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Navis und Radios: Erneut Schlag gegen Autoschieber-Bande

Schlag gegen Autoschieber-Bande
Ein gestohlenes Navigationssystem liegt auf der Pressekonferenz zu einer gefassten Autoschieber-Bande auf einem Tisch. Foto: Fabian Sommer
Wieder und wieder soll eine Bande aus Litauen zugeschlagen haben - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn weit mehr als 200 Mal brachen die mutmaßlichen Autoknacker in abgestellte Wagen ein, klauten vor allem Navis und Radios und richteten einen Millionenschaden an.
Heilbronn.

Heilbronn (dpa/lsw) - Nach Hunderten Beutezügen ist eine Bande mutmaßlicher Autoknacker geschnappt worden. Es seien mindestens 279 einzelne Taten aufgeklärt worden, teilten die Staatsanwaltschaften Heilbronn und Mosbach mit. Die Diebstähle - darunter vor allem Navigationsgeräte und Autoradios - sollen einen Schaden von insgesamt mehreren Millionen Euro angerichtet haben. Eine besondere Vorliebe zeigte die Bande laut Polizei für Modelle des bayerischen Herstellers BMW. Weitere Einzelheiten sollten am Donnerstagnachmittag in Heilbronn mitgeteilt werden.

An den Ermittlungen beteiligt waren neben den beiden Staatsanwaltschaften auch die baden-württembergische und die bayerische Polizei, das Bundeskriminalamt (BKA), die europäische Polizeibehörde Europol, die litauischen Sicherheitsbehörden und Beamte aus Belgien.

Immer wieder sorgen organisierte Autoknacker-Banden für Schlagzeilen. Während in Baden-Württemberg allerdings immer mehr Autos komplett geklaut werden, sinkt die Zahl der Aufbrüche stark. Laut Landeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr 1785 Fälle registriert - das sind 25 Prozent weniger als im Jahr zuvor. «Es wird anscheinend häufiger nicht nur ein Teil gestohlen, sondern gleich der ganze Wagen geklaut und zerlegt», sagte Kfz-Händler Dietmar Clysters vom Landesverband des Kraftfahrzeuggewerbes.

Nach Angaben des BKA ist Litauen ein führender illegaler Absatzmarkt für die gestohlenen Produkte in Osteuropa. Außerdem ist es ebenso wie Polen als Transitland bekannt. «Über diese Staaten verlaufen auch die Hauptverschieberouten entwendeter Kraftfahrzeuge in Richtung Zentralasien», heißt es beim BKA.

In Deutschland geknackte Autos oder Teile würden meistens ins Ausland geschmuggelt, die Wagen dort zerlegt. «Insbesondere in afrikanischen und osteuropäischen Staaten besteht nach wie vor eine hohe Nachfrage nach günstigen Kfz-Ersatzteilen», heißt es im Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2017 des BKA. «Diese kann durch die Entnahme von Ersatzteilen aus entwendeten Kfz gedeckt werden.» Verkauft würden Teile wie Airbags oder Navis, aber auch größere Komponenten wie Motoren, Getriebe und Karosserieteile «über gängige Internetportale».

Die Motivation zum Beutezug? Laut BKA lohnt sich vor allem das geringe Risiko. «Beim Diebstahl von Kfz-Teilen handelt es sich um ein Massendelikt, bei dem hohe kriminelle Erträge einer in der Regel geringen Straferwartung gegenüberstehen», teilt das BKA mit. Autobesitzern machen die Ermittler wenig Hoffnung: Das Phänomen werde «ein attraktives Betätigungsfeld für Straftäter bleiben».

Sicherheitsbericht Baden-Württemberg 2018, Seite 49

Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2017