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Ludwigsburger Handelsunternehmen Lotter kauft das Pleidelsheimer Unternehmen HSS

In dieser Halle werden bearbeitete Stahlteile, wie hier für den Kranbau, per Sandstrahlen gereinigt. Fotos: Ramona Theiss
In dieser Halle werden bearbeitete Stahlteile, wie hier für den Kranbau, per Sandstrahlen gereinigt. Foto: Ramona Theiss
Durch Schweißbrennen werden nach Vorlagen der Kunden auch Bohrungen in den Stahlteile vorgenommen.
Durch Schweißbrennen werden nach Vorlagen der Kunden auch Bohrungen in den Stahlteile vorgenommen.
„Das Unternehmen HSS ist sehr solide aufgestellt“, sagt Lotter-Chef Helmut Ernst.
„Das Unternehmen HSS ist sehr solide aufgestellt“, sagt Lotter-Chef Helmut Ernst. Foto: Benjamin Stollenberg/p
„Die Auftragsbücher sind sehr, sehr voll und auch die Lager sind voll“, sagt HSS-Geschäftsführer Uwe Belger.
„Die Auftragsbücher sind sehr, sehr voll und auch die Lager sind voll“, sagt HSS-Geschäftsführer Uwe Belger.
Großhändler ergänzt sein Firmenportfolio mit der mittelständischen Hochberger Stahl-Service GmbH. Damit erhöht sich ab Juli die Leistungsfähigkeit im Bereich Walzstahl.

Ludwigsburg/Pleidelsheim. Für viele Unternehmen ist die Nachfolgeregelung eine Herausforderung. Noch dazu, wenn bei den bisherigen Eigentümern aus der nächsten Generation niemand bereitsteht. Auch die Gesellschafter der HSS Hochberger Stahl-Service standen vor diesem Problem, konnten es aber erfolgreich lösen. Zum 30. Juni wird das Ludwigsburger Handelsunternehmen Gebrüder Lotter die Pleidelsheimer Firma übernehmen.

Die Vertragsformalitäten und der Kaufvertrag sind indes schon seit März in trockenen Tüchern. Damit kann Lotter sein Portfolio in einem Hauptbereich seiner Geschäftstätigkeit, dem Großhandel von Betonstahl und Walzwerkprodukten, um ein weiteres Unternehmen ergänzen, das auf die Bearbeitung von Stahl spezialisiert ist.

„Mit der Integrierung von HSS in den Firmenverbund erhöht sich die Leistungsfähigkeit der Lotter-Unternehmensgruppe im Bereich der Anarbeitung von Walzstahl, in dem die HSS GmbH durch den leistungsstarken Maschinenpark und fachliches Know-how am Markt bekannt ist“, freuen sich die beiden Lotter-Gesellschafter, Helmut Ernst und Ralf von Briel über den Zukauf.

Kein Nachfolger gefunden

Und für den Geschäftsführer von HSS, Uwe Belger, sei es wichtig gewesen, „mit Lotter ein mittelständisches, regional verwurzeltes Unternehmen gefunden zu haben, welches unsere Werte teilt“. Belger und seine weiteren sieben Gesellschafter haben sich im Herbst vergangenen Jahres an die Firma Lotter gewandt, weil sich keine Nachfolger aus den jeweiligen Gesellschafterfamilien gefunden haben. „Die Erben hatten daran wenig Interesse.“

So war es für die HSS-Eigentümer naheliegend, einen Interessenten aus der Branche zu suchen. Auch für Lotter ist HSS kein Unbekannter. Und wichtig für Lotter bei Übernahmen: „Das Unternehmen muss gesund sein. Denn wir sind keine Sanierer“, betont Helmut Ernst im Gespräch mit unserer Zeitung. Da kann er mit HSS beruhigt in die Zukunft blicken. Mit einem Bilanzgewinn von rund 3,7 Millionen Euro im Jahr 2020 und keinen nennenswerten Schulden zeigte sich Ernst im Gespräch mit unserer Zeitung auch sehr zufrieden: „Das Unternehmen HSS ist sehr solide aufgestellt.“ Immerhin hat es mit etwa 20 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro erwirtschaftet. Allerdings machen inzwischen HSS auch die Materialknappheit sowie die „extrem gestiegenen Preisen“ (Belger) zu schaffen. Wobei Geschäftsführer Belger dennoch zuversichtlich ist: „Die Auftragsbücher sind sehr voll und auch die Lager sind voll.“

Nachfolger ist schon eingestellt

Geschäftsführer Belger (62) wird den Übergang von HSS in die Lotter-Gruppe bis zu seinem Ruhestand Mitte nächsten Jahres begleiten. Belger: „Mein Ziel war es, mit 63 Jahren aufzuhören.“ Sein Nachfolger ist auch schon eingestellt, hatte zunächst Lotter-Luft geschnuppert und ist nun seit Mai bei der HSS GmbH in Pleidelsheim. Weiterhin im Unternehmen bleibt der bisherige Mitgesellschafter und Prokurist Axel Knorpp (55), wie bisher zuständig für den Vertrieb. Er hat seine Anteile wie die anderen Gesellschafter zwar auch an Lotter verkauft, arbeitet aber als angestellter Manager weiter.

Knorpp ist schon seit den Anfängen dabei, als 1993 die Hochberger Stahl-Service GmbH aus einem insolventen Hochberger Brennschneidebetrieb für große Stahlplatten entstanden war. Das geschieht auch heute noch, wobei inzwischen nach dem Brennschneiden die Teile auch weiterbearbeitet werden.

Große Biegemaschinen im Einsatz

Zum Beispiel werden sie durch Sandstrahlen gereinigt, oder maschinell mit Bohrungen oder Gewinden versehen. Auch werden mit großen Biegemaschinen aus Brennteilen beispielsweise Ringe gewalzt.

Um mehr Platz für weitere Bearbeitungsmaschinen zu haben, folgte 1999 der Umzug von Hochberg ins Industriegebiet in Pleidelsheim, wo HSS in der Stuifenstraße auf einer 3500 Quadratmeter großen Fläche knapp 2000 Quadratmeter mit einer Fertigungshalle bebaute. Sie wurde Ende 2006 um 450 Quadratmeter erweitert für weitere Bearbeitungsmaschinen und Krananlagen. Die Geschäfte liefen inzwischen so gut, dass schon 2009 auf der gegenüberliegenden Straßenseite weitere zwei Hallen (für die mechanische Bearbeitung sowie fürs Sandstrahlen) errichtet wurden und eine davon 2020 nochmals verlängert wurde – so dass sich dort auf rund 4000 Quadratmetern Fläche insgesamt etwa 1700 Quadratmeter an Fertigungshallen sowie Platz für Versand und Logistik befinden.

Zu den Kunden von HSS gehören etwa Hersteller aus dem Kranbau oder Kraftwerksbau, aber auch aus der Fahrzeugindustrie. „70 Prozent des benötigen Stahls kaufen wir selbst direkt bei den Stahlwerken“, erklärt Axel Knorpp. Der Rest werde über den Handel besorgt. HSS bearbeitet den Stahl nach den Vorgaben der Kunden und liefert die Rohlinge, die dann die jeweiligen Hersteller, wie etwa Kranbauer, für ihre Zwecke weiterverarbeiten oder zusammenbauen.

Diese Anforderungen sind auch für den neuen Eigentümer Lotter als Händler interessant. Denn immer häufiger äußerten Kunden, die Stahl bei Lotter kaufen, den Wunsch, auch gleich die die Bearbeitung zu übernehmen, erklärt Helmut Ernst. Insofern sehen beide Seiten in der gemeinsamen Zukunft weitere Wachstumsperspektiven.

Portfolio im Stahlhandel ergänzt

Zugleich ergänzt Lotter mit HSS sein Portfolio im Stahlhandel und in der Stahlbearbeitung. So gehören Lotter die Unternehmen Hagelauer Dewald, ebenfalls mit Sitz in Pleidelsheim, sowie Schrade in Neckarsulm, Industriebau in Bönnigheim, Krönlein in Schweinfurt und Haug in Bad Friedrichshall.

Neben der Stahlsparte handelt Lotter auch mit Produkten der Haustechnik, Bodenbelägen, Stahltüren und Toren sowie insbesondere auch mit Flüssiggas. Die 1840 gegründete Lotter-Gruppe beschäftigt heute an über 50 Standorten in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr mehr als 600 Millionen Euro Umsatz.