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Verkauf als „große Chance“

Die Fahrschule Kneip (die künftig Rettig heißen wird) ist laut ihrem Chef auch stark in der Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern tätig. Foto: Kneip/p
Die Fahrschule Kneip (die künftig Rettig heißen wird) ist laut ihrem Chef auch stark in der Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern tätig. Foto: Kneip/p
Übernahme besiegelt: Monica Minack (Mitte), Geschäftsführerin der CAP Group und Rettig Gruppe, mit Manuel Kneip (Zweiter von links) und dem Anwaltsteam nach der Vertragsunterzeichnung. Foto: Rettig Gruppe/p
Übernahme besiegelt: Monica Minack (Mitte), Geschäftsführerin der CAP Group und Rettig Gruppe, mit Manuel Kneip (Zweiter von links) und dem Anwaltsteam nach der Vertragsunterzeichnung. Foto: Rettig Gruppe/p
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Die Rettig-Gruppe, die laut eigenen Angaben größte Fahrschule Deutschlands, übernimmt die Bietigheimer Fahrschule Kneip mit ihren beiden Zweigstellen im Kreis Ludwigsburg. Alle Mitarbeiter bleiben an Bord

Bietigheim-Bissingen. Vor fast 40 Jahren, im Jahr 1985, gründete Hans-Jürgen Kneip seine Fahrschule. 2012 stieg sein Sohn Manuel in den Betrieb ein, vier Jahre später fasste er einen Entschluss: Die damals vergleichsweise kleine Fahrschule sollte größer werden. Manuel Kneip setzte seinen Plan in die Tat um – aus fünf Mitarbeitern wurden mehr als 30. Auch die Fahrzeugflotte vergrößerte sich – sie besteht heute aus 25 Pkw, zwölf Motorrädern, vier Lkw und einem Bus. „Wir sind eine Fahrschule aller Klassen und auch stark in der Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern tätig“, sagt Manuel Kneip, „wir können Speditionen und Fuhrunternehmen dabei helfen, Fahrer zu gewinnen.“ Hinzu kommen weitere Angebote – beispielsweise Führerschein-Intensivkurse, Erste-Hilfe-Kurse, Online-Theorieunterricht.

Künftig kann Kneip seine Ideen, die er für seine Fahrschule hat, noch besser umsetzen. Denn die Fahrschule Rettig Gruppe, laut eigenen Angaben die größte Deutschlands mit knapp 200 Mitarbeitern, hat Kneips Firma übernommen, die im Kreis Ludwigsburg an drei Standorten vertreten ist: Die Zentrale ist in Bietigheim-Bissingen, Zweigstellen befinden sich in Besigheim und Sachsenheim. Durch den Verkauf profitiere seine Fahrschule, sagt Kneip: „Wir werden noch stärker.“

Mit der Übernahme treibt die Rettig-Gruppe, die seit Mai 2021 zur finnischen CAP-Group gehört und ihren Hauptsitz in Niederkassel bei Köln hat, ihre Expansion voran. Nun geht es also Richtung Süden: Mit der Kneip-Übernahme wolle man die Marktführerschaft ausbauen, teilt Geschäftsführer Joachim Rettig mit. Außerdem werde damit der Fokus stärker auf die Aus- und Weiterbildung von Lkw- und Busführerscheinen gelegt – neben dem klassischen Geschäft der Pkw- und Motorradausbildung.

Die Gruppe, die ihren Jahresumsatz nicht nennen will, hat laut eigenen Angaben 30 Standorte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz – und nun auch in Baden-Württemberg. Die Rettig Süd GmbH (Süd für Süddeutschland) führt Manuel Kneip nun als Geschäftsführer an. Der Ansporn, sein Unternehmen „nach vorne zu treiben“, sei mit der Übernahme noch größer. „Dieser Verkauf ist eine große Chance für alle Mitarbeiter und mich, sich zu verwirklichen.“ Der Name werde sich noch ändern (von Kneip in Rettig), „aber ich führe wie gewohnt die Fahrschule mit allen Angestellten weiter“, sagt Kneip. Über die Kosten der Übernahme wollen sich beide Seiten nicht äußern.

Eigene Ausbildungsstätte für Fahrlehrer

„Die Fahrschulbranche befindet sich in einem großen Umbruch“, sagt der 36-Jährige. Viele Inhaber von Fahrschulen hätten das „noch nicht so realisiert. Aber auch in dieser Branche entstehen jetzt richtige Unternehmen. Und die Digitalisierung spielt auch eine große Rolle.“ Auch die 1995 gegründete Rettig-Gruppe bietet Online-Unterricht an, außerdem eine Fahrschul-App für die gesamte Führerscheinausbildung. Damit bezeichnet sie sich selbst als „Vorreiter in der Digitalisierung des Fahrschulmarkts in Deutschland“.

Geschäftsführer Kneip sagt über die Übernahme: Er wolle Angebote nicht nur erhalten, sondern ausbauen. Dazu gehört auch, eine eigene Ausbildungsstätte für Fahrlehrer aufzubauen, „damit wir die Anwärter auf unseren Schulen unterrichten und dadurch unseren eigenen Fahrlehrernachwuchs schaffen können“. So solle Nachwuchs für neue Standorte gewonnen und dem Fahrlehrermangel entgegengewirkt werden, teilt die Rettig-Gruppe ergänzend mit. „Der deutsche Fahrschulmarkt bietet mit einem Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro beste Zukunftsaussichten.“

Gleichwohl hat die Coronakrise auch Fahrschulen getroffen. „Wir waren monatelang im Lockdown, also komplett geschlossen“, sagt Kneip. Nach der Wiedereröffnung sei es „zu einem ziemlich hohen Aufkommen von Fahrschülern gekommen, dadurch auch zu langen Wartezeiten“. Doch das gesamte Team habe in dieser schwierigen Zeit zusammengehalten – weshalb er sich „bei allen meinen Angestellten“ bedanke. Kneip: „Nur als Team kann so ein Unternehmen wachsen.“