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Zum Sonntag Masken – nicht nur am Fasching

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An Fasching tragen Narren häufig Masken – viele Menschen tun das auch im Alltag und verstecken ihre Gefühle und ihre Persönlichkeit dahinter. Archivfoto: Holm Wolschendorf
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Pfarrer Frank Schöpe Katholische Kirche Ludwigsburg
Kinder erzählen begeistert von ihren Verkleidungen für die kommenden Faschingstage als Prinzessin, Pirat oder anderes. Auch vielen Erwachsenen geht es in diesen Wochen nicht anders: Wir sind im „Häs“. Ich nehme mich als „Reichenberger Burghexe“ nicht aus und freue mich sehr auf den Fasnetsumzug morgen in Neckarweihingen, bei dem wir dabei sind. In wenigen Tagen aber darf die närrische Zeit auch vorbei sein. Dann beginnt eine andere Zeit mit der Vorbereitung auf Ostern – und das ist gut so. Verkleidungen und Masken werden aufgeräumt.
Ludwigsburg. Doch ist es wirklich so? Ich denke, dass viele Menschen ihre selbstgestalteten Masken das ganze Jahr über aufhaben, um sich mit ihren scheinbaren Schwächen und Macken, mit ihren echten Gefühlen dahinter zu verstecken. Sie haben Angst davor – und dies leider nicht ohne Grund –, ihr wahres Gesicht zu zeigen, weil sie meinen, mit ihrer natürlichen Art, ihren Gefühlen und persönlichen Situationen nicht akzeptiert, sondern ausgegrenzt, ausgelacht zu werden. Für sie ist ihr Leben ein großer schlechter Maskenball. Ich finde dies traurig – denn wie wenig ist in unserem Miteinander oft zu spüren, was im Psalm 139 anklingt: „Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gemacht hast. Ich weiß, staunenswert sind deine Werke.“

Ich habe den Eindruck, dass es in unserer Zeit viele Menschen gibt, die diese Zeilen nicht ehrlich sagen können. Vielmehr lassen wir uns verschiedenste Rollen aufdrängen, oft aus Angst – aufgesetzte Masken – unser wahres Gesicht, unser wahres Ich zu zeigen. Unsere wirklichen Gefühle kommen nicht zum Vorschein.

Ich wünsche allen Fasnetbegeisterten viel Freude in ihren Verkleidungen und unter ihren Masken. Ich wünsche aber uns allen, dass wir in unserem Alltag keine Masken voreinander brauchen. Sondern einander akzeptieren können in unseren Gefühlen, persönlichen Situationen, Lebensformen und vielem mehr, dass wir uns trauen können, auf dem großen Lebensball unseren eigenen, unverwechselbaren und einmaligen Stil zu tanzen.