert sie so an ihrem Beruf? „Man sieht, was man gemacht hat und jeden Tag gibt es neue Herausforderungen. Es ist immer abwechslungsreich und nie langweilig“, sagt Schultka. Von Installationen in Neubauten bis hin zu Kundendiensten und ganzen Badumbauten reiche ihr Aufgabenfeld.

Dabei erlebe man vor allem bei Letzterem so manche Überraschung: vierfach übereinander geklebte Fliesen, ein Wirrwarr von kreuz und quer verlegten Rohrleitungen. „Man weiß nie, was dahintersteckt, wenn man ein altes Bad rausreißt. Das Lustigste waren alte Wurstdosen von 1980, die unter einer Dusche herausgekommen sind“, erinnert sich Schultka. So müsse man oftmals ideenreich sein, um spontan Lösungen zu finden. Zudem gehört die Arbeit als Heizungsbaumeisterin einer zukunftsträchtigen Branche an. Angesichts immer neuer Technologien und gesetzlicher Bestimmungen ist dabei ständige Fortbildung Pflicht. „Rohre verlegen kann jeder, aber um zu sehen, was dahintersteckt, gehört noch viel mehr dazu.“