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Theaterauszeichnung für Autor und Regisseur Wajdi Mouawad

Wajdi Mouawad
Der französisch-libanesische Regisseur Wajdi Mouawad. Foto: Toni Garriga/EFE/dpa/Archivbild
Nur langsam bewegt sich wieder etwas auf den baden-württembergischen Bühnen, der Vorhang geht angesichts der Corona-Auflagen eher zaghaft auf. Da wirkt die hochdotierte Auszeichnung für einen Autor und Dramatiker wie ein Aufatmen. Zumal es sich um eine Premiere handelt.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Der französisch-libanesische Regisseur Wajdi Mouawad erhält den «1. Europäischen Dramatiker*innen Preis» des Schauspiels Stuttgart. Finanziert vom baden-württembergischen Kunstministerium sei es die erste hochkarätige Auszeichnung, die die dramatische Kunst in Europa in all ihrer Vielfalt in den Blick nehme und sie als verbindendes Element zwischen den europäischen Kulturen verstehe, teilte das Theater am Mittwoch mit. Die mit 75 000 Euro dotierte Auszeichnung soll dem 51-Jährigen am 20. September überreicht werden.

«In den Stücken werden die prägenden Wunden und Verletzungen der jüngeren Vergangenheit, vor allem im Nahen Osten, benannt und nacherlebbar», begründete der Jury-Vorsitzende und Autor Peter Michalzik die Entscheidung. In seinen Werken arbeite Mouawad mit großen Geschichten, Schockmomenten und zugespitzten Konstellationen. «Mouawad schafft Szenen und Stücke von überwältigender dramatischer Wucht», sagte Michalzik. Wahrheit und Lüge, Herkunft und Identität, Versöhnung und Feindschaft seien selten leidenschaftlicher und intensiver thematisiert worden als bei ihm.

Mouawad wurde 1968 im Libanon geboren und wuchs in Frankreich auf. Als Kind emigrierte er nach Kanada, absolvierte dort später ein Schauspielstudium und gründete seine erste Theatergruppe. Seit 2016 ist er Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris. Zu seinen bekanntesten Werken gehören «Verbrennungen» und das Familien- und Gesellschaftsdrama «Vögel», das in mehrsprachiger Fassung auch im Stuttgarter Repertoire gespielt wird.

«Mit der gezielten Würdigung von Kunst und Kultur in Form des neuen Preises setzen wir ein starkes und insbesondere auch europaweit wirkendes Signal», sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwoch. Die aktuelle politische Situation Europas werde durch die künstlerische Auseinandersetzung im Theater mit den Grundwerten wie Freiheit und Zusammengehörigkeit reflektiert und offengelegt. Der Gegenwartsdramatik komme dabei eine hervorgehobene Rolle zu. Nach Einschätzung von Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) «fördert und festigt gerade die Auseinandersetzung mit europäischer Literatur das Verständnis zwischen den Kulturen».

Am Wochenende der Preisverleihung im September wird Mouawad auch auf anderen Stuttgarter Bühnen präsent sein: Auszüge aus seinem Werk sollen dann in lokalen Theater gespielt werden.

Neben dem Hauptpreis für Mouawad wird die 1998 geborene Autorin, Dramatikerin und Schauspielerin Jasmine Lee-Jones mit dem Nachwuchspreis in Höhe von 25 000 Euro ausgezeichnet, den die SRH Holding finanziert. Der «Europäische Dramatiker*innen Preis» soll künftig alle zwei Jahre vom Schauspiel Stuttgart verliehen werden.

Biografie Mouawad auf der Homepage des Schauspiels Stuttgart