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Raubfische vor Kraftwerk
«Wie im Jacuzzi»: Massenhaft Haie vor Israels Küste

Haie tummeln sich vor Israels Küste
Vor Israels Küste sind in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Haie gesichtet worden. Sie sammeln sich im flachen Wasser vor dem Küstenort Chadera. Foto: Hagai Nativ
Hai wird gefangen
Ein 1,8 Meter langer Sandbankhai wird von Forschern vor der Küste der nordisraelischen Stadt Chadera gefangen, um ihm zu untersuchen. Foto: Ariel Schalit/AP
1,8 Meter lang
Ein 1,8 Meter langer Sandbankhai wird von Forschern von der Uni Haifa gemessen. Foto: Ariel Schalit/AP
Forschungsboot
Forscher suchen vor der Küste der nordisraelischen Stadt Chadera in der Nähe eines Kraftwerkes nach Haien im Mittelmeer. Foto: Ariel Schalit/AP
Forscher untersuchen Hai
Ein Sandbankhai wird von Forschern der Uni Haifa untersucht. Foto: Ariel Schalit/AP
Hai vor Israels Küste
Ein Hai schwimmt vor Israels Mittelmeerküste. Foto: Hagai Nativ/Morris Kahn Marine Research Station-University of Haifa
Seit Ende November werden Dutzende Haie vor der Küste Israels gesichtet. Angezogen werden sie von einem unnatürlichen Phänomen.

Chadera (dpa) - Vor der Küste von Israel sind in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Haie gesichtet worden. Sie sammeln sich im flachen Wasser vor dem Küstenort Chadera, rund 50 Kilometer nördlich von Tel Aviv.

«Hier tummeln sich manchmal 50 bis 100 Haie», sagte Meeresforscher Ejal Bigal der Deutschen Presse-Agentur. Eine derart große Population an Sandbank- und Schwarzhaien sehe man selten. Angezogen würden sie offenbar von warmem Wasser, das aus einem nahe gelegenen Kraftwerk ins Meer gepumpt wird, sagte der Wissenschaftler der Universität Haifa.

Bigal untersucht seit vier Jahren, was die Tiere ins östliche Mittelmeer treibt. In den letzten 100 Jahren seien 95 Prozent der Mittelmeer-Haie ausgerottet worden. Da sie flaches Wasser nahe der Küste bevorzugten, seien sie schneller von Fischern gefangen worden, erzählt er. Zudem würden sich Sandbankhaie (Carcharhinus plumbeus) spät fortpflanzen – oft erst nach 20 Jahren. Umso erstaunlicher sei es, so viele Exemplare der gefährdeten Art an einem Ort zu sehen.

Die Forscher um Bigal sehen das nahe gelegene Kraftwerk als Grund für die Anwesenheit der vielen Haie. Es leitet warmes Wasser ins Meer und genau dort sammeln sich die Tiere. «Mitten im Jacuzzi», scherzt Bigal. Kürzlich fingen die Wissenschaftler an, neben Blut- und Gewebeproben auch Ultraschallbilder von den Tieren zu sammeln.

Möglicherweise locke auch Fischreichtum die Jäger in die Gegend. Fest steht, dass jedes Jahr andere Haie kommen. Das weiß Bigal, da er bereits 41 Tiere mit Sensoren versehen hat, um ihre Wege nachzuverfolgen. Zwei Sandbankhaie seien bereits vor zwei Jahren in Chadera gewesen, die übrigen seien Neulinge.

Für Bigal ist Chadera ein einzigartiger Ort - im guten wie im schlechten Sinn: Zwar sind die Bedingungen durch das Kraftwerk künstlich, doch das flache Wasser sei ein «Labor mitten in der Natur». Man müsse die Tiere nicht aus dem Wasser ziehen, um sie zu untersuchen. Allerdings fragt er sich, ob die Nähe zum Menschen ideal sei. Taucher tummeln sich gern zwischen den Tieren, vom Strand aus sind die Haie mit bloßem Auge erkennbar.

«Man wird "Shark Watching" nicht verhindern können», meint Bigal. Er sieht darin eine Chance, Menschen aufzuklären. Schließlich seien Haie enorm wichtig für das Ökosystem, weil sie kranke Meerestiere fressen und Populationen anderer Spezies kontrollieren.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie die Haie noch bis Mai beobachten können. Dann wandern die Tiere erfahrungsgemäß wieder in kühlere Gewässer.

Morris-Kahn-Marineforschungsstation der Uni Haifa