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Münster im Südwesten setzen auf vorbeugenden Brandschutz

Das Ulmer Münster
Das Ulmer Münster. Foto: Stefan Puchner/Archivbild
Ein stundenlang wütendes Feuer verwüstet die Kathedrale Notre-Dame in Paris. Die Flammen sind gelöscht. Das Feuer hat auch die Menschen im Südwesten betroffen gemacht.
Ulm.

Freiburg/Münster/Paris (dpa/lsw) - Der verheerende Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat am Dienstag auch im Südwesten tiefe Betroffenheit ausgelöst. «Der Brand dieses einzigartigen Kulturdenkmals geht uns alle an. Er hat uns daher sehr erschüttert», sagte der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Michael Hörrmann. Notre-Dame gehöre zum Weltkulturerbe und stehe als herausragendes Monument ganz beispielhaft für die Bedeutung des kulturellen Erbes für alle Menschen.

Ein solcher Brand ist nach Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege auch in den jahrhundertealten Kirchen in Baden-Württemberg nicht auszuschließen. «Was in Paris passiert ist, lässt sich, wenn man ehrlich ist, nirgends ausschließen», sagte der Amtspräsident Claus Wolf in Esslingen. Die Münster im Südwesten setzen auf vorbeugenden Brandschutz. In den Münstern in Ulm und Freiburg läuteten um 12.00 Uhr die Glocken als Zeichen der Solidarität, wie es in den jeweiligen Gemeinden hieß.

Ähnlich wie im Pariser Gotteshaus besteht der Dachstuhl des Freiburger Münsters aus Holz. Münsterbaumeisterin Yvonne Faller sagte, man versuche das Risiko durch vorbeugenden Brandschutz zu senken. Im Bereich des Dachs sei eine Brandmeldeanlage angebracht, die Gefahr frühzeitig anzeigen könne. Faller sagte, sie halte wenig von Sprinkleranlagen. Solche automatischen Löschanlagen könnten durch das hinausgepumpte Wasser erhebliche Schäden an einem Kirchengewölbe anrichten. Man diskutiere, wie die ohnehin hohen Sicherheitsbestimmungen während Bauarbeiten weiter verbessert werden könnten.

Michael Hilbert, Münsterbaumeister in Ulm, nannte ebenfalls den vorbeugenden Brandschutz als Möglichkeit, ähnliche Katastrophen zu vermeiden. Dass es in der berühmten Ulmer Kirche seit dem 19. Jahrhundert ein Dachstuhl aus Metall gibt, sei mit Blick auf den Brandschutz eine gute Sache. Das Ulmer Münster sei zudem seit einigen Jahren mit einer modernen Brandmeldeanlage ausgestattet. Zudem seien Gegenstände aus Holz - etwa alte Kirchenbänke - aus dem Dachstuhl der größten evangelischen Kirche Deutschlands entfernt worden, so dass bei einem Brand möglichst wenig brennbares Material vorhanden sei. Wie seine Kollegin Yvonne Faller, so hält auch Hilbert wenig von Sprinkleranlagen. Es bestehe die Gefahr, dass sich Vertiefungen in den Gewölben mit Wasser füllten und wegen des Gewichts einstürzten.

Zunächst war unklar, wieso das Feuer in der Pariser Kathedrale ausgebrochen war, es gab aber die Vermutung, der Brand könnte mit Bauarbeiten auf dem Dach zusammenhängen. Laut Wolf ist es in Paris möglicherweise zu einem Kurzschluss bei Bauarbeiten gekommen. «Die Gefahr besteht natürlich immer, weil diese Kirchenbauten, die aus dem Mittelalter stammen, einfach nicht so sind, dass sie da überall Steckdosen für Starkstrom haben», erklärte Wolf. «Das heißt, sie müssen den Strom immer von außen irgendwie reinbringen. Und wenn da Hunderte von Kabeln verlegt sind mit irgendwelchen Stromkästen, kann es natürlich immer mal passieren, dass da ein Fehler passiert.»

Christian Hermes, Stadtdekan von Stuttgart sprach der französischen Generalkonsulin in Stuttgart schriftlich sein tiefes Mitgefühl aus. Wie die Katholische Kirche in der Landeshauptstadt mitteilte, ist eine Spenden- und Benefizaktionen in Stuttgart geplant, die dem Wiederaufbau von Notre-Dame dienen soll.

Der Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, rückte im Gespräch mit dem SWR die Risiken für die Feuerwehrleute in den Fokus. Als Beispiel für Risiken und Gefahren nannte Broemme etwa die Dämpfe geschmolzener Bleiplatten, die normalerweise in Kathedralen verbaut seien. «Dieses Blei tropft dann ab und bleibt unten liegen - da muss man natürlich mit Atemschutz arbeiten, weil Bleidämpfe sehr gesundheitsschädlich sind», sagte der THW-Präsident.

Freiburger Münsterbauverein

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