Sieverding legt in ihrer Arbeit immer wieder den Fokus auf politisch-gesellschaftliche Entwicklungen. In ihren Werken thematisiert sie etwa, dass früher vor allem Männer auf Magazincovern zu sehen waren und selten Frauen. Auch Genderthematiken habe sie vor Jahren schon aufgegriffen: «Ich denke, dass ich sehr früh mit den Porträts alles klar machen wollte, was dann später als transgender und so weiter bekannter wurde», sagte Sieverding. Auf wenigen Porträts sei nur sie zu sehen, oft gebe es Verbindungen zu anderen. Als Frau habe man die Fähigkeit, sich ins Männliche zu versetzen, sagte die Künstlerin. Aber auch andersrum sei das wünschenswert.
Der neue künstlerische Leiter des Museums und Kurator der Schau, Udo Kittelmann, sagte, Sieverding werde der Aufgabe der Kunst, anders über die Welt nachzudenken, in besonderer Weise gerecht. In all den Jahren habe sie immer wieder ein gutes Gespür für aktuelle Themen in der Gesellschaft bewiesen. Aufgrund der großen Formate arbeite Sieverding auch stets an der Grenze zum öffentlichen Raum.
Die Schau ist eine Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg und gibt einen Überblick aus allen Werkphasen der Wahl-Düsseldorferin - von Videoarbeiten aus den 1960er Jahren über Selbstporträt-Serien der 1970er Jahre bis hin zu aktuellen Produktionen, in denen es unter anderem um den Lockdown während der Corona-Pandemie geht. Ab kommender Woche ist auch eine Präsentation im Salon Berlin geplant, bei denen Sieverding-Werke zum Thema Rassismus gezeigt werden sollen.
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