Als mein Zahnarzt den Behandlungsraum betritt und mich begrüßt, rutscht es unreflektiert aus mir heraus: „Guten Abend, Herr Doktor. Wie geht es Ihnen heute?“
Auf einmal bleibt er stehen und sammelt sich. „Wissen Sie“, sagt er zu mir, „das hat mich hier eigentlich noch nie jemand gefragt.“ Und dann erzählt er mir, was ihn zurzeit beschäftigt, wo er sich Sorgen macht und was er kürzlich erlebt hat.
Eine kleine, harmlose Frage hat bei ihm eine große Lebensfrage an die Oberfläche gespült und zu einer Suche nach Orientierung, Werten und Antworten geführt.
In der Tageslosung für den heutigen Samstag steht: „Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan“ (Matthäus 25, 45). Anderen Menschen zu helfen beginnt damit, dass wir den anderen wahrnehmen und uns Zeit für ihn nehmen. „Wie geht es Ihnen?“ kann in der Tat der erste Schritt unserer Hilfestellung sein.
Vater im Himmel, schenke mir doch den Blick für den anderen Menschen und den Mut, auf diesen zuzugehen und das Gespür, das für die Person Richtige zu tun.
Horst Buchholz
Prädikant
Evangelische Kirchenpflege Ludwigsburg