1. Startseite
  2. Ticker Test
Logo

Überschuldung geht zurück

350_0900_38574_Schuldenquote_2021_Landkreis.jpg
Creditreform: Wegen der Coronakrise konsumieren die Verbraucher weniger

Stuttgart/Ludwigsburg.. Befürchtungen, dass wegen der Coronakrise die Zahl der überschuldeten Verbraucher steigt, haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die Schuldnerquote ist in der Region Stuttgart mit den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und dem Stadtkreis Stuttgart zurückgegangenen. Wie aus dem Schuldneratlas 2021, den die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag in Stuttgart vorgelegt hat, hervorgeht, waren 165061 erwachsene Personen zum Stichtag 1.Oktober 2021 überschuldet, was einem Rückgang von 10,3 Prozent entspricht.

Auch im Landkreis Ludwigsburg standen 2021 weniger Menschen finanziell im Minus als im Jahr davor. Laut Creditreform waren im Kreis 29458 Personen überschuldet. Das waren 11,3 Prozent weniger als noch im Jahr 2020. Die Schuldnerquote, also der Anteil der überschuldeten Personen an der Bevölkerung, sank im Landkreis von 7,41 Prozent auf 6,56 Prozent.

Der Landkreis steht gut da

„Die Überschuldungssituation der privaten Verbraucher hat sich im Landkreis Ludwigsburg merklich entspannt“, sagt Fabian Strahler, der geschäftsführende Gesellschafter von Creditreform Stuttgart. Zuletzt habe die Schuldnerquote im Landkreis im Jahr 2010 unter sieben Prozent gelegen. Der Rückgang um 0,85 Prozentpunkte entspreche dem Trend in der gesamten Region Stuttgart. Im bundesweiten Vergleich steht der Landkreis gut da, die Schuldnerquote liegt in Deutschland bei 8,86 Prozent. Die geringste Schuldnerquote in der Region Stuttgart hat der Landkreis Böblingen mit einer Quote von 5,93 Prozent.

Der Ludwigsburger Ortsteil Eglosheim (Postleitzahl 71634) verzeichnet laut Creditreform weiterhin die höchste Schuldnerdichte. 10,84 Prozent der erwachsenen Einwohner wiesen hier Überschuldungsmerkmale auf. Gegenüber dem Vorjahr (2020) ist die Schuldnerquote aber überdurchschnittlich stark zurückgegangen (minus 1,41 Prozentpunkte).

Knapp unter der Marke von zehn Prozent liegt die Schuldnerquote im Ludwigsburger Stadtgebiet Grünbühl, Sonnenberg Mitte, Nord, Ost mit 9,91 Prozent. Auch hier verbesserte sich die Verbraucherüberschuldung deutlich. Die Schuldnerquote sank binnen eines Jahres um 1,51 Prozentpunkte.

Creditreform definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Verzicht auf Reisen

„Viele Verbraucher haben ihre Konsumausgaben in den letzten Monaten zurückgefahren“, erklärt Strahler den Rückgang bei der Überschuldung. Ursächlich seien Unsicherheiten über die weitere Einkommensentwicklung und weniger Gelegenheiten zum Geldausgeben bedingt durch die Coronasituation. Die Konsumenten hätten beispielsweise auf Reisen oder Luxusgüter verzichtet. Dadurch seien Überschuldungsprozesse vermieden worden.

Von einem „Überschuldungsparadoxon“, spricht Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Cre-ditreform, angesichts der positiven Zahlen während der lang anhaltenden Coronalage. Bereits im vergangenen Jahr habe sich die Situation erstaunlich positiv entwickelt. Staatliche Leistungen in der Pandemie, insbesondere das Kurzarbeitergeld und die Überbrückungshilfen, hätten die Wirtschaft gestützt und stabilisiert und Insolvenzen verhindert, sagt Hantzsch.

Die Folgen der Coronapandemie seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden zeitverzögert und mit Langzeitwirkung auftreten, befürchtet Hantzsch. Auch Strahler spricht eine Warnung aus. Die Zahlen zur Überschuldung der Verbraucher sähen zwar aktuell gut aus, aber so könne es nicht bleiben. Trotz der jüngsten positiven Entwicklungen dürfe nicht vergessen werden, dass die Schuldnerquote in der Region Stuttgart immer noch höher ist als zu Beginn der Datenerfassung im Jahr 2004.

Sorge wegen Inflation und Energiepreis

Strahler und Hantzsch geben zu bedenken, dass zum Beispiel Kurzarbeit langfristig das Einkommen der Erwerbstätigen stark reduzieren und sich so zum Schuldenrisiko entwickeln könne. Sorge bereiten ihnen auch die anhaltende Inflation und die steigenden Energiepreise, was vor allem Haushalte mit kleineren Einkommen stark belastet. Auch der sich verschärfende Fachkräftemangel sei ein Problem. All diese Faktoren wirkten sich zuerst negativ auf die Wirtschaft aus und dann bremsten sie die Finanzkraft der Verbraucher.