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Die ersten Siedler und ihre Spuren

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Reibestein, Beil, Gefäß: Manfred Gutbrod (oben) zeigt im Etterhof seine und Wolf Kimmerles steinzeitliche Funde und Replikate.
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Reibestein, Beil, Gefäß: Manfred Gutbrod (oben) zeigt im Etterhof seine und Wolf Kimmerles steinzeitliche Funde und Replikate.
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Reibestein, Beil, Gefäß: Manfred Gutbrod (oben) zeigt im Etterhof seine und Wolf Kimmerles steinzeitliche Funde und Replikate.
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Reibestein, Beil, Gefäß: Manfred Gutbrod (oben) zeigt im Etterhof seine und Wolf Kimmerles steinzeitliche Funde und Replikate.
Als wahre Fundgrube haben sich die Felder rund um Hemmingen für Manfred Gutbrod in den vergangenen Jahrzehnten erwiesen. In der neuen Jahresausstellung im Etterhof präsentiert der Vorsitzende des Ortsgeschichtlichen Vereins erstmals seine ältesten Fundstücke, die aus der Jungsteinzeit stammen. Einige interessante Exponate hat zudem Wolf Kimmerle aus Asperg beigesteuert, ebenfalls ein passionierter Feldgänger, wie sich die Hobbyarchäologen nennen. Am Sonntag wurde die Ausstellung unter dem Titel „Das Neolithikum in Hemmingen und Umgebung“ eröffnet.
Ludwigsburg. Mehr als 7000 Jahre haben Gutbrods älteste Funde auf dem Buckel. Die Scherben sind Relikte der so genannten Bandkeramischen Kultur, also der frühsten nachgewiesenen menschlichen Siedler in der Hemminger Gegend. Zwischen 6000 und 5000 vor Christus lebten die Bandkeramiker dort. Charakteristische für ihre Töpfereien sind die linearen Bandverzierungen, erläutert Gutbrod. Auch von der darauf folgenden Kultur – der Großgartacher, benannt nach Ausgrabungen in Großgartach, das heute zu Leingarten (Landkreis Heilbronn) gehört – hat er Hinterlassenschaften entdeckt.

Typisch für sie, die etwa 1000 Jahre später im Hemminger Raum Verbreitung fand, sind Bogengirlanden als Gefäßverzierungen, die mit Hölzern, Tierknochen oder auch mit Fingernägeln in den noch weichen Ton einkerbt wurden. Vergleichend kann man die Keramikfundstücke beider Kulturen in einer der Vitrinen nebeneinander betrachten. Begleittexte zur Ausstellung vermitteln Hintergrundwissen zu ihnen und wie sie ihre Töpfereien gebrannt haben. Wie die Gefäße in intaktem Zustand aussahen, zeigt eine von Gutbrod gefertigte Nachbildung, die an der gegenüberliegenden Fensterfront aufgehängt ist.

„Ein besonderes Exponat ist die Schiebemühle“, macht der Hobbyarchäologe auf ein Ausstellungsstück aufmerksam, das ganz unten in der Vitrine steht. Meist finde man nur Bruchstücke solcher Steine, berichtet Gutbrod. Aber Wolf Kimmerle habe das Glück gehabt, einen unbeschädigten zu entdecken. Auch er habe noch etliche interessante Funde gemacht, etwa eine Beilklinge, die er jedoch an das Landesdenkmalamt übergeben habe.

Einen Eindruck wie die Werkzeuge der damaligen Menschen ausgesehen haben bekommen Ausstellungsbesucher dennoch: zum einen anhand der Rekonstruktionen von Beilen und Sicheln, die Kimmerle mit Originalklingen gefertigt hat, zum anderen durch die Nachbauten Gutbrods, an denen Ausstellungsbesucher sogar selbst Hand anlegen dürfen.

So kann man sich an einer jungsteinzeitlichen Bohrmaschine versuchen, deren Konstruktion so einfach wie zweckmäßig ist. Als Bohrer dient dabei ein Rehknochen, der mittels eines Bogens zum Drehen gebracht werden kann und mit dem sich mit viel Ausdauer und Muskelkraft tatsächlich ein Stein bearbeiten lässt. Auch wie die Menschen des Neolithikums Korn gemahlen haben, können Besucher im Selbstversuch erfahren.

Info: Die Jahresausstellung „Das Neolithikum in Hemmingen und Umgebung“ im Etterhof, Eisgasse 7 in Hemmingen, kann sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.